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Bürgermeisterspende ermöglichte Sanierung der Eichenstatue am Salzwedeler Tor / Arbeiten beendet Der hölzerne Torwächter ist wieder richtig schick

Von Cornelia Ahlfeld 17.08.2012, 05:18

Der Torwächter am Salzwedeler Tor blickt wieder im jugendlichen Angesicht auf die Besucher hinunter. Die Sanierung des hölzernen Gesellen ist abgeschlossen. Ermöglicht hat dies Bürgermeister Konrad Fuchs, der zu seinem 60.Geburtstag um Spenden für diese Aktion gebeten hatte.

Gardelegen l "Aufgehübscht" wurde er, der hölzerne Torwächter am Salzwedeler Tor. Bürgermeister Konrad Fuchs freute sich, dass die von ihm verpasste Verjüngerungskur so gut gelungen ist. Gestern sah er sich vor Ort das Ergebnis von mehrwöchigen Sanierungsarbeiten an, die eine Gardeleger Tischlerei in seinem Auftrag ausgeführt hatte. Denn er war es auch, der die Arbeiten bezahlte. Konrad Fuchs feierte im Dezember des vorigen Jahres seinen 60. Geburtstag. Auf Geschenke hatte er verzichtet und stattdessen um Spenden für die Sanierung des Torwächters gebeten. Insgesamt zahlte Fuchs 2200 Euro auf ein städtisches Spendenkonto ein. 1500 Euro kostete die Torwächter-Verschönerungskur. Die restlichen 700 Euro spendete Fuchs dem Gardeleger Kultur- und Denkmalpflegeverein.

Begonnen hatten die Arbeiten am Torwächter am 3. Mai. "Ursprünglich hatten wir geplant, den Torwächter abzubauen und in unserer Werkstatt aufzuarbeiten", sagte Tischlermeister Guido Baatz, der mit seinem Lehrling Max Texdorf aus Wernitz die Arbeiten ausgeführt hat. Diese Variante wäre für das Trocknen des Holzes die bessere gewesen. Geklappt habe dies nicht, denn der schätzungsweise sieben Tonnen schwere und fast sechs Meter hohe Geselle sei mit einem riesigen Betonfundament im Erdreich befestigt worden. "Da hängt praktisch ein anderthalb Meter großer Betonklotz dran", sagte Baatz.

"Der war ganz schön durstig. Wir haben eine ordentliche Menge an Farblasur verbraucht"

Daraufhin sei beschlossen worden, die Statue vor Ort zu sanieren. Der Torwächter wurde eingerüstet, gründlich abgekärchert, eine Moos- und Algenschicht auf dem Holz sowie ein Pilzbefall im Fundamentbereich gründlich beseitigt. Danach folgte das Make-up der Verjüngerungskur. Der Torwächter wurde mit einer Eichenlasur behandelt. "Der war ganz schön durstig. Wir haben eine ordentliche Menge an dieser Farblasur verbraucht", erzählte Baatz. Zum Abschluss wurden im Wurzelbereich noch ein Salzdepot angelegt, um die Fäulnis zu verhindern. "Ich denke, das Resultat kann sich sehen lassen. Der Torwächter ist wieder fit und wird bis zum nächsten Jubiläum gut durchhalten", meinte Baatz.

Im nächsten Jahr, genauer gesagt am 28. Februar 2013, wird der Torwächter zehn Jahre alt. Das nächste Jubiläum wäre dann am 28. Februar 2023 zu feiern, nämlich der 20. Geburtstag des Gesellen. Nach Einschätzung des Tischlermeisters hält die Verjüngerungskur gut zehn Jahre. Danach müsste er vermutlich erneut behandelt werden.

Allerdings ist der Torwächter wesentlich älter, vermutlich einige hundert Jahre alt. Denn bis zum 30. Januar 2002 stand der Torwächter noch als riesige Eiche vor dem Salzwedeler Tor. Ein Sturm brachte den mächtigen Baum ins Wanken. Er stürzte um und blieb zunächst einige Wochen liegen. Ursprünglich sollte der Stamm dann zersägt werden. "Ein Anwohner hatte mich dann angerufen und gesagt, dass wir das nicht machen können. Der Baum gehört zur Geschichte der Stadt und wäre vermutlich 250 Jahre alt", erinnerte sich Bürgermeister Konrad Fuchs an die Entstehungsgeschichte des Torwächters.

So blieb der Stamm etliche Wochen am Tor liegen. Bis ein Mann des Weges kam mit einer tollen Idee. Das war Roland Lindner, ein Motorsägenkünstler aus Zeitz, der für den Suchthilfeverein Adrome einige Arbeiten ausführte und somit zu damaligen Zeitpunkt vor Ort war. Lindner schenkte der uralten Eiche somit ein zweites Leben und ließ den Baum als hölzernen Torwächter wieder auferstehen. Bei seiner Arbeit wurde Lindner von Adrome-Mitarbeitern unterstützt. Am 28. Februar 2003 wurde das Kunstwerk feierlich enthüllt. Damit hatte Gardelegen ein Denkmal, das so ziemlich einzigartig sein dürfte im Land. Dem Künstler verhalf dieses Werk zu internationaler Anerkennung.

Bedauerlich dabei ist nur, dass der Torwächter im Miniaturformat, den einer von den Adrome-Mitarbeitern angefertigt hatte, die Jahre nicht überdauert hat. Der kleine Wichtel hatte dem Torwächter einige Zeit Gesellschaft geleistet. Eines Tages war er verschwunden und ist seither auch nie wieder aufgetaucht.