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Finanzsorgen weichen Angst vor Image-Schaden / Musiker aus Porta Westfalica konzertieren in der Kanalstadt Stadträte im Zweifel: Kann sich Genthin wie bisher noch ein teures Konzert leisten?

Von Simone Pötschke 18.06.2012, 05:31

Nach einer heftigen Diskussion konnte sich der Genthiner Stadtrat doch noch durchringen: Der Auftritt des Kammerchores und des Kammerorchesters "La Rejouissance" aus Porta Westfalica unter der Leitung von Georg Kindt am Vorabend des 3. Oktober in der Trinitatiskirche wird anteilig mit 2000 Euro bezuschusst.

Genthin l Es ging ein kurzes Raunen durch den Sitzungssaal, als Bürgermeister Wolfgang Bernicke (parteilos) verkündete, dass sich die Gesamtkosten für den Auftritt der Musiker aus Porta Westfalica, die auch in ihrer Partnerstadt Tangermünde ein Konzert geben, auf 10 250 Euro belaufen werden. Dieser Betrag, versicherte er, sei auf Kante gelegt und fiele knapp bemessen aus.

Bernicke erinnerte in diesem Zusammenhang aber auch daran, dass 1994, als die Musiker erstmals in Genthin auftraten, die Stadt noch 1000 Mark zahlte.

Jetzt wollte Georg Kindt als künstlerischer Leiter im Interesse der Planungssicherheit Klarheit darüber einholen, ob die Stadt 2000 Euro, ein schon durch Spenden von Firmen und Sponsoren um 1500 Euro abgeschmolzener Betrag, bereit sei aufzubringen.

Der Stadtrat neigt dazu, mir alles um die Ohren zu hauen."

Bürgermeister Wolfgang Bernicke wiederum legte erklärtermaßen großen Wert am Zustandekommen des Beschlusses. "Ich will unbedingt diesen Beschluss für eine freiwillige Aufgabe in einer haushaltsfreien Zeit. Der Stadtat neigt dazu, mir alles um die Ohren zu hauen."

Während der Diskussion war anfänglich durchaus nicht klar, wie sich die Stadträte entscheiden würden. Zu den Beführwortern, das festliche Konzert zum Tag der Deutschen Einheit nicht einschlafen zu lassen, gehörte Norbert Müller (CDU). Die Partnerschaft zwischen Porta Westfalica und Genthin sollte man erhalten, sagte er.

Zweifel meldete da schon Franz Schuster von der Ländlichen Wählergemeinschaft Fiener an. "Ich kann nicht einschätzen, ob die Ausgabe wirklich notwendig ist, schließlich handelt es sich um eine freiwillige Aufgabe."

Gerhard Koschnitzke (SPD) plädierte für die Fortsetzung der Konzerte mit den Gästen aus Nordrhein-Westfalen. Dabei handle es sich um qualitativ hochwertige Konzerte, die einen festen Bestandteil im Leben der Stadt hätten.

Eine kurze Streiterei entzündete sich, als Gerhard Koschnitzke monierte, dass bisher kaum Stadträte die Konzerte besucht hätten. Daraufhin entgegnete ihm Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen), dass er sich nicht vorschreiben lassen werde, Konzerte zu besuchen, bei denen Musik gespielt wird, die ihm nicht gefalle.

"Eine solche Ausgabe ist heute nicht mehr zeitgemäß."

Dr. Hubert Schwandt (Feuerwehr Parchen) zeigte sich kompromisslos ablehnend. "In Zeiten von Kita- und Schulschließungen, in denen das Geld nicht reicht für Schulsanierungen, sehe ich eine solche Ausgabe nicht mehr als zeitgemäß an."

Lisa Wolf (Die Linke) warf die Frage auf, warum für dieses Konzert kein Eintritt genommen werde. Gehör fand sie damit unter den Stadträten allerdings nicht.

Kurt Wicke (Pro Genthin) gab zu bedenken, dass in diesem Jahr noch weitere wichtige freiwillige Aufgaben auf die Stadt zukommen werden, darunter auch der Spee-Cup, ein sportlicher Vergleich auf Bundesebene. "Wir sollten uns deshalb wirklich überlegen, ob wir das Konzert bezuschussen", stellte er in den Raum.

Das Schlusswort, das wohl auch einige Zweifler überzeugte, kam Gladaus Ortsbürgermeister Dr. Bernhard Schwandt zu. Es entstünde ein Image-Schaden für Genthin, wenn sich die Stadt aus der Konzert-Tradition herausziehe, versuchte er, den Stadträten ins Gewissen zu reden. Das Konzert am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit sollte stattfinden, auch wenn es finanziell weh täte, appellierte er.

Seit nunmehr 18 Jahren konzertieren die Musiker aus Porta Westfalica traditionell am 2. Oktober in der Genthiner Trinitatiskirche. In jedem Jahr sind ihre anspruchsvollen Konzerte für die Freunde der klassischen Musik ein Ereignis.

Am Tag der Deutschen Einheit geben der Kammerchor und das Kammerochchester "La Rejouissance" das gleiche Konzert in Tangermünde.