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  7. Friedrich Schwarz ist zu Hause zwischen fünf Kirchtürmen

Von Beruf Konstrukteur hat der Pareyer großen Anteil an der Sanierung der Kirchen und am aufblühenden Gemeindeleben Friedrich Schwarz ist zu Hause zwischen fünf Kirchtürmen

Von Sigrun Tausche 08.02.2014, 02:23

Sieben Kandidaten stehen zur Wahl bei der Volksstimme-Aktion "Du bist spitze". Sie haben die Wahl: Wer wird Lokalmatador 2014? Nacheinander präsentieren wir die Nominierten im Porträt. Heute: Friedrich Schwarz.

Parey l Friedrich Schwarz, geboren 1943 in Magdeburg, wohnt seit 1969 Parey. Viele kennen ihn als ehemaligen Stahlbauer, später als selbstständigen Inhaber eines Zeichenbüros, als Mitglied des Gemeinderats, aber auch als Vorsitzenden des Gemeindekirchenrats. In dieses Amt ist er vor kurzem wiedergewählt worden - noch einmal fünf Jahre lang soll er das "Zugpferd" sein im Kirchspiel Parey, zu dem auch Bergzow, Derben, Ferchland und Zerben gehören. "Zugpferd", weil er maßgeblichen Anteil daran hat, was in den vergangenen Jahren baulich passiert ist an den Kirchen und damit verbunden auch an positiven Entwicklungen im Gemeindeleben.

Friedrich Schwarz kann viel erzählen über sein Leben. Er sei mit seinen Eltern 1950 "der Chemie hinterhergezogen" nach Leuna, absolvierte dort eine Lehre mit Abitur zum Chemiefacharbeiter, ein Studium zum Chemieanlagenbauer in Köthen folgte. Dabei lernte er seine Frau Helga kennen, und 1969 zogen beide nach Parey, "weil es hier Wohnungen gab". Mit dem Stahlbau ging es damals aufwärts, beide fingen hier als Konstrukteure an, er war zum Schluss Einkaufsleiter.

Damals war er auch schon eine Zeitlang im Gemeindekirchenrat, erzählt er. Von der Mutter sei er kirchlich geprägt worden. Nach der Wende hatte er dann erstmal andere Sorgen, war als Selbstständiger viel unterwegs, da blieb kaum Zeit für ehrenamtliches Engagement.

Aber schon nach einigen Jahren hat er sich "zurückgemeldet": Er wurde Mitglied im Pareyer Gemeinderat, war dabei, als die Einheitsgemeinde gegründet wurde, und er stellte sich auch wieder der Wahl in den Gemeindekirchenrat und wurde bald schon Vorsitzender. Auch hier war er bei der "Fusion" dabei, erlebte die Gründung des Kirchspiels mit, damals noch mit Pfarrer Maurer.

"Die Aufgaben wurden nun größer", blickt Friedrich Schwarz zurück. In allen Orten sei nun versucht worden, vieles "zu flicken". "Angefangen haben wir in Zerben, da wurde das Kirchendach erneuert", erzählt er. "Dann kamen Dachstuhl und Dach der Pareyer Kirche an die Reihe."

Ein großes Vorhaben war die Bergzower Kirche, die Jahrzehnte lang einen traurigen Anblick bot: Kein Turm mehr, bröckelnder Putz, nasse Mauern. In zwei Etappen wurde hier saniert: Zuerst wurde das Fundament trocken gelegt, das sei das Allerwichtigste gewesen, dann ging es weiter mit dem Einbau einer Winterkirche und schließlich mit der Erneuerung des Dachs und dem Aufbau eines neuen Turms samt Spitze.

Der größte finanzielle "Happen" sei die Ferchländer Kirche gewesen, da gab es vor allem an dem maroden Balken- und Mauerwerk der Fachwerkkirche viel zu tun.

Und im vorigen Jahr war dann die Turmsanierung in Zerben dran. Eine zweite Glocke hatte die Kirche vorher auch schon bekommen.

Was Friedrich Schwarz zwischen dem Ringen um finanzielle Mittel, dem Begleiten der Baumaßnahmen und dem Ärger, wenn manchmal das mühsam Errungene mutwillig beschädigt wurde, immer wieder neu motivierte, ist der Erfolg, der auch im Miteinander der Kirchengemeinden zu beobachten war: "Wenn man Zeichen setzt, sammeln sich die Gemeindemitglieder auch", hat er erlebt. Aus einer Handvoll wurden inzwischen große Runden bei den Gemeindenachmittagen.

Und das strahlt auch weiter aus. "Durch das gute Verhältnis zu den Kitas haben jetzt auch die Kinder keine Berührungsängste mehr mit den Kirchen", freut sich Friedrich Schwarz, dem sehr daran gelegen ist, Jugend zurück zu gewinnen. Und er erzählt weiter: "Wenn die Pareyer Kirche zum Weihnachtsmarkt offen steht, kommen die Leute rein. Etliche sind schon ewig Pareyer, waren zuvor aber noch nie in der Kirche!" Und es gipfelte darin, dass an Heiligabend die Kirche so voll war, "dass ich in meiner eigenen Kirche stehen musste!"

In Parey ist inzwischen auch das Gemeindehaus fertig saniert worden und dient jetzt als Zentrum für Veranstaltungen, nicht nur für die evangelische Gemeinde. "Wir verstehen uns mit unseren katholischen "Untermietern` gut, die ja ihre Kapelle aufgeben mussten."

Noch aber ist kein Ende der Vorhaben abzusehen. In Zerben soll im Frühjahr der Rest des Kirchenschiffs farblich gestaltet werden, auch in Parey sind Fassadenreparatur und Anstrich notwendig, in Ferchland hat die Kirchengemeinde den Wunsch, eine neue, allerdings elektronische Orgel anzuschaffen. "Die ist finanzierbar." Und die Ferchländer sei jetzt auch die einzige Kirche im Kirchspiel, die nur eine Glocke hat. Eine zweite anzuschaffen ist ein weiterer großer Wunsch.

In Derben ist die Orgel saniert worden, hier sollen künftig noch mehr Konzerte stattfinden. Die Bergzower Kirche braucht neue Fenster ...

"Es ist ein Glücksumstand, dass wir Pfarrer Breit gefunden haben", betont Friedrich Schwarz. Denn der ziehe in jeder Weise mit. Die Kirchen sind wieder angekommen in den Dörfern, sind wieder Teil des Lebens geworden.

Wenn Friedrich Schwarz eine "seiner" Kirchentüren zumacht, dann geht`s in seinem Wohnumfeld weiter. "Ich freue mich schon darauf, dass es wärmer wird. Dann stelle ich die Feierabendbank wieder vor die Tür!" Hier hat er eine alte Tradition aufleben lassen: Wenn es 18 Uhr läutet, treffen sich etliche Nachbarn dort - ein Fläschchen Bier, ein Schwatz ... "Es freut mich, wenn das so funktioniert. Wenn einer verreist, passen die anderen aufs Haus auf."

Die Krönung sind die Straßenpartys, von Schwarzens ins Leben gerufen. Die möchte er auch gern weiter organisieren.