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Gemütliche, wettergeschützte Ecken statt Glashaus mit wenig Platz und viel Zerstörungspotential Schüler planen Haltestelle, die anders ist

Von Sigrun Tausche 26.11.2011, 05:21

Praktisch ein Dauer-Ärgernis ist die Bushaltestelle an der Sekundarschule in Parey. Zerstörte Scheiben, Müll, belästigte Anwohner - Probleme, die offenbar nicht in den Griff zu bekommen sind. Das könnte sich nun womöglich ändern - durch die Initiative von Schülern!

Parey l "Jugendliche gestalten Stadt-Raum" heißt ein Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. "Kinder und Jugendliche haben andere Ansprüche an ihre Umgebung als Erwachsene. Doch in der Regel werden sie kaum gefragt, wenn es darum geht, Straßen, Plätze und Parks zu planen", heißt es in der Erläuterung zu diesem Projekt. Hier soll den jungen Leuten nun die Chance und Mitsprache, zur Mitgestaltung gegeben werden - die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit den Erwachsenen über ihre Wünsche und Vorstellungen sowie deren Umsetzbarkeit zu reden.

Fünf Schulen in Sachsen-Anhalt sind an diesem Projekt mit eigenen Beiträgen beteiligt: Schulen in Halle, Haldensleben, Bitterfeld-Wolfen, Parey und Bernburg.

In der Sekundarschule "An der Elbe" in Parey haben sich Schüler des Wahlpflichtkurses "Kultur und Künste" aus den beiden 10. Klassen, betreut von Kunstlehrerin Daniela Meinecke, das Problem "Bushaltestelle" vorgenommen. Unterstützung erhielten sie dabei von Marcel Korth, Projektmitarbeiter bei der Kinder- und Jugendstiftung, und von Wolfgang Würth, Architekt aus Reuden/Fuhne bei Wolfen.

Bereits vor mehreren Wochen kamen alle Beteiligten zusammen, wobei die Schüler in zwei Gruppen - einer Architektengruppe und einer Mediengruppe - arbeiteten. Die Mediengruppe drehte einen Film zum Konzept nach einem vorher erarbeiteten Drehbuch, um später damit mögliche Sponsoren überzeugen zu können. Die Architektengruppe baute ein Modell, das sehr schnell verdeutlicht, wie wenig das handelsübliche Buswartehäuschen den Vorstellungen der Jugendlichen entspricht.

Mit Elbe-Pareys Bürgermeisterin Jutta Mannewiz und Bauamtsleiterin Gabriele Panzlaff hatten sie schon im Vorfeld gesprochen und nun vor wenigen Tagen das fertige Konzept vorgestellt. Jutta Mannewitz freut sich über die Initiative der Schüler. "Wir haben mit der Bushaltestelle viel Geld in den Sand gesetzt", erinnerte sie an wiederholte Zerstörungen. "Ich wünsche mir, dass die Schüler mehr Glück haben."

Besonders freut sie sich darüber, dass sich die Schüler auch Gedanken gemacht haben, wie man erreichen kann, dass künftig die Anwohner weniger belästigt werden. Denn dass es sich zum Beispiel einige während der Wartezeit auf den Bus in Hauseingängen bequem machten, wurde schon zum Dauerzustand.

Das Modell der Schüler zeigt, dass das künftig nicht mehr nötig sein wird. Zur Zeit ist es so, dass sich in "Stoßzeiten" jede Menge Schüler der 5. bis 10. Klassen, die in verschiedene Richtungen nach Hause wollen, an der Haltestelle drängen. Das offene "Glashaus" bietet wenig Abschirmung. Aufgrund der Alters- und Interessenunterschiede ist vorprogrammiert, dass sich grüppchenweise ein Teil der Schüler jeweils andere Wartebereiche sucht.

Das Modell ist zwar aus Holz, in der Realität sollen aber zum großen Teil Ziegelsteine verwendet werden - Mauern, die möglichst unverwüstlich sind. Aber keine einfache Hütte, sondern eine Anlage mit getrennten Bereichen, Sitzecken und Windschutzecken, ist geplant, so dass viel mehr Schüler hineinpassen und sich notfalls auch aus dem Weg gegen können, und auch Mülleimer sollen angebracht werden.

Architekt Wolfgang Korth hat schon mit anderen Schülergruppen Projekte erstellt und weiß um die Tatsache, dass junge Leute oft andere Vorstellungen haben als Erwachsene. Er war dafür zuständig, die Ideen der jungen Leute auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen, um so zu einem Konzept zu kommen, das erstens umgesetzt werden kann und zweitens die Zustimmung der Jugendlichen findet. Denn womit sie sich identifizieren und selbst daran mitwirken, das werden sie später mehr achten und nicht wieder zerstören, ist auch Lehrerin Daniela Meinecke zuversichtlich.

Erfolg der Pareyer: 1. Platz beim Wettbewerb in Bernburg

Für das Projekt soll nun ein Bauantrag gestellt werden, und dann wollen die Schüler auf Sponsorensuche gehen, und zwar im gesamten Einzugsgebiet der Sekundarschule Parey, zu dem auch einige Orte der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow gehören.

Vorzuweisen haben die Pareyer Schüler übrigens inzwischen noch einen Erfolg: Jessica Müller, Tim Tetzlaff und Laura Krause waren Anfang November im Rahmen des Projekts in Bergburg zu einem "Vernetzungstreffen". Dabei fand unter anderem ein Wettbewerb der Gruppen aus den fünf Schulen statt, wobei in kurzer Zeit ein Architekturprojekt entworfen werden sollte. Dabei errangen die Pareyer den 1. Platz!