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BI "Kein CO2-Endlager Altmark" informierte in Kakerbeck über eventuelle Gefahren und lohnenden Kampf/Stefan Quisdorf: "Firmen reagieren auf Widerstand"

Von Conny Kaiser 12.05.2011, 04:29

Der Landtag von Sachsen-Anhalt berät am morgigen Freitag über einen Antrag der Fraktion der Linken, in Sachsen-Anhalt keine CCS-Technologie (siehe Kasten) zur Anwendung zu bringen. Die Bürgerinitiative "Kein CO2-Endlager Altmark" will vor dem Parlament Präsenz zeigen und warb am Dienstag während einer gut besuchten Informationsveranstaltung in Kakerbeck um Mitstreiter.

Kakerbeck. "Wenn wir hier zu einer Sondermülldeponie werden, verlieren wir alles." Dann würde es keinen Tourismus mehr geben, die klimafreundliche Energiegewinnung durch Tiefengeothermie ließe sich nicht mehr realisieren. "Und denken Sie nur an Ihr Grundwasser", so Roger Amelung, Mitglied der Bürgerinitiative (BI) "Kein CO2-Endlager Altmark".

Diese veranstaltete am Dienstag einen Informationsabend im Kakerbecker Dorfgemeinschaftshaus. Es ging darum, über die bei Maxdorf geplante CO2-Verpressung und die Gefahren, die sich laut BI daraus ergäben, aufzuklären. Zudem wurde der Abend genutzt, um über erneuerbare Energien zu informieren. "Denn wir sollten uns angewöhnen, CO2 zu vermeiden. Dann brauchen wir es nicht abzuspeichern", sagte Stefan Quisdorf. Der Kalbenser ist ebenfalls Mitglied der BI und engagiert sich dafür, dass sich die Einheitgemeinde Kalbe zur klimafreundlichen Kommune entwickelt.

Alles andere als klima- und vor allem menschenfreundlich finden er und seine Mitstreiter hingegen die CCS-Technologie. Im Zuge eines Forschungsprojektes sollen im altmärkischen Maxdorf bis zu 100000 Tonnen CO2 verpresst werden. Die Anlage, die laut Quisdorf "Millionen gekostet" hat, steht bereits. Denn unter der westlichen Altmark befindet sich eine Erdgaslagerstätte. Die weist allerdings bis zu 600 Bohrlöcher auf. Mehr als 400 davon, so die BI in einem Info-Flyer, seien zu DDR-Zeiten verschlossen worden - mit Material, das nicht CO2-resistent sei. Zudem bestehe die Gefahr, dass es durch den erneuten Druck, der durch die CO2-Speicherung entstehe, zu Verwerfungen, Einbrüchen und zu Rissen kommen könne, durch die CO2 austreten könne. "Ein Anteil von acht Prozent in der Atemluft genügt, um den Tod herbeizuführen", heißt es in dem Info-Flyer

Was die BI-Mitglieder besonders fassungslos macht, ist, dass im CCS-Gesetzentwurf vom Juli 2010 zwar davon die Rede sei, dass bei Havarien "geeignete Maßnahmen" zu ergreifen seien, dass aber niemand sagen könne, wie genau diese dann aussehen würden, dass die Langzeitsicherheit des Forschungsprojektes bei Maxdorf nicht gewährleistet sei und dass die Verantwortlichkeit nach 30 Jahren auf den Staat übergehen solle. Deshalb wurde am Dienstagabend gefordert, sich an den Aktivitäten der Bürgerinitiative zu beteiligen.

"Wir wollen am 13. Mai Präsenz zeigen, und jeder ist willkommen"

Eine davon startet am morgigen Freitag vor dem Magdeburger Landtag. Denn zwischen 12.45 Uhr und 13.25 Uhr soll dort über einen Antrag der Linken beraten werden. Dabei geht es darum, die CCS-Technologie in Sachsen-Anhalt nicht zur Anwendung zu bringen. "Wir wollen am 13. Mai ab 12 Uhr Präsenz zeigen, und jeder von Ihnen ist willkommen", so BI-Mitglied Dr. Christfried Lenz an die Adresse der Zuhörer.

Auch die Kakerbeckerin Maike Dietrich gehörte Dienstagabend dazu. Sie erklärte, dass sie der Ansicht sei, dass der neue Ministerpräsident Reiner Haseloff "den Ausstieg aus der Atomenergie als Argument für die Verpressung von CO2 " nutze. "Ich habe manchmal das Gefühl", so Dietrich, "ich bin als Bürgerin egal."

Das jedoch sei nicht der Fall, wie Roger Amelung erklärte. "Wir haben dafür gesorgt, dass die CO2-Verpressung aus dem Landesentwicklungsplan gekippt wurde", so der Ellenberger. Und Stefan Quisdorf fügte an: "Firmen" wie Vattenfall und Gaz de France Suez "reagieren durchaus auf Widerstand. Wir sind ein Beispiel dafür, dass dieser funktionieren kann, indem wir informieren und eine Öffentlichkeit für das Thema schaffen." Da die CO2-Verpressung Ländersache werden solle und sich Sachsen-Anhalt noch nicht endgültig dazu positioniert habe, müsse weiter agiert werden, so Christfried Lenz. "Man muss sich einfach aufraffen. Denn niemand kann begründen, dass die Technologie wirklich ungefährlich ist."

Nach Kuhfelde und Kakerbeck will die BI am 17. Mai auch in Gardelegen über das Thema CO2-Speicherung aufklären. Dort lädt sie zu 19.30 Uhr in das Wirtshaus ein, wo als Gastredner auch der SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen Barth erwartet wird.