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Wirtschafts- und Umweltausschuss besichtigt Unternehmen, das weiter nach Arbeitskräften sucht Wäscherei Sitex gibt 200 Leuten Arbeit

Von Manuela Langner 08.11.2013, 02:04

In mehrfacher Hinsicht beeindruckt zeigte sich der Wirtschafts- und Umweltausschuss des Genthiner Stadtrates nach seiner Sitex-Besichtigung: Von der Beschäftigtenzahl, von der harten Arbeit und der Außenwirkung, die die Wäscherei für Genthin leistet.

Genthin l Es ist warm und laut in der Halle. Der Geruch von Waschmittel hängt in der Luft, aber nicht so stark, dass es unangenehm wäre. Die Mitglieder des Wirtschafts- und Umweltausschusses haben sich weiße Besucherkittel übergezogen und folgen Niederlassungsleiterin Karin Lienert zum Rüssel, der aus einem Wagen die schmutzige Wäsche ansaugt. Wegen der Lautstärke der Maschinen muss, wer Karin Lienert zuhören will, eng bei ihr stehen bleiben.

Der Wirtschafts- und Umweltausschuss besichtigt zu seinen Sitzungen regelmäßig Unternehmen der Stadt. Auf den Besuch der Sitex Textile Dienstleistungen Simeonsbetriebe Genthin GmbH mussten die Mitglieder etwas länger warten. Nicht, weil das Unternehmen nicht wollte, sondern weil der Genthiner Standort seit letztem Jahr ausgebaut worden war. Laut der Niederlassungsleiterin sind rund 4,5 Millionen Euro unter anderem in die Gebäude und den Maschinenpark investiert worden.

"Das war eine gewaltige Baumaßnahme", bestätigte Helmut Halupka (SPD), der den Fortschritt von zuhause aus beobachten konnte.

Auch wenn moderne Technik die Beschäftigten der Wäscherei unterstützt, bleibt ihr Job eine "körperlich schwere Arbeit". Rund 200 Leute stehen bei Sitex in Genthin in Lohn und Brot, davon sind etwa 90 Prozent Frauen. Weitere Arbeitskräfte werden gesucht. Ob Job und Arbeitssuchender zusammenpassen, lasse sich am besten beim Probearbeiten herausfinden, erklärt Karin Lienert den Ausschussmitgliedern.

Sie drehen sich vom Rüssel (eigentlich der Saugzuganlage) um und sehen den Frauen zu, die Bettwäsche in die Förderstraße einsortieren. Ein paar Schritte weiter sausen hunderte Kleiderbügel über die Köpfe der Kommunalpolitiker hinweg.

Seit 1972 gibt es die Genthiner Wäscherei. Mit der Wende brachen die staatlichen Subventionen und ihr Markt weg. Haushaltswäsche gab keiner mehr ab. Der Betrieb hatte jedoch Glück im Unglück und wurde von einem Mindener Familienunternehmen entdeckt, das inzwischen in dritter Generation geführt wird, und in der Region auf der Suche nach einer Wäscherei war.

Heute ist Genthin die drittgrößte Niederlassung. Von hier aus werden viele Kunden in Niedersachsen und im Norden bis nach Perleberg versorgt. Mehrere Fahrzeuge fahren täglich nach Berlin. Den Genthiner Einzugsbereich begrenzt im Süden die Köthener Sitex-Niederlassung.

Die Bettwäsche mit dem Elefantenmuster, die eben in die Förderstraße eingefügt wurde, fährt jetzt an der Decke zu ihrer nächsten Station. Die Ausschussmitglieder sehen sie, während sie bei der fertigen Wäsche eine Griffprobe machen.

Vor allem für Krankenhäuser, Industrieunternehmen und Alten- und Pflegeheime arbeitet Sitex. Dabei werden in Genthin nicht nur Laken und Kissen gewaschen, sondern die komplette Bekleidung der Heimbewohner von den Socken über Slips und BHs bis zu T-Shirts. Damit jeder seine Sachen zurückerhält, sind sie mit einem Barcode versehen. Das Paket, das abgegeben wurde, bekommt der Kunde auch wieder. 45 Tonnen Wäsche werden pro Tag geschafft.

In der neuen Halle ist die Leasing-Bekleidung untergebracht. Beispielsweise können Krankenhäuser Schürzen, Stillhemden oder Babywäsche bestellen. Über die Wischmop-Abteilung geht es zur Berufsbekleidung. Die Blusen, die zum Beispiel die Edeka-Mitarbeiter tragen, werden in Genthin gewaschen.

Durch eine Schleuse folgen die Ausschussmitglieder Karin Lienert zu den Waschmaschinen, die so riesig sind, dass sie wenig an die heimischen Automaten erinnern, und zur Dosieranlage. Kunden, die sich die Wäscherei ansehen möchten, werden gern eingeladen, sagt die Niederlassungsleiterin.

Dass Sitex über Mindestlohn bezahlt, hören die Ausschussmitglieder gerne. Es sei aber auch "Knüppelarbeit", die geleistet werden müsste, merkt Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen) an.

Nicht alles, was in Genthin in den Sitex-Transportern angekommen ist, war für die Wäscherei bestimmt. Mit einem Blick in die Vitrine kurioser Funde ist der Rundgang zu Ende. Neben Scheren, chirurgischen Instrumenten und Brillen hat auch Stationsschwester Antje ihr Namensschild verloren.