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  7. Jengteng Helau: Genthiner Narren fahren diesmal auf die ganz große Prominenz ab

Fußball-Nationalmannschaft fliegt nach dem Spiel gegen Gibraltar in der Kanalstadt zur Festsitzung ein. Von Simone Pötschke Jengteng Helau: Genthiner Narren fahren diesmal auf die ganz große Prominenz ab

18.11.2014, 01:14

Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt: Auch am Sonnabend eröffnete der Genthiner Carnevals Club (GCC) nicht um Punkt 19.19 Uhr wie angekündigt seine Sitzung, sondern erst einige Minuten später. Das sollte sich jedoch nicht als böses Omen für das närrische Treiben erweisen.

Genthin l Gespannte Erwartung gab es am Sonnabend im Saal des Stadkulturhauses. Womit würde der GCC in diesem Jahr sein Publikum unterhalten? Zwar gab es bei der Schlüsselübergabe vor dem Rathaus am 11.11. schon einen kleinen Vorgeschmack, doch der GCC hielt noch einige Trumpfkarten parat.

Das Entree der Vorstellung war voll auf die Fußballweltmeisterschaft abgestellt. Der Elferrat stellte sich mit den Namenszügen der Spieler vor, die Schweißgirls begleiteten dies mit einem Tanz nach brasilianischen Rhythmen, bekleidet mit Kostümen in einem Hauch von Farbigkeit. Die Fußballer freuten sich sehr auf den Abstecher in die Kanalstadt, ulkte Elferratschef Hartmut Nothe. Zwei Tage Genthin sei für die Nationalelf so wohltuend wie zwei Tage Höhentraining in Kolumbien.

Moderatoren-Urgestein Christian Granitzki nutzte den Auftakt des Programms für einen sonst unüblichen Moment des Rückblicks. Dieser bekam durch die vielen Rückschauen der vergangenen Tage eine eigene Aktualität. In den vergangenen Tagen sei viel von der Wende im Jahr 1989 die Rede gewesen. Er könne sich noch gut daran erinnern, wie das GCC-Team am Abend des 11. November seinen Auftritt im Volksgarten in der Angst entgegengefiebert habe, dass es das Publikum zum Grenzübergang und nicht in die Vorstellung dränge. "Aber wir haben festgestellt, dass die Besucherreihen bis auf einige wenige Plätze voll besetzt waren", bedankte sich Granitzki bei seinem treuen Publikum.

Der GCC baute auch bei dieser Vorstellung auf sein solides Personalfundament. "Wir können mit dem Programm zufrieden sein, alles hat gut geklappt", resümierte Bernhard Horn, nachdem der Vorhang gegen 21.30 Uhr gefallen war und sich die etwa 40 Darsteller zufrieden zurücklehnen konnten. Bernhard Horn und Michael Schremmer präsentierten neben den Akteuren, die bei den Sprüchen aus der Mülltonnen mitwirkten, wieder die sprechende Zunft. Das Duo Horn/Schremmer zeichnete verantwortlich für die Büttenrede, die den Weg der Genthiner Arbeitslosen Herrn Hahn, Herrn Esel, Herrn Hund und Frau Katze in die Politik bissig-ironisch aufs Korn nimmt. Bernhard Horn hatte dafür als Vorlage eine moderne Umarbeitung des Märchens "Die Bremer Stadtmusikanten" genommen und ihr, wie er sagte, noch mehr politische Brisanz beigemischt. Ein Wiedersehen gab es zudem mit den Genthinern Stadtstreichern, wiederum eine Paraderolle für Horn und Schremmer. Als dritter Mann stand den beiden Herrn dabei ein volltrunkener Polizist (Manfred Göbel) zur Seite.

Einen weiteren Auftritt gaben Horn/Schremmer als sächsisches Ehepaar, das bei der nächsten Bundestagswahl unbedingt seine "Muddi" (Cortina Münch) wiederwählen will, die dann auch noch im Stadtkulturhaus völlig überraschend mit einem Lied auftrat. Auch das Markenzeichen der Karnevalisten, nämlich die schwungvolle Parodie der Gebrüder Blattschuss (Achim Ryssmann/Manfred Göbel), kam wieder zum Zuge.

Richtig zugelegt hat der GCC in seinem Tanz-Repertoire. Pfiffige Choreografie, nett anzusehende Kostüme und vor allem viel Herzblut der Hobby-Tänzerinnen - dafür stand der Tanz zum Grand-Prix-Gassenhauer "Puppet on a string", einst gesungen von Sandie Shaw, der die Sympathie des Publikums auf sich vereinte. Die Schweißgirls haben am Sonnabend jedenfalls etwas vorgelegt.

Erfreulich zudem, dass mit den Gruppen "Crazy" und Delicious" aus Parey auch der Tänzernachwuchs zum Zuge kamen. Deren Darbietungen kamen so gut an, dass die Tänzerinnen noch einige Zugaben obendrauf legen mussten.

Dennoch: Vielleicht wäre bei so manchem Sketch ein bisschen mehr Lokalkolorit wünschenswert gewesen. Die Volksstimme hat jedenfalls ihr Fett abbekommen. Christian Granitzki sagte, dass die Volksstimme den Besuch von Devid Striesow in Genthin völlig in den Sand gesetzt habe.

In der Zeit, als der Ministerpräsident und Genthins Bürgermeister auf dem Teppich wartend gestanden haben, hätte man ein Bild mit der Unterschrift "Zeit der Kannibalen" schießen können, witzelte er. Das ist der Titel des Filmes, der dann später gezeigt wurde.

Ansonsten blieb der GCC auf dem politischen Parkett recht zahm, es gab sogar Lob für Genthins Bürgermeister, das Hartmut Nothe aussprach. Durch Rita Barz wurde das Motto der beiden Sitzungen im Februar verkündet: "Mit dem GCC nach St. Tropez." Freuen Sie sich auf diese Reise, bei der sich die Narren einiges einfallen lassen.