1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. "Ein Original wie es in Genthin kein Zweites gibt"

Klaus Gawlefsky hat den Genthiner Sport geprägt und ist Kandidat für den Lokalmatador 2012 "Ein Original wie es in Genthin kein Zweites gibt"

Von Mike Fleske 07.01.2013, 02:27

Er gehört zu den Urgesteinen des Genthiner Fußballs. Ohne ihn hätte es manche sportliche Entwicklung nicht gegeben. Klaus Gawlefsky ist Geschäftsführer des FSV Borussia Genthin. Als Trainer hat er die E-Jugend unter seinen Fittichen.

Genthin l Ein Turnier der von ihm trainierten E-Jugend in Genthin, ein Spiel der Herrenmannschaft in Wusterwitz: Für den Genthiner Klaus Gawlefsky spielen Zeit und Aufwand auch im vorgerückten Alter keine Rolle, wenn es um den Sport geht. Er ist ein unermüdlicher Kämpfer für die sportliche Sache. Auch mit fast 75. Jahren bewältigt Klaus Gawlefsky mit Hingabe eine Fülle von Aufgaben.

Kein Wunder, dass sein heutiger Borussia-Vorstandskollege Jürgen Werner über ihn sagt: "Er ist ein im positiven Sinne Fußballverrückter, ohne ihn würde der Sport in Genthin anders aussehen." Ein Original wie Gawlefsky gäbe es kein zweites Mal, meint Werner.

"Das Interesse für den Sport war immer schon da", sagt Gawlefsky und erinnert sich, dass sein Vater der Fußballbegeisterung nicht viel abgewinnen konnte. "Nur meine Mutter wusste, dass ich mit dem Fußballspielen begonnen hatte." Da war er elf Jahre alt. Die im Jahr 1950 geschaffene Betriebssportgemeinschaft "Chemie" Genthin bot dem Jungspund die richtigen Möglichkeiten. "Ich habe in den Jahren danach alle Nachwuchsabteilungen des Vereins durchlaufen, die man durchlaufen konnte", sagt er.

Als der Trainer der damaligen Schülermannschaft nach Brandenburg zog, wurde Gawlefsky mit nur 17 Jahren dessen Nachfolger. Weil er im Waschmittelwerk arbeitete und viele Kollegen aus Brettin ihn immer wieder ansprachen, wechselte der leidenschaftliche Fußballer 1958 zum BSG Traktor Brettin. Auch dort hinterließ Gawlefsky Spuren. Gemeinsam mit dem heutigen Ortsbürgermeister Werner Pamperin war er an der Errichtung des Sportplatzes beteiligt. "Das war alles ehrenamtliche Arbeit", sagt Pamperin heute. Aber Klaus Gawlefsky sei schon damals eine Kapazität für den Sport gewesen.

1968 zog es ihn zurück in seine Heimatstadt. "Einmal Genthiner, immer Genthiner", bestätigt der Vielbeschäftigte lachend. In der Kanalstadt trat er wieder als Trainer und Spieler in Aktion. Auch als Sportfunktionär im Kreisausschuss Fußball machte er sich einen Namen, war bis Mitte der 70-er Jahre auch dessen Vorsitzender.

Heute hat der Kreisfachverband Fußball im Jerichower Land (KFV) diese Aufgaben übernommen. Der heutige KFV-Präsident Erhard Hölzel sagt über Gawlefsky: "Wir kennen uns seit unserer Jugend und sind seit Jahrzehnten durch den Fußball verbunden." Deshalb kann Hölzel mit Fug und Recht behaupten: "Es gibt in Genthin wohl niemanden, der mehr für den Fußball tut und getan hat."

Als Verbandspräsident habe er Kontakte zu allen Fußballvereinen, aber der Kontakt zum SV Borussia sei ein besonderer, da sein Freund Klaus einer sei, der die Geschicke des Sports seit jeher mit Herzblut verfolge.

1992 verschmolzen die Fußballsektionen des SV Einheit und des SV Chemie zum SV Borussia Genthin. Als Geschäftsführer stand schnell Klaus Gawlefsky fest. Doch obwohl er schon auf den Ruhestand zuging, wurde es nicht ruhiger. Bis 1994 trainierte er die Männermannschaft des SV Chemie. "Ich schied damals langsam aus dem Berufsleben aus und bekam eine ABM-Stelle als Übungsleiter der E-Jugend", erinnert er sich.

Nach fünf Jahren lief die Maßnahme aus. Gawlefsky blieb Trainer der acht- bis Zehnjährigen aus Verpflichtung für den Nachwuchs. Man müsse die Freude an der Bewegung, den Spaß am fairen Wettkampf an die nächste Generation weitergeben, meint er. "Wenn ich gesund bleibe, geht es auch noch etwas weiter." Unter seiner Regie wurde die E-Jugend mehrfach Hallen- und Kreismeister.

Gawlefsky weiß bis heute, wie er seine Spieler motivieren kann. Wenn er am Spielfeldrand sein Team dirigiert, auf Abwehrlücken hinweist und taktische Anweisungen hineinruft, spürt jeder das dieser Mann für den Fußball brennt. Viele Jugendliche hat der langjährige Trainer aufwachsen sehen. Besonders in Erinnerung blieb ihm die Spielerin Jofie Stübing. "Sie spielt heute in der 2. Damenmannschaft des FF USV Jena", sagt er. Auch für die U-16-Nationalmannschaft lief Stübing auf. Die Grund- lagen für die sportliche Laufbahn der heute 20-Jährigen, legte Gawlefsky als er die junge Frau in der E-Jugend trainierte.

"Er hat mich geprägt", sagt Stübing heute. Der Trainer habe sehr auf Disziplin geachtet und alle gleich behandelt. "Als Mädchen in einer Jugendmannschaft musste ich mich vielleicht doppelt beweisen", sagt sie. Wenn die Jugendlichen im Winter maulten, dass es zu kalt zum Fußball spielen sei, habe er stets geantwortet: "Wir haben früher bei Minus zehn Grad in Sandalen gespielt."

Der trockene manchmal etwas sarkastische Humor ist ein Markenzeichen Gawlefskys. "Man versteht das nicht immer sofort und muss sich erst daran gewöhnen", weiß auch Jürgen Werner. Doch trotz seiner manchmal etwas knorrigen Art ist der 74-Jährige den Menschen in seiner Umgebung stets verbunden geblieben, auch über längere Zeit. "Er ruft mich heute noch zu meinem Geburtstag an", sagt Jofie Stübing. Das habe er noch nie vergessen.

Für sein Engagement sammelte Gawlefsky nicht nur Titel mit den Mannschaften sondern auch offizielle Auszeichnungen. Eine besondere wurde ihm im vorigen Jahr zuteil. Der Landesfußballverband Sachsen-Anhalt ehrte ihn für seine 57-jährige Trainertätigkeit. Auch für den Verband war dies eine höchst seltenes Ereignis. Aber auch als Geschäftsführer ist Gawlefsky immer beschäftigt. "Ich bin für alle organisatorischen Dinge zuständig."

Alles was zur Spieldurchführung dazugehört nimmt Gawlefsky in die Hand. Er sorgt für den Bustransport der Mannschaft und dafür, dass die Spieler in sauberen Trikots auflaufen. Dafür nimmt er schon mal mehrere Mannschaftssätze zum Waschen mit nach Hause.

Die Familie des 74-Jährigen musste oft zurückstehen. "Er lebt einfach für den Fußball", sagt Gawlefskys Ehefrau Hella. Sie könne sich nicht vorstellen, dass er sich mal zur Ruhe setze.

Dennoch gibt es auch ruhige Momente, in denen die Familie zusammenkommt. Zwei Töchter gehören dazu und vier Enkel. Sie kommen gern aus Düsseldorf zu Besuch in die Kanalstadt.

Könnte sich Klaus Gawlefsky ein Leben in einer Großstadt vorstellen. "Nein", sagt er entschlossen. Genthin möge zwar ruhig sein, aber es sei klein. "Zur Not erreicht man alles auch mit dem Fahrrad", sagt er und will der Kanalstadt noch lange als aktiver Macher im lokalen Sportgeschehen erhalten bleiben.