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Maik Laute ist der neue Verwaltungsfachangestellte in Jerichow Alles andere als langweilig

Von Franziska Ellrich 15.08.2013, 03:09

In nur zwei Jahren hat Maik Laute die Umschulung vom Tischler zum Verwaltungsfachangestellten erfolgreich abgeschlossen. Das Beste: Er wurde übernommen und ist jetzt der Neue im Bauamt in Jerichows Stadtverwaltung.

Jerichow l Wenn man plötzlich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem gelernten Beruf arbeiten kann, ist es wie zurückgeworfen werden. Man fängt bei Null an. Genauso ging es Maik Laute. Der gelernte Tischler kann keine Arbeit mehr machen, die ihn körperlich zu sehr anstrengt. "Erstmal musste ich mich informieren, was es überhaupt für Berufe gibt, die zu mir passen würden", erinnert sich der Genthiner.

Dabei geholfen hat ihm das Berufsförderungswerk Magdeburg. Dessen Gesellschafter sind die Deutsche Rentenversicherung Bund und Mitteldeutschland. "Die Mitarbeiter der Rentenversicherung waren damals meine Ansprechpartner und ich bin dankbar, dass mir so gut geholfen wurde, eine Alternative zu finden", sagt Maik Laute. Er nahm an Seminaren zur Berufsfindung teil. Dort wurden vor allem kaufmännische Berufe vorgestellt. Die Informationen über die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten hat der 35-Jährige bei einer Computerrecherche im Berufsförderungswerk entdeckt.

Und dann ging alles ganz schnell. In Magdeburg wurden psychologische und körperliche Tests durchgeführt. "Ergebnisse alle positiv. Schnell war klar: Der Job kommt für mich in Frage", war Maik Laute erleichtert. Überbetrieblich umschulen kam für ihn nicht in Frage. "Direkt in einem Betrieb zu lernen, ist immer besser." Bloß wo werden gerade Verwaltungsfachangestellte ausgebildet?

Maik Lautes Ehefrau arbeitet als Erzieherin in einer Kindertagesstätte der Stadt Jerichow. Sie empfiehlt ihm 2011: "Ruf doch einfach mal in der Stadtverwaltung an, die bilden bestimmt aus." Kurze Zeit später wird der Genthiner zum Vorstellungsgespräch ins Rathaus nach Jerichow eingeladen. Und er bekommt den Ausbildungsplatz. Allerdings darf diese nicht wie gewohnt drei Jahre, sondern nur zwei Jahre dauern. Dafür trägt die Deutsche Rentenversicherung die Kosten der Umschulung.

"Wir hatten von Anfang an Vertrauen in ihn, dass er das auch alles in der kürzeren Zeit schafft", sagt Anja Schünicke. Gemeinsam mit Carolin Anderfuhr ist sie in der Verwaltung verantwortlich für die Auszubildenden. Neben Maik Laute lernt gerade noch eine Zweite im Haus.

Wenn gerade keine Berufsschule ist, durchlaufen die Azubis alle Ämter in der Verwaltung. Wieder die Schulbank zu drücken, war für den 35-Jährigen erstmal ungewohnt. "Das viele Lernen hat mich ganz schön gefordert", gibt Maik Laute zu. "Diese Ausbildung ist eine Riesen-Herausforderung, man wird plötzlich mit Hunderten Gesetzestexten konfrontiert", weiß Anja Schünicke, wie anspruchsvoll der Weg bis zum fertigen Verwaltungsfachangestellten ist.

Auf dem Schreibtisch von Maik Laute liegen große Gesetzessammlungen, die einzelnen Abschnitte hat er mit bunten Klebezetteln markiert. "Das macht es in der Prüfung leichter, um die richtigen Paragrafen zu finden." Vier schriftliche und eine mündliche Abschlussprüfung musste der Vater von zwei Söhnen bestehen. 20 Minuten lang dauerte das Abschlussgespräch, in dem der Prüfer Maik Laute mit der Frage konfrontierte: "Wozu gibt es überhaupt eine Hundesteuer?"

Maik Laute argumentiert aus der Perspektive der Gemeinden, spricht von Satzungen und Durchschnittseinkommen. Für den Kontakt mit Bürgern ist er geübt. "Das macht den Beruf auch so spannend, man hat immer mal wieder mit Bürgern zu tun und ist auch draußen unterwegs." Draußen ist Maik Laute zurzeit vor allem, um Fotos von Grundstücken der Gemeinde zu machen. Nach seiner Ausbildung hat er eine Stelle im Bauamt der Stadt Jerichow bekommen.

Seine erste Aufgabe: Für die neu eingeführte doppelte Buchführung alle Grundstücke und Straßen der Stadt erfassen. "Bis 2014 muss das alles fertig sein, da kann es schon mal stressig werden", sagt Maik Laute. Trotzdem ist er sehr froh über die familienfreundlichen Arbeitszeiten in der Verwaltung. "Es ist toll, dass ich in der Nähe meiner Heimat arbeiten und nachmittags noch Zeit für meine Familie haben kann."