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Musik macht Kinder kreativ und fröhlich - ein Besuch bei den jüngsten Schülern der Kreismusikschule Wo die Jüngsten ordentlich auf die Pauke hauen

Von Gesine Biermann 15.03.2011, 05:29

Früh übt sich, wer ein großer Musiker werden will. Ganz früh übt sich, wer später mal gut in der Schule werden will. Denn Musik machen macht schlau. Wie schon die Jüngsten auf Musikunterricht reagieren, wie viel Spaß sie daran haben, erleben ihre Eltern im Musikgarten der Kreismusikschule auch in Gardelegen.

Gardelegen. "Also meine Trompete ist viel lauter", sagt der vierjährige Stephan selbstbewusst. Gerade hat Cheyenne - sie ist immerhin zwei Tage älter als er - versucht, dem großen glänzenden Instrument einen Ton zu entlocken. Heraus kommen allerdings nur Pustegeräusche. Musiklehrerin Anna Wolfowski, die die andere Seite der vermeintlichen "Trompete" festhält, lächelt: "Ja das ist schwer", sagt sie.

Die Trompete, erklärt sie den acht Kindergartenkindern dann, sei indes eine Posaune. Und wie sich deren Töne anhören, haben die Jungs und Mädchen gerade gehört. Das Musikstück vom CD-Player haben sie sogar mitgesungen. Und nun staunen alle ehrfurchtsvoll über das blitzende Blechinstrument. "Das ist ja Gold", flüstert Joseline und tippt vorsichtig an das Metall. Dann aber haben sie genug gestaunt. Anne Wolfowski merkt es ihnen schon an. Jetzt wollen die Kinder wieder selbst etwas machen. Sie drückt wieder den Knopf am CD-Player und stimmt das Lied vom Schneemann an. Das kennen alle und singen es mit. Anschließend liegen sie gemeinsam mit ihren Muttis auf dem Bauch und malen so einen Schneemann.

Eine der Tonfolgen aus dem Schneemannlied sollen sie sich dann allerdings merken. Denn nachdem die Schneemannbilder gebührend bestaunt worden sind, holt Anne Wolfowski den Klangstab aus dem Regal - der sieht aus wie ein Xylophon aus Holzröhren - und spielt ihnen die einfache Melodie einmal vor. Und siehe da, die Kinder haben aufgepasst. Alle nacheinander wiederholen die Töne aus dem Lied fast fehlerfrei. Eigentlich schon der Beginn der Notenlehre. Aber das wissen die acht kleinen Musiker nicht. Sie haben einfach nur Spaß am Nachmachen und Ausprobieren, lachen und kichern und laufen zwischendurch immer wieder zu ihren Muttis - die wie der Nachwuchs ohne Schuhe vergnügt auf den Matten am Fußboden sitzen - um ihnen was ins Ohr zu flüstern oder lautstark zu verkünden, was sie alles schon können.

Dass sie auch später, wenn sie dann zur Schule gehen, manches schon können, was sich ihre Klassenkameraden vielleicht erst erarbeiten müssen, dass ihnen Konzentration und das Erfassen komplexer Zusammenhänge leichter fallen werden, darüber sind sich Experten seit Jahren einig. Denn Studien zeigen, dass Kinder, die spielerisch an Musik herangeführt werden, später oft intelligenter und kreativer sind als gleichaltrige Jungen und Mädchen. Musikalische Früherziehung macht schlau. Das zweifelt heute wohl niemand mehr an.

Dabei spielt die Musikalität der Kinder, und auch die der Eltern, gar keine Rolle, versichert Anna Wolfowski. Kinder haben ein Gespür für Rhythmus und Töne. Selbst wenn Papa früher als Brummer aus dem Schülerchor verbannt wurde oder Mama sich nur unter der Dusche laut zu singen traut.

So bewegen sich die sieben Musikgartenkinder in Gardelegen zum Beispiel taktgenau zu den Tönen beim Tüchertanz. Auch die Jungs: "Immer wenn ich Zeit habe, tanze ich", verrät Lars den Mädels an seiner Seite. "Ich tanze aber wie ein Cowboy."

Lena neben ihm will allerdings lieber Prinzessin sein, schwenkt die bunten zarten Tücher ganz elegant durch die Luft. Carla wird dabei zur Haremsdame, denn ihr pinkfarbenes Tuch fällt wie ein Schleier über ihr Gesicht. Sie hebt es neckisch hoch und lässt es wieder sinken. Immer im Takt, versteht sich.

Und dass die acht Musikgartenkinder den Takt auch sonst gut halten können, zeigen sie schließlich, als Anna Wolfowski endlich das Regal mit den Schlaginstrumenten zum Ausräumen freigibt. Mit den Trommeln hat Cowboy Lars (4) ohnehin schon länger geliebäugelt. Er kann es anscheinend kaum erwarten, mal ordentlich auf die Pauke zu hauen. Klar, schließlich ist Lars ein echter Junge und gibt schon mal den Takt vor. Sein Nachbar Stephan setzt ein, und schließlich wird die ganze Gruppe zu einem wilden Indianerstamm, der, wenn auch rhythmisch, doch ordentlich laut ist. Die Stunde ist nämlich fast vorbei, die Aufmerksamkeit lässt nun doch ein bisschen nach. Anna Wolfowski weiß das schon und hat als letztes noch mal einen Tanz eingeplant, "an dem sich auch die Muttis" wieder beteiligen sollen. "Die haben heute sowieso zuviel ausgeruht", sagt sie lächelnd. So wird der Abschluss der Musikgartenstunde eine fröhliche Runde, bei der die Muttis noch einmal mit durch den Raum tanzen, was sie offensichtlich genau so genießen wie ihre Kinder.

Und selbst wenn später aus Lars kein zweiter Mozart und aus Cheyenne keine Clara Schumann wird, diese gemeinsame gemütliche Stunde im Musikgarten der Gardeleger Musikschule, mit der Mama - oder vielleicht auch mal mit dem Papa - ist für sie auf jeden Fall ein wunderschönes Erlebnis. Und das bietet die Kreismusikschule immer freitags ab 16.30 Uhr für Kinder von drei bis fünf Jahren, montags und dienstags sogar schon für Kinder ab 18 Monate an. Wer sich das einmal anschauen möchte, ist übrigens immer willkommen, versichert Anna Wolfowski. Nähere Informationen gibt es in der Kreismusikschule Gardelegen unter (0 39 07) 91 04 20 oder in Salzwedel (0 39 31) 42 24 41.