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  7. Insolvenzverfahren für Peniger Brauerei eröffnet

Betroffen sind auch Brauereistandorte in Gardelegen und Luckenwalde / Erste Gespräche mit einem Interessenten Insolvenzverfahren für Peniger Brauerei eröffnet

Von Cornelia Ahlfeld 26.09.2012, 03:21

Am 17. September wurde für die Peniger Spezialitätenbrauerei im Amtsgericht Chemnitz das Insolvenzverfahren eröffnet. Zur Insolvenzmasse gehört auch das Garley Traditionsbrauhaus in Gardelegen. Geschäftsführer waren Maximilian und Ingrid Hösl.

Gardelegen/Penig/Chemnitz l Die Insolvenz kam nicht mit einem Paukenschlag. Vermutet wurde schon länger, dass es nicht mehr so richtig läuft. Denn seit mindestens einem Dreivierteljahr wird im Gardeleger Brauereigebäude kein Garley-Bier mehr abgefüllt. Brauereichef Maximilian Hösl indes hatte Ende Januar noch Gerüchte zurückgewiesen, wonach die Gardeleger Brauerei vor dem Aus stünde. Das sei nicht der Fall. Es werde zwar in Gardelegen kein Garley mehr abgefüllt. Das passiere nunmehr in der Peniger Spezialitätenbrauerei, deren Inhaberin Ingrid Hösl, die Ehefrau von Maximilian Hösl, sei. Gebraut indes werde das Garley weiterhin am Standort Gardelegen.

Antrag beim Amtsgericht Chemnitz

Nun könnten einige Veränderungen auf die Brauereistandorte zukommen. Am 17.September um 16.09 Uhr wurde im Amtsgericht Chemnitz das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Ingrid Hösl, Inhaberin der Peniger Brauerei, eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Dr. Dirk Herzig von einer Rechtsanwaltsgesellschaft für Insolvenzverwaltung, die bundesweit an 36Standorten tätig ist, bestellt. Zuvor hatte Ingrid Hösl beim Chemnitzer Amtsgericht die Insolvenz beantragt.

"Die Insolvenz erstreckt sich auf das Gesamtvermögen von Frau Hösl", erläuterte gestern Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Rechtsanwaltsgesellschaft, auf Nachfrage. Das bedeute, dass zur Insolvenzmasse auch die Gardeleger Spezialitätenbrauerei sowie eine Brauerei in Luckenwalde, die ebenfalls vom Ehepaar Maximilian und Ingrid Hösl betrieben worden sind, gehört. Beide Standorte seien allerdings seit längerem nur noch als Logistikstandorte genutzt worden. Gebraut und abgefüllt wurde in der Peniger Spezialitätenbrauerei. Das Unternehmen soll möglichst weitergeführt werden. Ziel sei es, so Schorlemmer, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und die Brauerei zu restrukturieren. Das Insolvenzverfahren stünde allerdings noch ganz am Anfang. Unterdessen hätten aber erste Gespräche stattgefunden. "Es gibt einen Interessenten", sagte Schorlemmer. Der Sohn des Ehepaares Hösl, Maximilian Hösl junior, habe signalisiert, die Peniger Brauerei zu übernehmen. Ob auch die anderen Marken, wie die Garley-Marke, einbezogen werden können, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Offen sei, ob die Übernahme überhaupt zustandekomme oder ob es andere Investoren gebe, die Interesse an den Brauereistandorten haben. "Das Verfahren läuft, und die Markenrechte sind Teil der Insolvenzmasse", stellte Schorlemmer klar. Der Insolvenz- verwalter werde jedenfalls prüfen, inwieweit die Markenrechte weiterverwendet werden können.

Von der Insolvenz sind 30 Mitarbeiter betroffen, darunter 15 Mitarbeiter, die in Teilzeit beschäftigt sind. Die Belegschaft sei bis Ende Oktober durch das Insolvenzgeld abgesichert. Die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens begründete Herzig in einer Pressemitteilung mit "hohen Schulden des Betriebes, die Folge einer Standort-Schließung in Herborn sind". Hösl hatte bis zum 31. Juli eine Brauerei in Herbronn gepachtet. Weitere Gründe seien laut Herzig der Verlust eines Großkunden sowie Probleme mit Leergut-Rückläufern. "Außerdem setzten die strukturellen Probleme auf dem deutschen Biermarkt insbesondere die Regional- und Spezialitäten-Brauereien unter Druck", heißt es weiter in der Pressemitteilung.

Biermarke feiert 2014 700. Geburtstag

Die Garley-Brauerei gehört zu den ältesten Brauereien Deutschlands. Im Jahre 1314 erhielt die Stadt vom Markgrafen Waldemar das Malzrecht. In zwei Jahren würde also das Garley-Bier als Marke seinen 700. Geburtstag feiern. Bis 1972 wurde die Brauerei privat geführt. Es folgte die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb. Nach der Wende wurde das Unternehmen privatisiert - mit zuerst guten Ergebnissen. 1998 betrug die Jahresproduktion 52000 Hektoliter. 19 Mitarbeiter waren beschäftigt. Im April 2005 wurde für die Garley-Spezialitätenbrauerei das Insolvenzverfahren beantragt. Am 2. Mai 2005 pachtete Ingrid Hösl das Brauerei-Objekt vom damaligen Insolvenzverwalter. Gemeinsam mit ihrem Mann begründete sie das Garley Traditionsbrauhaus seit 1314. Anfang Januar dieses Jahres wurde die Abfüllung in Gardelegen eingestellt.

Maximilian Hösl wollte sich gestern nicht zum laufenden Verfahren äußern. Nur soviel: Der Brauereibetrieb in Penig gehe weiter. Möglicherweise gebe es in Kürze bereits positive Nachrichten.

Das hofft auch die Stadt Penig, wie Manuela Tschök-Engelhardt, Amtsleiterin der Finanzverwaltung und Pressesprecherin der Stadtverwaltung Penig, betonte. Die Peniger Brauerei habe eine über 300-jährige Tradition und liege im Stadtzentrum nahe des Rathauses. Mit Blick auf die Mitarbeiterschaft sei es wünschenswert, dass die Brauerei weiter Bestand habe.