1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Radieschen wachsen nicht im Supermarkt

EIL

Neues Projekt "Gartenkinder": Landfrau Christine Haag gärtnert mit Bergzower Kita-Kindern Radieschen wachsen nicht im Supermarkt

Von Sigrun Tausche 19.04.2013, 03:13

Ein Stuhlkreis, ein Beutel Erde, Schalen und Töpfchen, kleines Gartengerät und mehrere Tüten Gemüsesamen: "Gartenkinder" im Kindergarten. Das neue Projekt der Stiftung "Besser essen" in Zusammenarbeit mit dem Landfrauenverband startete gestern in der Kita Bergzow.

Bergzow l Christine Haag vom Landfrauenverband freut sich sehr über dieses neue Projekt. Sie hat alles, was man fürs Gemüse-Gärtnern im kleinen Rahmen braucht, ins Auto gepackt und besucht die Kindergärten der Region. In Hohenseeden war sie schon, gestern war Bergzow an der Reihe, Derben und Güsen stehen noch auf der Liste.

Auf der Grünen Woche in Berlin im Januar dieses Jahres wurde das Projekt "Gartenkinder" aus der Taufe gehoben. "Die Resonanz ist überwältigend. Viele Kindergärten und Kitas haben sich bereits angemeldet", heißt es auf der Internetseite der Stiftung, www.besseressen-besserleben.org.

Ein Projekt für Kitas in Berlin und andere Stadtkinder - o.k, mag sich mancher denken. Aber wozu muss man Kindern auf dem Dorf erklären, wo das Gemüse herkommt? Dass Kühe lila sind und die Milch aus der Tüte kommt, glauben doch auch nur Stadtkinder, oder?

Nicht nur Christine Haag weiß, dass die Realität anders aussieht. Während sie mit den Bergzower Kindern in der Runde sitzt und das kleine Gartenprojekt erstmal theoretisch vorbereitet, fragt sie unter anderem: "Wer weiß denn, wo das Obst und Gemüse herkommt?" Antworten wie: "Die Radieschen kommen von Kaufland!" geben dann schon zu denken, und man ist geradezu freudig überrascht, wenn ein Kind auch mal mehr weiß darüber, wie Gemüse heranwächst.

Und das in einem kleinen Dorf wie Bergzow? Erzieherin Rosel Baltzer kann erklären, warum das so ist: "Die Eltern der Kinder haben alle keinen Garten mehr, in dem Gemüse angebaut wird, nur einige Großeltern noch." Was früher besonders auf dem Dorf selbstverständlich war, ist es heute längst nicht mehr: Kinder wachsen nicht mehr mit dem direkten Bezug zur Natur auf, weil viele Eltern zur Arbeitsstelle weit fahren müssen und keine Zeit und Muße mehr haben für das Gärtnern.

Wie aus einem Samenkorn eine Gemüsepflanze wird, an der Erbsen, Bohnen oder Tomaten wachsen, und wie ein Radieschen geerntet wird, das erleben viele Dorfkinder ebenso wie Stadtkinder nun zum ersten mal durch das Projekt "Gartenkinder". Ganz stolz sind jene, die schon etwas wissen, und ganz eifrig beim Mithelfen eigentlich alle. Erde in die Schalen füllen, die kleinen Samen hineinlegen, gießen... "Was braucht eine Pflanze zum Wachsen?" fragt Christine Haag. "Sonne!" "Regen!" Auf einem Bild ist das alles noch einmal erklärt, und das verstehen die Kinder. Sie bekommen von Christine Haag noch ein kleines Zimmergewächshaus, in das sie die Aussaatschalen stellen können, und werden nun jeden Morgen nachschauen, ob schon ein Pflänzchen gekeimt ist. Und natürlich gießen.

Draußen auf dem Gelände der Kita gibt es ein Beet, wo die Pflanzen später wachsen können, wenn sie groß genug sind, sagt Rosel Baltzer. Einige Tomatenpflanzen haben die Kinder bereits herangezogen. Nun kommen Sonnenblumen, Erbsen und Kresse dazu. Etwas später wird Christine Haag noch einmal herkommen, um mit ihnen Paprika, Kürbisse und andere wärmeliebende Arten auszusäen. Und noch später, um mit ihnen zu ernten und leckere Sachen aus dem eigenen Gemüse zuzubereiten.

Informationen in Internet: "www.besseressen-besserleben.org" sowie bei Christine Haag, Landfrauenverband, Telefon (03 93 44) 4 08 07, E-Mail: christinehaag@web.de