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Aktuelle Förderperiode läuft Ende September aus / Ausbreitung der Vögel auch kritisch gesehen Großtrappe: Förderverein hofft auf Unterstützung von 150000 Euro pro Jahr

Von Tobias Dachenhausen 19.04.2014, 03:19

Zum 30. September läuft die aktuelle Förderperiode für den Förderverein Großtrappenschutz aus. Knapp 600000 Euro sind in den vergangenen fünf Jahren vom Land geflossen. Geld, was der Verein unbedingt braucht. Land, Verein und Kreisverwaltung sind aber optimistisch, dass die Arbeit weiter gefördert wird.

Burg/Tucheim l "Die Großtrappe ist der schwerste Flugvogel der Erde. Sie besitzt oberste Priorität des Schutzes", verdeutlichte Dr. Christoph Kaatz auf der vergangenen Sitzung des Umweltausschusses die Bedeutung der Tiere. Es sei erstaunlich, dass es gelungen ist, die Tiere vor dem Aussterben zu retten. Da leiste der Förderverein Großtrappenschutz "großartige Arbeit", so der Experte. "In dieses Projekt ist mittlerweile viel Geld geflossen, darum bin ich überzeugt, dass die Förderung fortgeführt wird", sagte Kaatz.

578000 Euro sind es, die seit April 2009 vom Land in das Projekt geflossen sind, davon EU-Mittel in Höhe von 395000 Euro. Geld, auf das der Förderverein angewiesen ist. Umwelt-Fachbereichsleiter Jürgen Bruelheide hatte zuvor den Ausschuss informiert, dass die Förderperiode zum 30. September ausläuft. Dabei habe sich der Tierbestand zum Ende des Jahres 2013 nach oben entwickelt. 58 Tiere lebten im vergangenen Jahr im Fiener Bruch. "Noch ist es allerdings nicht gelungen, den Tierbestand aus sich heraus abzusichern. Das will der Förderverein weiter angehen", sagte Bruelheide. Sollte es keine weiteren Fördermittel geben, "sieht es für den Verein düster aus", betonte der Fachbereichsleiter.

"Ohne Fördermittel vom Land und der EU sieht es für den Verein düster aus."

"Wir gehen davon aus, dass es auch über die aktuelle Förderperiode hinaus Fördermittel für den Verein Großtrappenschutz geben wird. Die Höhe ist allerdings noch nicht sicher, und auch von den verfügbaren Haushaltsmitteln abhängig", informiert Gabriele Städter, Pressesprecherin des Landesverwaltungsamtes. Die neue Förderperiode würde dann bis zum 31. Dezember 2020 gehen. Der Verein wird natürlich einen Fördermittelantrag schreiben. Das bestätigt Henrik Watzke auf Nachfrage. "Natürlich brauchen wir das Geld, um die Dinge zu finanzieren, die es braucht, um ein solches Projekt zu erhalten", sagt er. Dazu gehört vor allem Personal. Mit den Fördermitteln sollen eine Projektleiterin sowie zwei halbe Stellen für einen Berufsjäger und einer Hilfskraft für praktische Arbeiten finanziert werden. Dazu braucht es noch Mittel zur Flächengestaltung. Watzke schätzt den Bedarf auf 150000 Euro pro Jahr. Der Antrag auf die entsprechenden Fördermittel werde bereits geschrieben.

Von den 58 Tieren im Herbst leben aktuell noch 54 im Fiener Bruch. "Wir haben den Winter sehr gut überstanden, teilweise standen 75 Tiere auf dem Feld. Das war ein sehr schönes Bild", berichtet das Fördervereinsmitglied. Dass eine natürliche Reproduktion noch nicht in den Maßen möglich ist, dass der Bestand gesichert wird, sieht der Förderverein als Aufgabe für die nächsten Jahre. "Natürlich sind wir optimistisch, dass das klappt. Sonst würden wir keine Jungtiere aus Brandenburg holen", macht Watzke deutlich. Dass die Reproduktion noch gar nicht geklappt habe, dem widerspricht er. "2012 gab es im Freigehege fünf Kücken, 2013 leider nur eins, weil wir mit heftigen Niederschlägen zu kämpfen hatten, die uns teilweise die Nester kaputt machten." Für die Zukunft müsste das Gebiet im Fiener Bruch weiter entwickelt werden, so dass sich die Vögel auch außerhalb der Bezäunung vermehren und ausbreiten können. "Im Havelland reicht die natürliche Reproduktion aus, um den Bestand zu halten. Das wollen wir hier auch erreichen", betont Watzke.

Jene Ausbreitung bereitet vor allem den Landwirten Probleme. Helmer Rawolle: "Eine Ausbreitung hätte zur Folge, dass wieder mehr Bäume gefällt werden müssen", sprach er im Umweltausschuss eine Folge an. Der Landwirt kritisiert, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Tiere ausgesetzt wurden ohne Rücksicht auf die Alttiere. "Eine Mischung ist bislang leider nicht passiert. Bis jetzt haben wir hier einen Zoo auf landwirtschaftlichen Flächen. Mehr ist es noch nicht", beschrieb Rawolle. Darum gab er zu bedenken, ob eine für Großtrappen freundliche Gestaltung der Flächen wirklich Sinn mache. "Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben, sondern erst einmal die Flächen nutzen, die auch da sind. Also darauf konzentrieren, was wir haben und können, nicht wovon wir träumen", betonte das Umweltausschussmitglied.

"Bis jetzt haben wir hier nur einen Zoo auf landwirtschaftlichen Flächen."

Am 28. April hat der Experte Dr. Christoph Kaatz ein Gespräch mit Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens unter anderem auch zu dieser Problematik. Kaatz ist weiter der festen Ansicht, dass sich die Großtrappen wieder in der Region ansiedeln werden. Doch dabei sei die Errichtung von Windkraftanlagen im Landkreis nicht förderlich. "In diesem Rahmen, wie es momentan geplant ist, wäre das für die Tiere tödlich, in jeglicher Hin- sicht."