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Margarete Köster feiert ihren 95. Geburtstag im Johanniterhaus Genthin-Wald "Man muss das Leben nehmen, wie es kommt"

21.11.2014, 01:09

Genthin (mfe) l "Dass ich mal 95 Jahre als werde, hätte ich nie gedacht." Fast ein wenig ungläubig bestaunte Margarete Köster dieser Tage ihr eigenes Alter. Dass Margarete Köster schon 95 ist, mag man kaum glauben. Mit ruhiger fester Stimme erzählt sie aus ihrem Leben, erinnert sich an Details, auch an die nicht so schönen.

Wie bei so vielen Menschen ihrer Generation hatte sie mit vielen Schicksalsschlägen zu kämpfen. Margarete Köster war immer mit dem Jerichower Land verbunden. Geboren und aufgewachsen ist sie in Bergzow und Parey. "Mit 20 Jahren habe ich geheiratet", erinnert sie sich. Doch es war eine schwere Zeit. 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, ihr Mann wurde eingezogen. 1945, zwei Tage vor dem Ende des Krieges, fiel ihr Mann. "Wir haben fünf Jahre gewartet, bis die Nachricht von seinem Tod kam", sagt sie auch heute noch bewegt. Viele Menschen seien damals in dieser Situation gewesen, Monate, Jahre zwischen Hoffen und Bangen ob die Brüder, Söhne oder Ehemänner wohl heimkehren würden.

Auch Margarete Köster traf das schwere Schicksal, mit zwei Söhnen stand sie nun allein da. "Es war gut, dass es meine Eltern in Parey gab, wir mussten nicht umherziehen, wir wurden nicht vertrieben", sieht sie in dieser schweren Stunde noch heute, Jahrzehnte später, etwas Positives. 1952 fing sie im damaligen Sägewerk zu arbeiten an, dort lernte sie ihren späteren zweiten Ehemann kennen. "Ich habe lange mit der Heirat gewartet."

Nun begann eine, wie sie sagt, schöne Zeit. "Wir haben uns gut verstanden." Ihr Mann betrieb das Sägewerk bis 1972 privat. Dann kam die staatliche Enteignung. Das sei noch mal eine schwere Zeit gewesen. Das Leben wurde erneut völlig umgekrempelt. "Was soll man machen, man muss da einfach durch", fasst es Margarete Köster zusammen. Lange Jahre lebte sie in Parey, seit einiger Zeit im Seniorenheim Genthin-Wald. Ihr Mann, auch ihr älterer Sohn, sind leider verstorben. "Dafür habe ich 24 Enkel und Urenkel", erzählt die Jubilarin stolz. Häufig kämen sie zu Besuch, natürlich auch zum Ehrentag.

Margarete Köster hatte zeitlebens großes Interesse an der Kultur. "Oh, ich habe gern und viel gelesen." Auch Klavier habe sie gespielt. "Aber nur für den Hausgebrauch." Ein Rezept für ein langes Leben hat sie nicht, aber die Jubilarin sagt: "Man muss das Leben nehmen wie es kommt, es gibt immer gute und schlechte Zeiten, man darf nur nicht verzagen."