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Lotte Ballarin-Personalausstellung im Wasserturm / Vernissage am 13. Dezember Genthin ehrt eine große Künstlerin

Von Simone Pötschke 04.12.2014, 02:15

Mit einer Personalausstellung und dem Eintrag in das goldene Buch der Stadt Genthin wird am Sonnabend, 13. Dezember, die Genthiner Malerin und Grafikerin Lotte Ballarin anlässlich ihres 95. Geburtstages gewürdigt. Die Ballarin-Arbeiten ranken sich um das Thema "Meine Heimat - meine Stadt".

Genthin l Betriebsamkeit herrscht gegenwärtig in der ersten und zweiten Etage des Genthiner Wasserturms. Der Countdown für die Vernissage am Sonnabend, 13. Dezember, hat begonnen.

Bilder müssen ausgewählt, gerahmt und platziert werden, Einladungen verschickt und Plakate ausgetragen werden. Thomas Roloff, der über das Programm "Aktiv zur Rente" beim Kunstverein tätig ist, hat dieser Tage voll zu tun. Ihm hilfreich zur Seite stehen Vereinsmitglieder, etwa Peter Renusch, Christa Wolf, Gerda Zinke, Edith und Peter Danner oder Erhard Holley, so dass letztlich eine ansprechende und anspruchsvolle Ausstellung im Wasserturm präsentiert werden kann.

Dafür sehen sich sowohl der Kunstverein, dessen Mitglied Lotte Ballarin seit seiner Gründung ist, als auch die Stadt Genthin in der Pflicht. Gemeinsam wurde diese Ausstellung unter dem Motto "Meine Heimat - meine Stadt" initiiert, was auch in der Gestaltung der Vernissage seinen Ausdruck finden wird. So übernimmt Bürgermeister Thomas Barz bei der Vernissage den Part, über Lotte Ballarins Leben in Genthin zu sprechen, während Christian Grams von der Kunsthochschule Braunschweig den Gästen das künstlerische Schaffen der Genthinerin näherbringt.

Lotte Ballarin arbeitete viele Jahre als Grafikerin in Halle und kehrte 1990 in ihre Heimatstadt Genthin zurück.

Die alte Dame hat in den Jahrzehnten ihres Schaffens auch die künstlerische Landschaft Genthins mitgestalten können. Leise, ohne sich jemals in den Vordergund zu drängeln. In vielen Arbeiten setzte sie ihrer Heimatstadt Genthin ein kleines, liebevolles Denkmal und bewahrte so fast vergessene, inzwischen historische Ansichten.

Der Weg zur Burg Giebichenstein

Die Künstlerin, Jahrgang 1919, wuchs als Tochter der gutsituierten Apothekerfamilie Ballarin in Genthin auf. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges macht die junge Lotte am Genthiner Bismarck-Gymnasium ihr Abitur und studierte dann - kriegsbedingt - verkürzt in Dresden Pädagogik. Ihre erste Lehrerstation war Sandau, wo sie die ersten bis vierten Klassen unterrichtete.

Nachdem das Haus in Sandau, in dem sie seinerzeit wohnte, zerstört wurde, kehrte sie in ihre Heimatstadt Genthin zurück. Vorübergehend arbeitete sie dann in einer Gärtnerei. In dieser Zeit schloss sie Bekanntschaft mit einem älteren, evakuierten Herren, der ihr Mal- und Zeichenunterricht gab. Er erkannte ihr Talent und bestärkte sie darin, sich um ein künstlerisches Studium zu beweben.

Sie wagte diesen Schritt und bestand einen Aufnahmetest, ging 1950 zur Burg Giebichenstein und belegte das Fach Angewandte Malerei und Restauration. Eigentlich, wie sie später berichtete, wollte sie in die Grafikklasse. Buchillustrationen waren stets ihr großer Traum, den sie sich schon bald erfüllte. Denn als der Verband Bildender Künstler in den 1950er Jahren in Halle eine Druckwerkstatt bekam, konnte Lotte Ballarin von Anfang an dort arbeiten und endlich die verschiedenen Techniken erlernen. Hier entstanden in den folgenden Jahren die vielen Lithografien, Holzschnitte und Radierungen, die sie in der ehemaligen DDR bekannt gemacht haben und mit denen sie auch bei großen Ausstellungen vertreten war.

Illustration der Helmecke-Bücher

Später wagte Lotte Ballarin auch einen Ausflug in die Holzschnitzerei. Noch im hohen Alter illustrierte sie mit großer Hingabe die Helmecke-Bücher "Rose bleibt Rose" und "Pollo aus Altenpluff".

Lotte Ballarin erwies sich als Grafikerin und Malerin als eine Individualistin der realistischen Darstellung. Ihre Motive entnimmt sie einem unspektakulären Alltag, dem Familienleben, sie findet sie in Kindern und in der Natur, der sie zeitlebens in besonderer Weise zugetan ist. Reizvolle Ansichten vom alten Genthin werden ergänzt durch die ihrer Lieblingsinsel Hiddensee.

Die Ausstellung im Genthiner Wasserturm wird einen kleinen Einblick in dieses Schaffen geben. Die Vernissage, die der interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist, beginnt am 13. Dezember um 15 Uhr.