1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Vom stolzen Tiger zur zahnlosen Katze

Paplitzer Ortschaftsräte sehen für sich keine Daseinsberechtigung mehr Vom stolzen Tiger zur zahnlosen Katze

08.02.2014, 01:21

Die Ortschaft Paplitz wird künftig ohne einen Ortschaftsrat auskommen müssen. Dies ist das Ergebnis einer Beratung des Ortschaftsrates. In einer Arbeitsberatung im Dezember des vergangenen Jahres wurde diese Entscheidung getroffen. Der Stadtrat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Thema befasst. Volksstimme-Mitarbeiterin Bettina Schütze sprach dazu mit Ortsbürgermeister Franz Schuster.

Volksstimme: Warum hat sich der Ortschaftsrat dazu entschlossen, dass es künftig in Paplitz keinen Ortschaftsrat und keinen Ortsbürgermeister, dafür aber einen Ortsvorsteher geben wird? Franz Schuster: Die Ortschaftsräte sehen seit der Eingemeindung keine für sie aktiven Betätigungsfelder mehr, in denen sie sich glaubhaft einbringen können. Damit hat der Ortschaftsrat als handelndes Gremium, seine Daseinsberechtigung verloren. Er ist vom Entscheidungsträger zum Entscheidungsnehmer geworden. Man kann auch sagen: Vom stolzen Tiger zur zahnlosen Katze.

Volksstimme: Es lag also nicht daran, dass die Ortschaftsräte einfach keine Lust mehr hatten? Franz Schuster: Auf keinen Fall, die Ortschaftsräte hätten gerne weitergemacht, wenn sie für sich sinnvolle Aufgabenfelder gesehen hätten. Viele von ihnen sind ja schon mehrere Legislaturperioden dabei und haben aktiv bei der Gestaltung des Ortes mitgewirkt und sich bei der Bevölkerung viel Lob und Anerkennung erworben. Es zeugt von einer hohen Moral der Ratsmitglieder wenn sie freiwillig auf ihre monatliche Aufwandsentschädigung verzichten, weil sie keinen Gegenwert dafür mehr liefern. Immerhin sind das pro Legislaturperiode rund 5500 Euro, die die Stadt jetzt einspart und für andere wichtige Aufgaben verwenden kann.

Volksstimme: Wie wird der Ortsvorsteher gewählt? Franz Schuster: Er wird vom Stadtrat per Beschluss bestimmt. Bei einem Kandidaten kein Problem, was aber ist, wenn es mehrere Bewerber gibt? Kann der Stadtrat dann wirklich objektiv entscheiden, wer der Bessere für den Ortsteil ist? Diese Form der Wahl ist mit meinem Demokratieverständnis nicht zu vereinbaren.

Der Ortsvorsteher sollte durch die Bürger des Ortes, die ihre Kandidaten kennen, gewählt werden. Nur so können die Aufgaben, die jetzt noch in Paplitz zu erledigen sind, durch einen engagierten Ortsvorsteher geleistet werden.