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Bürger gründen eine Interessengemeinschaft, weil die Stadt im Ortsteil nichts unternimmt Immer mehr streunende Katzen in Mützel

12.10.2011, 04:23

Das Genthiner Kastrationsprogramm sollte das Problem herrenlos herumstreunender Katzen eigentlich beseitigen. Zwar sind im Stadtgebiet Fortschritte zu erkennen, doch im Ortsteil Mützel ist die Situation unverändert. Wenn sich Betroffene an das Ordnungsamt wenden, wird ihnen dort mitgeteilt, dass man dafür nicht zuständig sei.

Mützel l Anett Wedding ist frustriert. Die Studentin kann einfach nicht glauben, dass sie überall eine Abfuhr erhält. "Es ist zum Verzweifeln: Jeder sagt mir, dass er nicht zuständig ist oder keine Mittel hat, das Problem zu lösen", sagt sie. Das "Problem" ist in den vergangenen Monaten in Mützel immer schlimmer geworden: Herumstreunende Katzen und Kater vermehren sich in großem Tempo, ohne dass sich jemand für die Tiere verantwortlich fühlt. "Ich habe drei eigene Katzen im Haus, in den vergangenen Jahren habe ich weitere vier Streuner aufgenommen, die ich durchfüttere. Aber jetzt ist eine Grenze erreicht", sagt Anett Wedding und erklärt: "Von Woche zu Woche treiben sich mehr Katzen auf meinem Hof und den Nachbargrundstücken herum, die Tiere werden immer aggressiver. Letzte Woche ist einer unserer Kater von einem Streuner angefallen worden." Dass die ausgehungerten Katzen den eigenen Tieren das Fressen streitig machen, sei an der Tagesordnung, so die Tierliebhaberin.

Eigentlich sollte sich das Genthiner Katzenproblem erledigt haben. Dies dachte wohl auch Genthins Bürgermeister Wolfgang Bernicke, der vor einigen Wochen in einem Fernsehinterview sagte, dass Genthin kein Katzenproblem mehr habe. Doch das dafür geschaffene und durch den Tierschutzverein durchgeführte Kastrationsprogramm wurde vordergründig im Stadtgebiet umgesetzt. In Mützel fragen sich einige Bürger, warum in ihrem Ortsteil nichts passiert ist. "Hier bei uns sehe ich nichts davon", sagt Monika Urbanczik, die zwei Häuser neben Anett Wedding wohnt.

Ordnungsamt ist für herrenlose Tiere nicht zuständig

Als vor einer Woche dann eine eigene Katze von einem Streuner angegriffen wurde, reichte es Anett Wedding. Die junge Studentin zog los, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. "Im Ordnungsamt wurde mir nur gesagt, dass ich die Streuner eben nicht füttern dürfe. Aber ich muss meine eigenen Katzen füttern. Die Streuner holen sich dabei das Futter gewaltsam", sagt sie aufgebracht und stellt klar: "Nicht füttern löst nicht das Problem. Die ausgehungerten Tiere sind inzwischen so aggressiv, dass sie in Keller und Scheunen eindringen und sich alles Fressbare holen." Ordnungsamtsleiter Kurt Stobernack sagt dazu auf Volksstimme-Nachfrage: "Im Gegensatz zu umherlaufenden Hunden lösen streunende Katzen grundsätzlich keine Gefahr für die Sicherheit aus." Diese Katzen seien außerdem keine Fundtiere, sondern herrenlose Tiere, die deshalb nicht in die Zuständigkeit der Gemeinde fallen würden, so der Ordnungsamtsleiter. Das kann Anett Wedding nicht verstehen. "Die Streuner sind ungepflegt, krank und von Würmern befallen - durch den Kontakt mit meinen Katzen entsteht die Gefahr, dass diese auch krank oder Seuchen verbreitet werden. Wo soll das hinführen?", fragt sie.

"Seit dem Jahr 2007 wendet die Stadt freiwillig finanzielle Mittel auf, um die Katzenpopulation in Grenzen zu halten", erklärt Stobernack. Im Zeitraum von 2008 bis 2010 gab es 7000 Euro für das Tierasyl Zabakuck. Ein gleichhoher Betrag wurde auch dem Tierschutzverein Genthin zur Verfügung gestellt. Doch die Kapazitäten des Tierschutzvereins sind begrenzt, die Tierasylstelle in Zabakuck verwies strikt auf das Ordnungsamt der Stadt Genthin. "Dort wurde mir gesagt, dass man nichts unternehmen dürfe, bevor nicht Herr Stobernack vom Ordnungsamt ein Signal gebe. Das verstehe ich nicht", sagt Anett Wedding.

Vorhandene Mittel werden nicht in Mützel eingesetzt

Auf Volksstimme-Nachfrage erklärt Stobernack, warum im Fall von Anett Wedding das Signal des Ordnungsamtes ausblieb: "Die Mittel werden momentan an anderen Stellen eingesetzt, besonders an den Orten, an denen wir auch Futterstellen haben."

Die Mützeler suchen nach Lösungen für ihr Problem: Am vergangenen Sonnabend haben sich etwa 30 Tierliebhaber im Haus von Monika Urbanczik zusammengefunden, um eine Interessengemeinschaft zu gründen. "Weil niemand etwas unternimmt, müssen wir selbst aktiv werden", sagt sie. Ihre Tierschutzgruppe hat das Ziel, die Katzenproblematik in Mützel anzugehen und die Tiere über Schaukästen zu vermitteln (nach Kastration). "Doch das kann es auch nicht allein sein. Wir brauchen Unterstützung", hofft Monika Urbanczik auf Förderung von der Stadt und von Sponsoren. "Täglich bekomme ich Anrufe, ob ich helfen kann. Es sind inzwischen unglaubliche viele Streuner unterwegs, die Menschen wissen nicht, was sie tun sollen", sagt sie.