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Sigurd Schossig erneut zur Obstsortenbestimmung in den Genthiner Baumschulen Zu Besuch bei der großen Apfelfamilie

Von Simone Pötschke 07.10.2013, 03:32

Sigurd Schossig (83), weithin bekannter Apfelexperte, gab am Sonnabend zum wiederholten Male in den Genthiner Baumschulen Auskünfte zum Nulltarif, als es um die Bestimmung des begehrten Kernobstes ging.

Genthin l Um welche Apfelsorten es sich handelt, die in ihren Pachtflächen zu dieser Jahreszeit heranreifen, wollten Ruth und Wolfgang Schüler in Erfahrung bringen, als sie den Entschluss fassten, am Sonnabend den Rat des Pomologen Sigurd Schossig in Anspruch zu nehmen. Schätzungsweise 25 Sorten, ihnen zumeist unbekannte Sorten, tragen auf ihrer kleinen Plantage derzeit Früchte.

Für das Ehepaar Schüler wurde der Ausflug nach Genthin lohnenswert: Nach der ersten zügigen Bestimmung von sechs Sorten setzten sie sich noch einmal ins Auto und holten weitere sechs Sorten. "Ich bin überrascht. Herr Schossig wusste sofort Bescheid. Wir haben alles gleich aufgeschrieben", berichtete Wolfgang Schüler. Dabei hat das Ehepaar eine ganze Menge über Karola, Jonathan, Cox Orange und Co. erfahren. "Ich lege immer Wert darauf, viel über den Nutzen einer Sorte mit ihrer Geschichte zu vermitteln oder der Frage nachzugehen, ob es eine Muttersorte gibt", erzählt Sigurd Schossig, der trotz seines hohen Alters immer noch häufig Veranstaltungen wie diese bestreitet.

Dass sich die Äpfel der Harbertsrenette, eine Sorte, die in Tucheim als Straßenbaum gedeiht, hervorragend für Kuchen eignet, ließ sich Ruth Schüler auch noch "so nebenbei" vom Fachmann bescheinigen.

Der Senior, der über eine 60-jährige Erfahrung auf dem Gebiet der Pomologie verfügt und unter anderem Chef einer Obstbaumschule war, kann "aus dem Stehgreif" über 400 Apfelsorten unterscheiden.Gleichwohl baute er am Sonnabend an seinem Beratungstisch verschiedene Apfelauslagen auf und legte Fachliteratur parat. Er selbst, sagte er, brauche sie nicht, um nachzuschlagen, vielmehr nutze er die Fachbücher, um sie den Interessenten quasi als "Beweis" seiner Ausführungen vorzulegen.

25 Apfel- und fünf Birnensorten bestimmte er am Sonnabend in Genthin. Etwas ganz "Aufregendes" sei nicht dabei gewesen. Anders als vor gut zwei Wochen, als er in Schweinitz Six\', eine Butterbirne, zu bestimmen hatte, die er 30 Jahre lang nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.

Das Interesse an der Obstsortenbestimmung sei über Jahre gleichbleibend, stellte der Experte fest. Denn viele Apfelsorten seien in Vergessenheit geraten. Kenntnisse beschränken sich zumeist auf die fünf oder sechs Angebote im Großhandel. "Doch zum Glück sind die Geschmäcker verschieden", weiß der Pomologe.

Sigurd Schossig kommt bereits über viele Jahre einmal im Jahr zur Obstsortenbestimmung in die Genthiner Baumschule. Der betagte Herr will das auch weiterhin tun. "Pomologen sollten verrückt sein, und ich bin es", sagte er.