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Vereine sollen sich stärker an den Betriebskosten beteiligen / Für einige wird es billiger Zehn Euro pro Stunde für Hallennutzung

Von Gesine Biermann 29.12.2011, 05:22

Die Vereinsvorsitzenden wurden bereits informiert: Künftig zehn Euro pro Stunde will die Stadt für die Nutzung von Sporthallen haben. Für die meisten ist es deutlich mehr als zuvor, für einige aber auch weniger.

Gardelegen l Die Stadt muss sparen und arbeitet kontinuierlich daran. Erst kürzlich wurde der Hallenwartvertrag für die Miester Turnhalle zugunsten der Stadtkasse geändert (wir berichteten) "Zukünftig werden aber auch die Sportvereine stärker in die Verantwortung genommen", kündigte Kämmerer Maik Machalz in diesem Rahmen an. Genau aus diesem Grund gab es am 19. Dezember Gespräche mit den Vorsitzenden von Sportvereinen aus der Stadt und den Ortsteilen. Musterverträge für die künftige "Beteiligungsvereinbarung" wurden bereits erstellt.

Laut diesen sollen sich Vereine ab dem 1. Januar 2012 mit 10 Euro je Stunde und Übungseinheit an den Betriebskosten der Sporthallen beteiligen. Dabei zählt in der Gardeleger Willi-Friedrichs-Halle und der Miester Sporthalle jeweils eine Hallenhälfte, in allen anderen Hallen die komplette Fläche als eine Übungseinheit. Eine Abrechnung der Beiträge erfolgt je angefangene halbe Stunde. Für Vereine, die die Halle ganzjährig nutzen, ist eine Ermäßigung von 30 Prozent vorgesehen.

Ein Gardeleger Verein, den dies betrifft, ist zum Beispiel der SG Blau-Weiß Badminton Gardelegen. Als ganzjähriger Nutzer zahlt er nun einen Stundensatz von 7 Euro. Bis Ende 2010 waren es 3,50 Euro, im vergangenen Jahr 4 Euro, bezifferte Vereinschef Holger Stanke auf Nachfrage. Schon jetzt sei klar, dass die neue Gebühr nur über eine Anpassung der Vereinsbeiträge aufgefangen werden könne. Ob das allerdings alle Vereinskameraden mittragen wollen oder können, sei nicht sicher.

Ganz neu ist die Umlage von Betriebskosten zudem in den Ortsteilen Lindstedt, Estedt und Letzlingen. Dort müssen sich die Vereine nun erstmals damit auseinandersetzen.

"Mit diesen Beiträgen sollten alle Sportler leben können"

Eher froh gestimmt über die neue Beteiligungsvereinbarung mit der Stadt zeigte sich hingegen Wilfried Schlitter, Vorstand im SV Komet Solpke. Denn für seinen Verein ergeben sich durch die neue Festlegung deutliche Einsparungen. So wurde zum Beispiel die Spielgemeinschaft Handball bei Punktspielen in der Miester Halle, die am Wochenende stattfanden, bislang dafür zur Kasse gebeten. Dies fällt nun weg, da Pokal- und Punktspiele nicht unter die Umlagepflicht fallen. Wesentlich günstiger werde das Training weiterhin für die Sportler aus Potzehne, Breitenfeld oder Mieste in der Solpker Halle. Sie zahlen nun 10 statt vorher 15 Euro, da die Umlagen innerhalb des Stadtgebietes nun gleich sind. "Für viele verbessert sich die finanzielle Situation damit deutlich", so Schlitter, und: "Ich finde, mit diesen Beiträgen sollten alle Sportler leben können."

Eine Auffassung, die auch Jens Bombach, Sektionschef für den Fußball beim SSV 80 Gardelegen, vertritt. Ein Drittel der Fußballer seien von der Gebührenerhöhung betroffen, bezifferte er. "Zehn von 14 Mannschaften sind Kinder-und Jugendliche. "Und ich denke, dass die Maßnahme grundsätzlich notwendig ist", versicherte Bombach. Als Finanzausschussvorsitzender kennt der Gardeleger schließlich auch die finanzielle Situation der Stadt. Zudem verfügten die Sportler insbesondere in der Kernstadt über zwei hervorragend ausgestattete Hallen.

Grundsätzlich, so der Sinn der neuen Vereinbarungen, zahlen vom 1. Januar an alle Vereine im Stadtgebiet die gleichen Anteile an den Betriebskosten. Und das wird sich für die Stadt auch lohnen. Spülte die Betriebskostenumlage allein für die Vereine in der Kernstadt im vergangenen Jahr noch rund 5170 Euro in die Stadtkasse, sollen es im kommenden Jahr 13500 Euro sein. Dazu kommen die Umlagen aus den Ortsteilen, die derzeit noch nicht zu beziffern sind. Denn welche Vereine und Sportgruppen in welcher der Hallen wann und wie oft trainierten, darüber habe man sich in der Verwaltung zunächst einmal einen Überblick verschaffen müssen. Laut Hauptamtsleiter Klaus Richter kein einfaches Unterfangen.

"Vereine und Kommune sollten sich zusammensetzen"

Mit den neuen Beteiligungsvereinbarungen soll dies nun anders werden. Als Grundlage für die Abrechnung gelten nämlich jetzt die im Belegungsplan festgelegten Trainingszeiten der Vereine, unabhängig davon, ob das Training tatsächlich stattfand. Die Pflicht zur Kostenübernahme entfällt erst, wenn eine schriftliche Abmeldung durch den Verein vorliegt. Dies allerdings sei keine starre Regel, versicherte Richter. Sollte ein Sportverein eine Halle zum Beispiel einmal längere Zeit nicht nutzen können, obwohl dies im Belegungsplan angezeigt sei, werde, "wenn das rechtzeitig mitgeteilt wird", auch nichts berechnet.

Ebenfalls ohne Berechnung bleiben selbstverständlich alle Trainingszeiten von Kindern und Jugendlichen. Veranstaltungen wie Freundschaftsspiele oder Spaßturniere könnten nach Antragstellung ebenfalls vom Entgelt befreit werden. Dies ist allerdings laut Mustervereinbarung eine Einzelfallentscheidung.

Ein weiterer Punkt in dem Vertrag regelt schließlich die Schlüsselfrage. Denn Schlüssel hatten in der Vergangenheit, insbesondere in den kleineren Hallen, "so viele Leute, dass wir gar keinen Überblick mehr darüber haben", sagte Richter. Nun soll auch hier den Vereinen mehr Verantwortung übertragen werden. Denn für die Schlüssel haften diese nun auch bei Verlust. Da möglicherweise Schließanlagen eingebaut werden sollen - laut Richter "eine Überlegung" - könnte es bei Verlust teuer werden. Ein Nachmachen von Schlüsseln wäre auch nicht so einfach.

Dass die eingenommenen Umlagen letztendlich trotz der Erhöhungen noch lange nicht die Betriebskosten, decken ist sicher. Das allerdings müssen sie auch nicht. Die Beteiligung der Vereine muss laut der Sportstättensicherungsverordnung, "die übrigens noch aus DDR-Zeiten stammt", lediglich angemessen sein, erläuterte gestern Lutz Bengsch, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes, auf Nachfrage. Was angemessen sei, "ist aber natürlich eine dieser Gummibandformulierungen", so Bengsch. "Vereine und Kommune sollten sich deshalb zusammensetzen und klären, was möglich ist, ohne dass der Sport gefährdet ist".