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Archäologen begleiten die Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz bei Jerichow Sensationelle Funde aus früher Besiedlung

Von Sigrun Tausche 19.12.2011, 05:32

Ein wahrer Schatz ist in den vergangenen Wochen am Rande von Jerichow entdeckt worden - nicht finanzieller Art, sondern historischer: Archäologen begleiteten die Arbeiten zum Bau des Hochwasserschutzwalls und stießen auf Funde aus dem 12. bis 14. Jahrhundert.

Jerichow l Schon seit Langem sind Jerichow und die Umgebung der Ortslage bekannt dafür, auf Spuren früherer Besiedlung zu stoßen. Unzählige kleinere und größere "Schätze" sind schon zusammen getragen worden, finden sich unter anderem im Bestand des Klostermuseums Jerichow, des Heimatmuseums in Genthin und auch in der Sammlung von Hobby-Archäologe Bernhard Warszynski aus Jerichow, der so manches hochgepflügte Fundstück allein beim Spaziergang über die Felder entdeckte.

Baumaßnahmen wie der jetzt erfolgte Bau der Hochwasserschutzanlagen dürfen in einem solch geschichtsträchtigen Gebiet nicht ohne Begleitung von Archäologen erfolgen. Und das aus gutem Grund, wie sich hier zeigte. "Es ist ein Wahnsinns-Befund!" sagte Dr. Dietlind Paddenberg, Referentin für Bodendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Sie und ihr Kollege Dr. Götz Alper waren zum Ortstermin nach Jerichow gekommen, um gemeinsam mit Grabungsleiterin Christina Wagner, ihren beiden Helfern Detlef Dubberke und Gerald Brandt sowie interessierten Jerichowern - Bernhard Warszynski, dem ehemaligen Klostermuseumsleiter Rolf Naumann und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Förder- und Heimatvereins Gerhard Ritter - die Funde in Augenschein zu nehmen.

Gerade an diesem Tag waren die Grabungshelfer auf einen neuen, sensationellen Fund gestoßen. Angefangen hatte es damit, dass im sandigen Boden eine im Durchmesser etwa sechs Meter große Verfärbung entdeckt worden war. Diese hat sich nach unten hin nach und nach verengt und endete in einer hölzernen Setzung, innerhalb derer mittelalterliche Gefäße entdeckt wurden.

Die Funde gehen auf das 13. bis 14. Jahrhundert zurück, möglicherweise auch schon auf das 12. Jahrhundert, schätzt Dietlind Paddenberg. Was in den oberen Schichten zunächst entdeckt worden war, sei vermutlich ein Töpferofen gewesen. In diesem wurden jede Menge Keramik und anderes gefunden, und es wurden Lehmsäulen, die stückweise noch fest zusammenhalten, aus dem Boden entnommen. Darunter stießen Christina Wagner und ihre Helfer auf Holz. Deutlich zeigte sich die Form eines alten Brunnens, in dem offenbar Teile von Krügen, die zum Wasserschöpfen verwendet worden waren, liegen geblieben sind.

Warum der (vermutliche) Töpferofen ausgerechnet über dem zuvor zugeschütteten Brunnen gebaut worden war, sei ungewiss, sagte Dietlind Paddenberg. Sie vermutet ganz praktische Gründe: Es wurde einfach die schon vorhandene Grube verwendet. Um genaueres zu den Funden sagen zu können, müsse man aber die Auswertung abwarten.

Die Grabungsarbeiten, mit denen am 14. November begonnen worden war, gehen nun zu Ende. Ohne die Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz würden diese "Schätze" noch weiter in der Tiefe schlummern und wären vielleicht nie entdeckt worden. Über der Grabungsstätte wird sich bald der Hochwasserschutzwall türmen.

In Richtung auf "Schatzjäger", die auf alte Münzen aus sind, sei gesagt, dass sich laut Dietlind Paddenberg hier nur wenige fanden.

Dass es sich hier um eine Form von Besiedlung, wo Produktion mit angeschlossen war, handele - so viel sei klar, sagte die Fachfrau. Genaures erhofft man sich durch die Auswertung der Funde zu erfahren.