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Pareys Ortsbürgermeisterin Petra Liebich verabschiedet sich / Rückblick auf Amtszeit, Kritik, Dank und viele Fragen Mehrheit der Ortsräte kandidiert erneut

Von Sigrun Tausche 10.05.2014, 03:09

Es war Zeit, Bilanz zu ziehen, aber auch nach vorn zu blicken, als sich Donnerstagabend der "alte" Pareyer Ortschaftsrat zum letzten Mal zur Sitzung traf. Nach der Abarbeitung von Beschlussvorlagen wurde rege diskutiert. Etliche Bürger waren als Gäste anwesend.

Parey l Ortsbürgermeisterin Petra Liebich verabschiedete sich in dieser Runde - sie kandidiert nicht noch einmal für ein Amt in der Ortschaft oder Gemeinde. Im Jahr 2009 hatte sie das Amt von Bernhard Melchert übernommen, der viele Jahre Bürgermeister und dann Ortsbürgermeister in Parey war. Auch er war an diesem Abend unter den Gästen und erinnerte Petra Liebich daran, dass sie damals gesagt habe: "In diese Schuhe werde ich nicht hineinwachsen!" Nun bescheinigte er ihr, dass diese Befürchtung unbegründet war: Sie habe eine gute Fußspur gesetzt.

Petra Liebich blickte auf ihre Zeit als Ortsbürgermeisterin zurück: "Es gibt vieles, von dem ich sagen kann: Es war fantastisch! Ich habe viele Menschen kennengelernt, habe Kontakte zu vielen Vereinen, zur Feuerwehr, die wir begonnen haben wieder aufzubauen, und vielen anderen geknüpft. Ich weiß, dass mir das fehlen wird."

Viele Menschen verbringen sehr viel Zeit im Ehrenamt, betonte sie und kritisierte, dass dies nicht genug anerkannt werde. Kritisch merkte sie weiterhin an, dass ihr in diesen Jahren eine gute Zusammenarbeit mit dem Gemeindeamt gefehlt habe. "Man hat uns spüren lassen, dass wir eigentlich nicht gewollt sind!"

Allen, die für die neue Amtszeit gewählt werden, wünsche sie viel Kraft und Ausdauer, und dass sie es gesundheitlich besser wegstecken als sie.

Sie sprach auch einiges an, was sie in der Gemeinde negativ sieht: "Bei der Ordnung und Sicherheit gibt es große Defizite. Der Bauhof wurde total abgebaut, so dass nicht mal mehr das Dringendste gemacht werden kann." Auch die Kinderbetreuung nannte sie: Es könne nicht sein, dass man darüber diskutieren muss, wo man 3 000 Euro für Decken herbekommt, die mit Einführung des neuen Kinderförderungsgesetzes gebraucht wurden, weil mehr Kinder beim Mittagsschlaf in den Kitas sind.

"Bei den Friedhöfen gibt es große Defizite", sagte sie weiter, und "Die Jugendklubs haben wir erst ausgebaut und dann dichtgemacht."

Das Thema Friedhof griff in der Einwohnerfragestunde Waltraud Wernstedt auf: "Warum dürfen die fleißigen Frauen dort nicht mehr arbeiten? Wenn ich auf den Friedhof komme, könnte ich heulen!" Unter anderem seien die Namensplatten bei den Wiesengräbern schon ganz zugewuchert. Erklärt wurde ihr, dass es die Ein-Euro-Jobs dafür nicht mehr gibt - offenbar aber auch niemand anderen in der Gemeinde, der diese ganze Arbeit schafft.

Bernhard Melchert sprach an, wie dringend im Neuen Weg ein Bürgersteig gebraucht wird. Nur in einem kleinen Abschnitt gibt es bisher einen, was besonders für die Senioren in dem Block für altersgerechtes Wohnen ein Problem sei. Sie müssen auf die Fahrbahn hinunter, wenn sie ins Dorf wollen. Und es gebe relativ viel Verkehr hier.

Petra Liebich stellte in der Sitzung auch die Pareyer Kandidaten für den Gemeinderat und für den Ortschaftsrat vor. Es sind jeweils 18 Kandidaten aus Parey für Gemeinde- und Ortschaftsrat (Volksstimme berichtete), insgesamt jedoch 20 Bewerber, da jeweils zwei nur für den Ortsrat (Rotraud Doßmann und Sven Schröder)beziehungsweise nur für den Gemeinderat (Siegfried Lemke und Hans Manfred Hochmuth) kandidieren. Sie freue sich darüber, dass es so viele sind, betonte sie. Im Ortschaftsrat sind neun Sitze zu besetzen. Im derzeitigen Gemeinderat stellt Parey acht von 21 Mitgliedern. "Ich hoffe, dass es künftig wieder so viele sein werden."

Kabelkrananlage: Modell ist Attraktion in Chemnitz

Während der Einwohnerfragestunde wurde auch das Thema Kabelkrananlage angesprochen. Die 1922 errichtete Anlage ist eines der technischen Denkmale mit denen Parey wirbt. So, wie es jetzt da aussehe, sollte man damit lieber nicht werben, meinten anwesende Bürger und Räte übereinstimmend. Für die Restaurierung der Anlage sei vor Jahren richtig viel Geld ausgegeben worden, erinnerte Petra Liebich. Seitdem sei für die Instandhaltung nichts gemacht worden, die Balken seien teilweise schon wieder marode.

"Ich weiß, dass es dafür im Gemeindehaushalt kein Geld gibt", sagte dazu Nicole Golz. Sie kandidiert ebenfalls für Ortschafts- und Gemeinderat, ist aber auch Heimatvereins-Vorsitzende und sieht aus dieser Perspektive hier unbedingt Handlungsbedarf. Wenn schon die Gemeinde kein Geld habe, dann sollte man auf anderen Wegen versuchen, die notwendigen Mittel zu bekommen.

Dass diese historische Kabelkrananlage nach wie vor überregional von Interesse ist, hat sie selbst erlebt: Zusammen mit Melchert war sie bei der Ausstellung "Seilschaften" im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz. 140 Jahre Fördertechnik aus Leipzig, die mit der Gründung der Firma Adolf Bleichert begannen, waren Anlass für diese Ausstellung. Ein Modell der Pareyer Anlage, vor Jahren von Carsten Hannig mit Jugendlichen gebaut, sowie Fotos sind auf der Ausstellung zu sehen und fanden ganz großes Interesse.

Man sollte sich einmal zusammen an einen Tisch setzen, um Wege zu finden, die Anlage weiter zu erhalten und das Gelände attraktiver zu gestalten, regte Nicole Golz an. Bei den Anwesenden fand sie damit positive Resonanz.