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Mittelalterprojekt des Gymnasiums fasziniert 1500 Zuschauer / Im Gespräch mit den Gestalterinnen "Wir sind alle über uns hinausgewachsen"

11.07.2012, 03:20

1500 Zuschauer sahen kürzlich in der Klosterkirche das Mittelalter-Spektakel des Bismarck-Gymnasiums. Jeden Abend gab es stehende Ovationen für die 150 Akteure, auch von Kultusminister Stefan Dorgerloh. Volksstimme-Redakteurin Simone Pötschke sprach mit den Projektgestalterinnen Anke Held, Kerstin Mosig und Corina Wienmeister über die Entstehung der Show.

Volksstimme: Wie ist eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Gymnasium und dem Jerichower Kloster entstanden?

Anke Held: Vor zirka einem Jahr sprach mich Stiftungsleiter Jan Wißgott an, ob wir uns vorstellen könnten, mit dem Kloster etwas Gemeinsames zu veranstalten. Zu diesem Zeitpunkt stand für uns das Thema Mittelalter schon fest, und da das Kloster einmalige Möglichkeiten dafür bot, nahmen wir das Angebot sehr gern an.

Corina Wienmeister: Die wunderbaren Bedingungen für Orchester, Chor und Tänzer wurden gleichzeitig eine sehr große Herausforderung für die Sprecher. Zum einen mussten die Texte so präsentiert werden, dass sich Bildung und Unterhaltung die Waage hielten und dennoch auch historische Korrektheit garantiert wurde. Zum anderen hatten die Techniker bei der akustischen Umsetzung der Texte wirklich Schwerstarbeit zu leisten. Allen, die uns dabei unterstützt haben, gebührt großer Dank. Dank auch dem Schminkteam um unsere Kollegin Barbara Arndt, die für die richtige Verwandlung der Sprecher sorgte.

Volksstimme: Neben den vielen Schülern waren auch zahlreiche Lehrer dabei. Wie haben Sie diese alle zum Tanzen bewegen können?

Kerstin Mosig: Das war schon ein Stückchen Arbeit, denn zu einem solchen Projekt gehören historische Tänze, die so genannten "Longways", einfach dazu. Zahlreiche Kollegen haben sich, gemeinsam mit Schülern, zu diesem "Experiment" überzeugen lassen, was natürlich besonders spannend war. Ich selber habe vorher mehrere Workshops besucht, da diese Tänze auch für mich ein unbekanntes Feld waren. Schließlich wurde geprobt und geprobt und nicht selten waren die Schüler den Lehrern eine große Hilfe dabei. Jedenfalls hatten wir gemeinsam richtig Spaß dabei und mittlerweile Lust auf mehr. Mal sehen...

Volksstimme: Vor welche musikalischen Herausforderungen sahen Sie sich bei diesem Projekt gestellt?

Anke Held: Die erste große Herausforderung bestand im Vorfeld in der Auswahl der Musikstücke. Im Mittelalter gab es natürlich noch keine Orchestermusik, und es ist nicht ganz einfach, authentisches Material zu finden. Es ging also darum, Musikstücke auszuwählen, die einen Bezug zur Handlung und zum Mittelalter herstellen. Dann musste ein Projektorchester gegründet werden. Ich war sehr erstaunt und erfreut über den großen Zuspruch und die vielen Rückmeldungen, die ich bekam. Und so entstand ein Orchester mit 30 Musikern, bestehend aus Schülern, Eltern und Instrumentalisten der verschiedenen Genthiner Ensembles. Die Arbeit mit diesem Orchester hat mir wirklich viel Freude bereitet.

Volksstimme: Einige Zuschauer haben bedauert, dass der Chor fast nicht zu sehen war. Welche Gründe gab es dafür?

Anke Held: Das Gesamtkonzept dieses Projektes war natürlich speziell auf die räumlichen Gegebenheiten des Klosters zugeschnitten. Da muss man einfach auch die Chorempore und die Krypta nutzen - schon aus akustischen Gründen. Somit war der Chor diesmal eher der unsichtbare Kommentator des Geschehens, konnte dadurch aber auch verschiedenste Klangfacetten zeigen, denn ein Gregorianischer Choral zum Beispiel gehört ja nicht unbedingt zum Repertoire eines Schulchores. Auch das gemeinsame Musizieren mit dem Orchester bei "O Fortuna" wäre sonst nicht möglich gewesen. Übrigens kann ich alle trösten, die den Chor optisch vermisst haben: Auf unserer Projekt-DVD, die ab Ende nächster Woche in unseren beiden Sekretariaten erhältlich ist, kann jeder einen Blick auf die Empore und in die Krypta werfen. Es sind tolle Aufnahmen geworden. Ich bin jedenfalls sehr stolz auf unsere Schüler, die all diese ungewöhnlichen Aufgaben hervorragend gemeistert haben, gemeinsam mit den Lehrern und unseren musikalischen "Bismarck"-Freunden. Wir alle sind bei diesem Projekt ein kleines Stück über uns hinausgewachsen.

Kerstin Mosig: Großer Dank gilt auch dem gesamten Team der Klosterkirche Jerichow um Jan Wißgott, welches uns mit viel Verständnis und Herzlichkeit über mehrere Tage "beherbergte". Beim Klostergartenfest werden am kommenden Sonntagnachmittag die "crazy pies" noch einmal ihre Tänze aus den Vorstellungen präsentieren und damit auf ihre Weise für alle Danke sagen.