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Stadtrat beschließt Risikoanalyse / Drehleiter und Rüstwagen sind dringende Investitionen Viel Wald, viele Verkehrswege und Chemie: Genthin ist keine Stadt ohne Risiko

Von Manuela Langner 11.12.2013, 02:09

Der Stadtrat hat die gesetzlich geforderte Risikoanalyse für Genthin bestätigt. Zwei dringende Forderungen sind eine Drehleiter für Tucheim und ein Rüstwagen für die Schopsdorfer Feuerwehr.

Genthin l Mit dem ältesten Rüstwagen weit und breit fahren die Schopsdorfer Feuerwehrleute auf die A2, wenn sie dort zu einem Einsatz gerufen werden. Wie alt das Fahrzeug tatsächlich ist, sollten die Genthiner Stadträte nicht vergessen haben. "Wir haben den Rüstwagen für 7500 Euro der Stadt Genthin abgekauft", erinnerte Thomas Barz, damals Schopsdorfer Bürgermeister und heute Genthiner Stadtchef.

Weil für die Autobahn-Einsätze weitere Wehren hinzugerufen werden können, stufte Stadtwehrleiter Achim Schmechtig die Drehleiter (als Gebrauchsfahrzeug) für die Tucheimer Feuerwehr als dringender (sprich 2014) als die Ersatzbeschaffung des Schopsdorfer Rüstwagens (2015) ein. Die Drehleiter ist unabdingbar als zweiter Rettungsweg in Wohnblöcken, wenn das Treppenhaus nicht mehr benutzt werden kann.

Beide Fahrzeuge sind die Quintessenz der Risikoanalyse, die Achim Schmechtig dem Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung vorstellte. Bevor sich das Gremium mit den Unterlagen auseinandersetzte, war die Analyse schon zur fachlichen Einschätzung an den Landkreis Jerichower Land weitergeleitet und dort nicht beanstandet worden.

In die Risikoanalyse sind eine Vielzahl von Faktoren eingeflossen. Dazu gehört, dass die 86 Quadratkilometer Wald in der Stadt Genthin zur höchsten Waldbrandgefahrenklasse zählen. Zu berücksichtigen sind aber auch die insgesamt 125 Kilometer "bedeutende Verkehrsinfrastruktur" mit A2, B1 und B107, den Landes- und Kreisstraßen, der Bahnstrecke Berlin-Magdeburg und dem Elbe-Havel-Kanal, und nicht zuletzt die Unternehmen in der Stadt, die beispielsweise im chemischen Bereich tätig sind.

Darüber hinaus sind 134 (!) Gebäude als Sonderbauten einzustufen. Darunter fallen Schulen und Kindertagesstätten, Seniorenheime, das Krankenhaus, Hotels, Gebäude mit einem hohen kulturhistorischen Wert, aber auch Versammlungsstätten wie das Stadtkulturhaus oder die Sport- und Schwimmhalle.

In der Fläche sei die Feuerwehr Genthin gut aufgestellt, schätzte der Stadtwehrleiter ein. Wenn man aber genauer hinschaue, sehe man, dass von den rund 15 000 Einwohnern gerade einmal 181 Einsatzkräfte der Feuerwehr seien. So sind Dretzel, Gladau, Mützel und Paplitz wochentags zwischen 6 und 18 Uhr nicht leistungsfähig (nicht zu verwechseln mit nicht einsatzbereit).

Die Feuerwehrleute seien entweder nicht vor Ort, weil sie auswärts arbeiteten, könnten von ihrem Arbeitsplatz nicht weg oder die Abwanderung hätte sie längst weggelockt, nannte Achim Schmechtig die wichtigsten Gründe. Wobei er einräumte, dass sich die verstärkten Kontakte zur Industrie ausgezahlt haben. So werden inzwischen einige Kameraden bei "bedeutsamen Einsätzen" von ihrem Arbeitgeber freigestellt.

Die Reaktivierung der Jugendfeuerwehr Parchen sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte der Stadtwehrleiter. Neben der Schwierigkeit, auch in Zukunft genügend qualifizierte Einsatzkräfte zur Verfügung zu haben, müsse perspektivisch auch das Alter der Einsatzfahrzeuge im Blick behalten werden. Ab 2018 seien hier Investitionen gefragt, die auch bei den Gerätehäusern nicht ausbleiben würden.

Andere Städte müssten sich bei der Ausarbeitung der Risikoanalyse eines Ingenieurbüros bedienen, in Genthin sei diese durch die Stadt selbst erstellt worden, merkte Thomas Barz an. Dass die Genthiner Feuerwehr gute Arbeit leiste, den Punkt griff Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen) auf.

Birgit Vasen (Die Linke) regte ein Modell an, bei dem Feuerwehrleute beim Erwerb eines Lkw-Führerscheins unterstützt werden Nach Auskunft des Bürgermeisters gibt es diese Regelung in Schopsdorf.