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Genthiner Rasentraktorrennen zieht Teilnehmer und Publikum aus ganz Deutschland an Mit Vollgas über die Strecke mit Hanglage

Von Arlette Krickau 06.08.2012, 05:24

Formel-Eins-Atmosphäre beim Rasentraktorrennen in Genthin. 18 Teams gingen an den Start. Die Teilnehmer und Zuschauer kamen aus dem ganzen Bundesgebiet.

Genthin l Motorensound und die Beschleunigungen sind zu hören, es riecht nach Benzin und Öl. Formel-Eins-Feeling am Sonnabend mitten in Genthin am Rodelberg. Das Rasentraktorenrennen in der Kanalstadt war eröffnet.

Und das mit Teilnehmern und Publikum gerade nicht aus der Gegend, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet. 100 Kilometer und mehr Anfahrt waren keine Seltenheit und wurden gerne und mit Selbstverständlichkeit hingenommen. "Weil es hier toll ist und Spaß macht", war die meist gehörte Begründung.

Den weitesten Anfahrtsweg hatte wohl das Team "Misgurnus Fossilis" aus Oberbayern. Fahrer Andi Schmid und Teamkollege Max Becher, Hobbyschrauber, Profi-Brainstormer und Verantwortlicher für das Rahmenprogramm des Teams, haben 640 Kilometer in sieben Stunden Fahrt hinter sich gebracht, um in Genthin an den Start gehen zu können. Sie sind zum ersten Mal dabei, aber Fahrer Andi konstatiert bereits nach dem Training: "Eine tolle Strecke." Auf die Frage, was das Besondere an ihr wäre, antworten beide: "Bei uns würde man es Strecke mit Hanglage nennen", und witzeln damit über die Bezeichnung Rodelberg, der in Oberbayern allenfalls als Schlittenhang durchgehen würde.

Seit drei Jahren sind sie dem "Motorsport des kleinen Mannes" verfallen. Wie die meisten vor Ort, sind auch sie durch Zufall und Nachbarn auf die Ausnahmesportart aufmerksam geworden. Das bayrische Team startet zusammen mit zehn weiteren Teams in der offenen Klasse. Das heißt, sie haben sich ihre Rasenmähertrecker selbst zusammengebaut. "500 Arbeitsstunden kann man bestimmt rechnen, bis so ein Trecker fährt", verrät Max Becher. Etwa 1000 Euro müsse man für das Gefährt ohne Motor einplanen. Und je nachdem wieviel PS der Motor haben soll, könne man dann nochmal 2000 bis 10 000 Euro dazurechnen.

Ebenfalls viel Zeit und vor allem Liebe hat auch das niedersächsische Team "Die Zerstörer" in ihren Trecker investiert. "Und weil das so ist, bekommen unsere Trecker auch immer einen liebevollen Frauennamen. Heute fahren wir mit Bärbel", erklärt Jürgen Raddant, Vater des Fahrers und Hobbymotorbastler. Das Team ist bereits das dritte Mal in Genthin dabei und auch jedes Mal machen sie beim Spezial-Rennen "Schlitten-Wettrennen" mit, wobei ein Schlitten mit einer Person darauf von einem Rasentrecker über die Strecke gezogen wird. Fahrer Thorben Raddant saß dieses Jahr auf dem Schlitten. Leider ging der Schlitten zu Bruch, ein paar Blessuren waren da inklusive. Aber das macht nichts, den Spaß war es wert, sagt er. Da auch im zweiten Team des Schlitten-Wettrennens "von Ende" der Schlittenfahrer nicht ins Ziel kam, ging es dieses Jahr unentschieden aus.

Zwischen den ganzen Männern ging auch eine Frau an den Start: Sarah Vogel ist 15 Jahre alt, aber absolut motorfanatisch. Mit Kartfahren begann alles, natürlich nennt sie auch ein Motorrad ihr eigen. "Eines Tages kam ein Nachbar auf mich zu und fragte ob ich nicht einmal Rasentreckerfahren versuchen möchte", erzählt sie. Genthin ist jetzt ihr drittes Rennen, das sie mitfährt. Organisator Rainer von Ende genoss den Tag und war mit Ehrgeiz selbst als Fahrer dabei. Einziger Wermutstropfen: "Es ist schade, dass nicht alle kamen, die sich angemeldet hatten". Das schmälerte aber nicht die Begeisterung und den Spaß, den alle Beteiligten und Zuschauer an diesem Tag hatten.