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Londoner Künstlerin stammt aus Genthin / Ausstellungen in New York und Los Angeles Kunst statt Erwachsen werden

Von Mike Fleske 27.04.2015, 03:26

Vor sieben Jahren zog Stephanie Homa von Genthin nach London. An der Themse lebt sie als freischaffende Künstlerin und hat unter dem Namen "Super Future Kid" mit ihren Bildern bei internationalen Ausstellungen für Aufmerken gesorgt. Bald wird sie ihre Werke in Berlin präsentieren.

Genthin l Von der Kanalstadt in die Welt. So könnte man meinen, wenn man den Lebenslauf der 33-jährigen Stephanie Homa betrachtet. Mit ihren Bildern hat sie in den vergangenen Jahren Ausstellungen in London, Aberdeen, New York oder Los Angeles bestritten.

Die Werke zeigen oft eine Mischung aus ganz ungewöhnlichen Situationen und fangen den Zeitgeist von Kindheit und Jugend in den 80er und 90er Jahren ein. Eine Zeit, die Stephanie Homa in Genthin verbrachte. "Ich bin in Genthin aufgewachsen und erinnere mich auch sehr gerne an meine Zeit im Kindergarten Martha-Brautzsch, an die Grundschule Süd und das Bismarck-Gymnasium."

Von der Kunsthochschule in Berlin nach London

Bereits in der Schulzeit habe sie eine ausgeprägte Kreativität an den Tag gelegt, gemalt, gebastelt und gezeichnet, doch einen richtigen Schub bekam ihre künstlerische Ader erst im Studium. "Ich habe damals Textil- und Flächendesign studiert und dabei die Malerei für mich entdeckt."

Mit einem Diplom der Kunsthochschule Berlin-Weissensee ging es 2008 über den Kanal auf die Britische Insel. Ein Entschluss, den die damals 26-Jährige schon viel früher getroffen hatte. "Ich war schon ziemlich lange von England begeistert. Mit 14 Jahren war ich das erste Mal dort und bin oft dorthin zurückgekehrt." Irgendwann habe festgestanden: "Da will ich leben." Das Umziehen und Einleben sei für sie einfach und problemlos gewesen. "Für mich ist es so als gehörte ich hier her." Die pulsierende Stadt voller Pop, Power und Pomp sei die beste Umgebung für die quirlige, junge Frau.

In London hat sie als freischaffende Künstlerin unter dem Namen "Super Future Kid" schnell Fuß fassen können. Werke entstanden, Ausstellungen folgten und waren oft bestens besucht. Denn die Bilder sprechen besonders eine kunstinteressierte junge Generation zwischen 25 und 40 Jahren an. Eine Generation, die ein bisschen weniger altert und länger jugendlich bleibt als die Eltern- und Großelterngeneration. Das haben die Ausstellungsbesucher mit der Künstlerin gemeinsam. "Ich werde einfach nicht erwachsen und habe es ganz davon abgesehen auch nicht wirklich vor", meint Stephanie Homa über sich selbst.

"Daher hab ich mir auch den Namen `Super Future Kid` gegeben. Ein wenig Superhelden Alter Ego sei das, sagt sie verschmitzt und weiß, dass auch diese Erklärung zu einem Spiel mit den Sujets gehört. Denn das Malen sei ein wenig wie Spielen. "Du findest Dinge, die dir gefallen, die dich faszinieren oder die dir einfach nur Spaß machen, nimmst sie auseinander, packst sie neu zusammen und verbindest sie mit anderen Dingen, so dass was Neues draus wird." Viel treffender lässt sich die Kunst, die daraus entsteht, nicht beschreiben.

Zeitgeist der 80er und 90er in neuem Zusammenhang

Plastik, Spielzeug, Kinderkram - was bei anderen auf dem Flohmarkt landet oder auf dem Dachboden verstaubt, wird bei Stephanie Homa Kunstobjekt und auf die Leinwand gebannt. Da trifft dann der Marshmellow-Mann aus dem 80er-Jahre-Kinohit "Ghostbusters" auf Eule und Katzen. Dem 90er Jahre Rapper "Snoop Doggy Dog" wird ein T-Shirt mit Croissants verpasst und TV-Fiesling J.R. Ewing kommt im Pullover mit Sportlermotiv daher und hat eine Ladung Pfannkuchen vor sich.

Daneben begegnen dem Betrachter oft auch Verweise auf Mädchen-Helden wie "Sailor Moon", "Glücksbärchies" oder "Hello Kitty". Der Zeitgeist wird zur Kunst, die Kindheitserinnerungen zur Spielwiese für die Erschaffung immer neuer Welten. In eine Schublade will sich die 33-Jährige deshalb nicht stecken lassen, doch trotzdem gibt es Künstler, vielleicht auch Vorbilder, die ihr aufgrund einer klaren Haltung nahestehen. "Es gibt eine wirklich lange Liste an Künstlern, deren Arbeiten ich bewundere, aber die meisten haben mit ihren Werken kaum Parallelen zu meinen eigenen Arbeiten. Neo Rauch war allerdings derjenige, der meine Begeisterung für die Malerei mit seinen Bildern geweckt hat, das war aber vor inzwischen nun auch schon fast zehn Jahren."

Eine lange Zeit auch für eine Künstlerin, die ständig neuen und alten Zeitgeist auf eine aktuelle Form bringt. Damit ist sie erfolgreich. Mittlerweile werden für "Super Future Kids" vierstellige Beträge gezahlt. Das sei in der Kunstwelt überhaupt nichts Besonderes, erklärt Stephanie Homa. Und fügt hinzu: "Ich würde selbst auch in die Werke investieren." Im Prinzip mache sie das, denn "alles, was ich einnehme wird gleich wieder in neue Arbeiten gesteckt". Trotz der Arbeit und dem Leben in London hat sie die Heimat nicht vergessen. Zweimal im Jahr ist sie in Genthin und freut sich das vertraute Umfeld der Kindertage wiederzusehen.

Inspiration für die Familie in Genthin

Auch als Inspiration für ihre Familie. "Steffi hat mich ermuntert auch zu Malen. Seit zehn Jahren male ich in der Malgruppe Regenbogen unter der Leitung der Künstlerin Rieke Schmieder", erzählt Stephanie Homas Mutter Marion.

Ein wunderbares Hobby sei es, auch wenn die Bilder ganz anders seien, als die ihrer Tochter. Über deren Werke sagt sie: "Steffis Bilder sind natürlich sehr speziell, aber wir in der Familie bewundern sie alle." Bald können auch die Besucher der Okazi-Galerie in Berlin-Rummelsburg die Werke bewundern. Dort wird am 5. Juni in Anwesenheit der Künstlerin eine Ausstellung mit aktuellen Werken eröffnet.

Weitere Informationen gibt es online unter www.superfuturekid.com.