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Eltern fordern keine Schließzeiten in den Kindergärten / Hans-Peter Rose aus Jerchel: "Kind soll nicht rumgeschubst werden"

Von Ilka Marten 15.03.2011, 05:28

Mit einem offenen Brief wenden sich Eltern einer Initiative, die sich am Freitag das erste Mal in Jerchel traf, an die Stadt und die Fraktionen. Sie fordert die Abschaffung der Kita-Schließzeiten in den Sommerferien sowie zwischen Weihnachten und Neujahr in der Stadt Gardelegen. Initiatoren sind Hans-Peter und Monika Rose aus Jerchel. 2012 werden für alle städtischen Einrichtungen diese Regelungen gelten, in diesem Jahr profitieren viele Kitas noch von den alten Satzungen ihrer früheren Gemeinden.

Gardelegen/Jerchel. Für Hans-Peter Rose ist klar: "Mir geht es ums Kind, es soll nicht rumgeschubst werden, das passiert noch früh genug im Leben." Der Jercheler und seine Frau Monika Rose sind Eltern eines kleines Sohnes, der die Kita in Kloster Neuendorf besucht. Und die Kita schließt, wie alle städtischen Betreuungseinrichtungen in der Kernstadt, zwei Wochen in den Sommerferien und die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr.

Zwar könnte ihr Kind, wenn der Nachweis erbracht wird, dass es nicht möglich ist, Urlaub zu nehmen, in einer anderen städtischen Einrichtung betreut werden, aber "unsere Kinder sollen insbesondere in den ersten Lebensjahren in einer vertrauten, geborgenen Umgebung aufwachsen. Dies muss möglichst ungestört und ohne Unterbrechungen in einer Einrichtung geschehen", schreiben Roses gemeinsam mit anderen Eltern in einem offenen Brief, mit dem sie sich an die Stadtratsfraktionen wenden und weitere betroffene Eltern als Mitstreiter finden wollen (siehe Infokasten). Ein erstes Treffen von Eltern gab es dazu am Freitagabend in Jerchel.

Für die Kitas in Kloster Neuendorf und Berge gibt es seit 2010 Sommer-Schließzeiten wie in Gardelegen, dieses Jahr wird zum ersten Mal die Kita Jeseritz betroffen sein.

Für die Einrichtungen in Mieste, Miesterhorst, Solpke, Estedt, Jävenitz, Lindstedt und Letzlingen "ändert sich dieses Jahr noch gar nichts, weil die alten Satzungen noch gelten", sagte Hauptamtsleiter Klaus Richter gestern. Er fügte hinzu, dass es die Schließzeitenregelung in Gardelegen seit einigen Jahre gebe, "und grundsätzlich haben wir damit keine Probleme". 2011 wird es für die Jeseritzer Kita nun zum ersten Mal die Schließzeit geben, weil sich die Gemeinde bereits 2010 eingemeinden ließ. Als Alternative stehe für die Eltern dann für diese zwei Wochen entsprechend eine Gardeleger Einrichtung zur Verfügung oder aucheine in Mieste oder Solpke, erläuterte Richter: "Es hängt dann am Ende auch von den konkreten Kinderzahlen ab." Fest stehe, dass für alle Einrichtungen ab 2012 die Schließzeiten gelten werden, so der Hauptamtsleiter.

"Es gibt immer Eltern, die das nicht hinnehmen wollen"

Doch es geht nicht nur um die eigentliche Schließzeit, denn die Gardelegerin Romy Gille kritisierte während des Eltern-Treffens in Jerchel einen weiteren Punkt: "Wir zahlen während der Schließzeit den vollen Beitrag."

Bis auf die Kita Hellbergwichtel in Estedt, die seit 2009 eine Sommer-Schließzeit hat und auch 2011 wieder zwei Wochen Sommerpause geplant hat, haben alle anderen neu dazugekommenen Einrichtungen auch im Sommer durchgehend geöffnet. Susann Wischeropp, Leiterin der Estedter Hellbergwichtel, betonte gestern: "Wir machen das nicht, um die Eltern zu ärgern. Aber bei sechs Erzieherinnen im Kindergarten und 13 in der Krippe können wir so 60 und 130 Tage Urlaub auf einen Schlag abbauen." Die Einrichtung sei Eltern auch immer behilflich gewesen, bei Bedarf für diese zwei Wochen eine andere Einrichtung für die Kinder zu finden, so Wischeropp.

Heidrun Pagen, Leiterin der Villa Regenbogen in Mieste, befürwortet die Sommer-Schließzeit ebenfalls: "Ich hätte mich gefreut, wenn wir sie dieses Jahr schon gehabt hätten. Wir sind acht Erzieher, dann wären schon einmal 80 Tage Urlaub weg." Und sie fügte hinzu: "Es gibt immer Eltern, die das nicht hinnehmen wollen."

Auch eine andere Kita-Leiterin sprach sich für die Schließzeit aus, "denn es gibt Kinder, die noch nie Urlaub gemacht haben, und das Kind hat auch ein Recht darauf, Urlaub mit Eltern zu machen".

Sehr deutlich fällt auch das Urteil von Ines Giggel, der Leiterin der Köckter Abenteuerlandes aus, eine der vier freien Kitas im Stadtbereich: "Uns gibt es seit 14 Jahren, und nach dem ersten Jahr haben wir gemerkt, dass es ohne Schließzeit nicht geht, denn wir sind nur drei Erzieher. Macht eine Urlaub, muss die andere Überstunden machen." Ihre Einrichtung schließt jeden Sommer sogar drei Wochen, als einzige im Stadtbereich. "Und wir haben dabei keine Probleme mit unseren Eltern", betonte Giggel. Die Schließzeit werde mit der Einrichtung in Dannefeld, die ebenfalls zwei Wochen Pause macht, abgesprochen, so dass Köckter Kinder dort betreut werden könnten. Giggel: "Aber das waren höchstens ein oder zwei, die das bislang in Anspruch genommen haben."

Ein anderes Modell gibt es in der integrativen Kita Arche Noah, Träger ist die evangelische Kirchengemeinde: Dort sind zwei Wochen Sommerpause. Berufstätige Eltern können ihre Kinder in dieser Zeit aber in einer Feriengruppe betreuen lassen.