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Betreuungsforstamt Elb-Havel-Winkel organisiert den Einsatz für Kommunen und Waldbesitzer Der Eichenprozessionsspinner wird im Frühling per Hubschrauber bekämpft

Von Manuela Langner 09.01.2012, 05:33

Der klimatische Wandel begünstigt die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners. Im Frühjahr soll ein Hubschrauber zur Bekämpfung des Schädlings eingesetzt werden. Das Betreuungsforstamt Elb-Havel-Winkel koordiniert die Aktion für alle Betroffenen.

Genthin l Der Eichenprozessionsspinner ist kein typischer Forstschädling. Die Raupe spielt vor allem als Hygieneschädling eine Rolle. Die Brennhaare des Spinners rufen sowohl beim Menschen als auch bei allen anderen Säugetieren von Hund und Katze bis zu Pferd, Rind und Schaf allergische Reaktionen hervor. "Das macht den Eichenprozessionsspinner so gefährlich, deshalb muss er bekämpft werden", erklärt Peter Sültmann, Leiter des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Winkel in Genthin. Als Beispiel verweist er auf einen Fall aus dem vergangenen Jahr: Ein Bauer verkaufte Heu an einen Pferdebesitzer, dessen Tiere begannen zu husten. Ursache: die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners, die in das Heu gelangt waren.

Dass die Schmetterlingsraupe in den letzten Jahren zu einem Problem geworden ist, liegt am klimatischen Wandel. In feucht-warmen Wintern und an Wärmetagen in Frühling, wenn man schon an Sommer denken kann, entwickelt sich der Spinner optimal. "Zudem hat er nur einen richtigen Feind: den Kuckuck", setzt Peter Sültmann hinzu.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit 2009 ist im nördlichen Sachsen-Anhalt die Bekämpfungsfläche des Eichenprozessionsspinners von 546 Hektar auf mehr als 1300 Hektar im Jahr 2011 angestiegen.

Im Oktober hatte Peter Sültmann in Klietz zu einer ersten Informationsveranstaltung eingeladen. Vor Vertretern der betroffenen Behörden und Kommunen sowie unbetreuten Waldbesitzern warb er darum, Waldflächen, Alleen und Einzeleichen, die vom Spinner befallen sind, dem Betreuungsforstamt in Genthin zu melden.

Rotor dreht das Mittel geradezu in die Kronen der Eichen

Der Eichenprozessionsspinner wird zunehmend an Straßen und in Ortslagen bekämpft, ohne dass die Eichenbäume durch den Fraß gefährdet sind. "Die Bekämpfung erfolgt in diesen Fällen nicht als Maßnahme des Pflanzenschutzes, sondern als Biozideinsatz zur Gefahrenabwehr, für die ausschließlich die Kommunen zuständig sind!" Dass sich das Betreuungsforstamt trotzdem um die Organisation des geplanten Hubschraubereinsatzes im kommenden Frühjahr kümmert, begründet Peter Sültmann auch mit der allgegenwärtigen Forderung, Kosten zu sparen: Wenn sich alle Betroffenen zusammenfinden und gemeinsam einen Auftrag auslösen (zuvor erfolgt eine Ausschreibung), ist das preiswerter, als wenn jeder einzeln agiert.

Dort, wo kein Hubschrauber eingesetzt werden kann, zum Beispiel in Innenstädten, muss der Eichenprozessionsspinner anders bekämpft werden. Dafür ist dann jede Stadt oder Gemeinde oder der Landkreis selbst verantwortlich.

"Wir haben in unserem Gebiet eine Fläche von etwa 500 Hektar erfasst", sagt Peter Sültmann. Diese wird derzeit in der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen kartographisch erfasst und digitalisiert.

Im Februar treffen sich die einzelnen Ansprechpartner ein nächstes Mal. Dann geht es unter anderem um das Beantragen von Genehmigungen, beispielsweise für das Befliegen von Schutzgebieten, die Auswahl von geeigneten Hubschrauberlandeplätzen und die Organisation von Straßensperrungen und ähnlichem.

In der Altmark, seinem früheren Einsatzgebiet, hat Peter Sültmann gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Betroffenen gemacht. Da konnte ein Sportplatz als Landeplatz genutzt werden, die Feuerwehr stellte das Wasser für die Lösung zur Verfügung, die gespritzt wird, und die Polizei war pünktlich vor Ort, die Straßen zu sperren. Die Straßensperrung betrifft nur das Überfliegen, dauert also nicht lange.

Weil die Düsen am Hubschrauber die Lösung sehr fein zerstäuben, ist nur eine geringe Dosis notwendig. Die Mittel sind für den Menschen ungefährlich. Welches eingesetzt wird, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Der Rotor des Hubschraubers wirbelt die Lösung geradezu in die Kronen der Eichen.