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Genthiner Amateurtheater feiert mit Premiere des Weihnachstmärchen im Stadtkulturhaus einen vollen Erfolg "Goldstilzchen" verzückt das Genthiner Publikum

Von Manuela Langner 02.12.2013, 02:14

"Rumpelkönig und Goldstilzchen" brachte das Genthiner Amateurtheater (gat) am Sonnabend als Weihnachtsmärchen seiner 43. Spielzeit auf die Bühne des Stadtkulturhauses. Das Publikum feierte die Premiere mit minutenlangem Beifall.

Genthin l Von einem Märchen, das "Rumpelkönig und Goldstilzchen" hieß, hatte die siebenjährige Karoline bis Sonnabendnachmittag noch nie etwas gehört. Sie saß wie viele andere Jungen und Mädchen in den ersten Reihen, die extra für die kleinen Besucher reserviert waren. "Das Märchen Rumpelstilzchen kenne ich aber", erzählte Karoline. "Das Rumpelstilzchen kann Stroh zu Gold spinnen und wollte das Kind der Prinzessin haben." Lange mussten Karoline und die anderen Kinder nicht mehr auf die Antwort warten, ob Rumpelstilzchen und Goldstilzchen vielleicht etwas gemeinsam haben könnten. Der Theatergong ertönte, das Licht im Saal ging aus und auf der Bühne öffnete sich der Vorhang ...

Für den schlafenden Rumpelkönig. Die erste Schatzkammer leer? Und auch die zweite? So richtig erschütterte den König erst, als auch die dritte und letzte Schatzkammer ausgeraubt war: "Ist das eine Botschaft für einen König?", fragte er drohend seinen Schatzmeister und stellte schnell fest, dass der ihn selbst beraubt hatte. Des Königs Gefolge und Bedienstete jagten den Schatzmeister vom Hof. Der König ernannte den fleißigen Müller zum neuen Schatzmeister und verdonnerte seinen Sohn, die Schatzkammern wieder zu füllen. "Volksaufstand, Palastrevolution, Putschversuch!", tobte der König, als sich die Müllerstochter weigerte, dem Prinzen einfach so seinem Schicksal zu überlassen. Dass ihm der Mut der jungen Frau tatsächlich aber gehörig imponierte, vertraute der König dem Publikum an. Trotzdem stellte er sie vor eine schier unlösbare Aufgabe. Beim Schwärmen über seine kluge, begabte Tochter hatte der Müller weit über das Ziel hinaus geschossen und wie selbstverständlich erklärt, dass sie sogar Stroh zu Gold spinnen könne.

Da half alles beteuern nichts. Der Müller war seinen Schatzmeistertitel wieder los, wurde zur Freude des Publikums zum "Ritter des Goldenen Strohhalms" ernannt und seine Tochter zur neuen Schatzmeisterin. Dass alles anders ist als gedacht, deutete der König an, als er sagte: "Ich werde dir zeigen, wer ich bin".

Der Zauberspruch, der ihn in das Goldstilzchen verwandelte, lautete "Hokus, Pokus, Gnomus!" Das gat löste die Verwandlung sehr elegant und überzeugend im Schattenspiel.

"Du kannst es nicht, aber vielleicht kann ich es?", lockte Goldstilzchen die verzweifelte Müllerstochter. Er hatte ein Auge auf ihre Halskette geworfen, spann im Gegenzug das Stroh in der ersten Schatzkammer zu Gold. Ihre Versuche, dem König am nächsten Morgen die Wahrheit zu sagen, liefen ins Leere, weil er ihr gar nicht zuhören wollte. Stattdessen verlangte er auch Stroh zu Gold für die zweite Schatzkammer und schimpfte und zeterte als Goldstilzchen über die viele Arbeit, die das machte. Und noch viel mehr in der dritten Nacht.

Mit dem Segen des Publikums, das sehr genau beobachtet hatte, dass Prinz und Müllerstochter stets füreinander einstanden, durften die beiden heiraten und zogen glücklich mit dem ganzen Hofstaat durch den Saal, erst argwöhnisch vom Rumpelkönig beobachtet, dann geflissentlich ignoriert. Der Vorhang ging zu. Der Beifall brandete auf. Aber noch war das Märchen, von Hubertus Hess frei nach den Gebrüdern Grimm, gar nicht zu Ende. "Oh, geht noch mal los", staunten die Kinder in den ersten Reihen.

Außer sich vor Freude waren die Hofschranzen über den kleinen Prinzen in seiner Wiege. "Ganz der Vater!" und "Ganz der Großvater!", riefen sie überwältigt. Mutig und unerschrocken stellte sich die Prinzessin dem Goldstilzchen in den Weg, als er sich das Baby holen wollte. Sie habe ihm das Kind doch versprochen, sagte er. "Niemals", rief sie. Hat sie? "Nein!", riefen die 170 Stimmen aus dem Saal. "Ach, was seid ihr doch für ein Publikum", schimpfte Goldstilzchen. Und es sollte für den Wurzelzwerg nicht besser werden. Sein Alter Ego, der Rumpelkönig, vertraute ihm an, dass ihr Geheimnis bald gelüftet werde. "Das hat dir das Publikum gesagt!", empörte sich Goldstilzchen, als die Prinzessin seinen richtigen Namen, Rumpelkönig, nennen konnte, und zeigte den Besuchern eine lange Nase. Die amüsierten sich prächtig.

Der Rumpelkönig dankte ab, übergab die Krone an Prinz und Prinzessin, und wollte sich fortan als Babysitter um seinen Enkel kümmern.

Minutenlanger Beifall war der Lohn des vielköpfigen gat-Ensembles auf und hinter der Bühne für die gelungene Premierenvorstellung. Am 24. Dezember und 6. Januar gibt es zwei weitere Aufführungen im Genthiner Stadtkulturhaus.

Prädikat: Unbedingt anschauen.