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Mit Dr. Toir Müller gibt es jetzt in Gardelegen einen Facharzt für Spezielle Schmerztherapie Dem Schmerz auf der Spur

Von Gesine Biermann 30.03.2011, 06:30

Seit wenigen Tagen hat Gardelegen einen Schmerztherapeuten. Dr. Toir Müller eröffnete jetzt seine neue Praxis im Gardeleger Altmark-Klinikum. In den Räumen der ehemaligen Tagesklinik hilft der niedergelassene Spezialist Menschen, die unter den verschiedensten Formen von Schmerzen leiden.

Gardelegen. Vor vielen Jahren war hier mal die Notfallaufnahme der Klinik. Wer durch die Tür ins Souterrain trat, hatte Schmerzen. Sehr starke zuweilen.

Den Patienten von Dr. Toir Müller, der hier seit wenigen Tagen seine Praxis führt, geht es nicht anders. Wer sich bei ihm in Behandlung begibt, leidet. Manchmal schon jahrelang. Dr. Müller weiß, was Schmerzen bedeuten. Denn genau sie sind seine Spezialisierung. Ihnen geht er auf den Grund. Manchmal auch da, wo seine Kollegen nicht mehr weiter wissen.

Denn "Schmerzen sind ein weites Feld", sagt Müller. "Schmerz ist nicht gleich Schmerz", und der werde zudem auch sehr unterschiedlich empfunden. Aber Schmerzen, vor allem chronischer Art, haben dennoch eines gemein: "Sie verändern den Menschen." Gegenüber der Familie, gegenüber den Kollegen, "Schmerz macht fast immer die Lebensqualität kaputt", weiß der Mediziner.

Gestern hat er sich ein bisschen Zeit für ein Gespräch mit der Volksstimme genommen. Dienstags öffnet er nämlich erst am Nachmittag seine Praxis. Und noch ist der Andrang ja nicht so groß. Die meisten Menschen wissen schließlich noch gar nicht, dass es ihn gibt. Einen reinen Schmerztherapeuten suchte man bislang ohnehin vergebens in der Region. In Klötze gibt es noch einen Schmerzspezialisten, der allerdings auch Orthopäde sei und deshalb natürlich hauptsächlich orthopädische Patienten behandele, sagt Müller. An Arbeit wird es ihm also wohl nicht fehlen.

Was aber eigentlich kann ein Schmerztherapeut, was ein Allgemeinmediziner oder anderer Facharzt nicht leistet? Können nicht alle Ärzte Schmerzen lindern?

Müller lächelt ein bisschen. Und er denkt einen Moment nach. "Meine Aufgabe ist es natürlich auch, zuerst der Ursache des Schmerzes auf den Grund zu gehen", sagt er dann. Danach aber gebe es unendlich viele Therapieansätze, um diesen Schmerz gezielt zu lindern.

"Ja, natürlich auch mit Medikamenten", bestätigt Müller. Das Spektrum sei riesig. "Es gibt hunderte Schmerzmittel". Und dazu auch ebensoviele Nebenwirkungen, die es zu beachten gelte. Denn die "Prophylaxe von Nebenwirkungen" fällt selbstverständlich auch in sein Ressort.

"Aber es gibt auch ganz andere Methoden", um Schmerzen zu Leibe zu rücken. Viele Fachausdrücke hat er dafür. Ohne die geht es eben nicht in einem Gespräch mit Medizinern. Für seine Patienten sei indes nur eines wichtig: "Schmerzen können zwar nicht immer geheilt werden. Auch ich kann das nicht", sagt Müller, "aber, ganz oft können sie erheblich gelindert werden." Manchmal müsse eben nur die richtige Methode gefunden werden.

Und genau das hat der Facharzt für Anästhesie in Spezialkliniken in Bochum und Berlin erlernt. Gerade hat er die Weiterbildung beendet. "Nun möchte ich gern in diesem Bereich arbeiten," sagt Müller.

Über das Angebot des Altmark-Klinikums, die Räume im Souterrain zu mieten, habe er sich deshalb sehr gefreut. Denn dass man gegenseitig voneinander profitieren könne, dessen ist er sich sicher.

Dafür allerdings muss der verheiratete Familienvater täglich fahren. "Ich bin ein Wessi", sagt er augenzwinkernd. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er nämlich seit fast 20 Jahren im niedersächsischen Velpke. Und sein Geburtsort liegt allerdings weit entfernt. Sein ungewöhnlicher Vorname verrät es. Müller wurde in Tadschikistan, in der damaligen UdSSR, geboren. Hat allerdings deutsche Wurzeln und spricht auch hervorragend deutsch. Und er hört zu, auch noch nach der zwanzigsten Frage.

Denn Fragen wird er künftig wohl viele beantworten müssen. Und alle werden mit Schmerzen zu tun haben. Mit Rücken- oder Kopfschmerzen, mit postoperativen oder mit Tumorschmerzen. Und denen will er dann gemeinsam mit dem Patienten, manchmal aber auch gemeinsam mit einem Kollegen aus anderen Fachbereichen zu Leibe rücken.

Wer zum Beispiel mit Zahnschmerzen zu ihm komme, den werde er wohl lieber zum Zahnarzt schicken, sagt der Doktor schmunzelnd.