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Diakonie Werkstätten Halberstadt bieten zahlreiche berufsbegleitende Projekte an Jobs für 400 behinderte Frauen und Männer

Von Gerald Eggert 25.02.2013, 01:22

Rund 400 Frauen und Männer mit Behinderung sind in den Diakonie Werkstätten Halberstadt beschäftigt. Deren Arbeitsalltag wird durch begleitende Projekte, Sport, Musik, Tanz und Bildende Kunst, ergänzt.

Halberstadt l In den Diakonie Werkstätten Halberstadt wird Menschen, die geistig, psychisch, seelisch, sinnes- oder mehrfach behindert sind, der Zugang zum Arbeitsleben ermöglicht. Sie werden beschäftigt, betreut und gefördert in kleinen Gruppen mit individuellen Arbeitsaufgaben. Durch ihre Tätigkeit in den Werkstätten erleben und erfahren sie Arbeit, Bildung, Gemeinschaft, Selbstbestätigung und Anerkennung und verdienen sich ein monatliches Arbeitsentgelt.

Dem Leitspruch "Hilf mir, es selbst zu tun, aber tu es nicht für mich" folgend, geht es der Einrichtung in Trägerschaft des evangelischen Cecilienstifts und des Vereins Lebenshilfe nicht nur um eine betreute Berufstätigkeit für Menschen mit Behinderungen. Berufsbegleitende Projekte sollen darüber hinaus zur persönlichen Weiterentwicklung beitragen und gleichzeitig Anregungen für die eigene sinnvolle Freizeitgestaltung geben sowie soziale Kontakte knüpfen.

"Unser Angebot für die Arbeits- und Berufsbildungsbereiche ist extrem breit gefächert", unterstreicht Geschäftsführer Jürgen Viertel und begründet die Vielfalt mit dem Anspruch, jeden individuell zu beschäftigen, seine Fähigkeiten und Wünsche zu berücksichtigen. "Außerdem geben die Träger uns völlig freie Hand, ermöglichen Entscheidungen vor Ort. Das Ergebnis überzeugt. Die meisten Mitarbeiter wollen viel, oft sogar noch mehr", berichtet Viertel stolz.

Umgesetzt werden die Angebote von engagierten Gruppenleitern. Zu ihnen gehört der Musiker Jörg Degener, der die Trommelgruppe und inzwischen auch einen kleinen Chor leitet.

Amrei Wasikowski vom Nordharzer Städtebundtheater gibt Gesangsstunden, die Physiotherapeutin Britta Dietrich betreut kleine Gruppen, der Kunstmaler Klaus Kuhn ist seit Jahren zweimal in der Woche aktiv. Unter seiner Anleitung entstehen Bilder, von denen mittlerweile viele die Räume und Gänge der Werkstätten schmücken. "Jeder ist auf seine Weise kreativ. Der eine zeichnet gern ab, der andere setzt eigene Ideen in großformatigen Bildern um. Wir reden über Kunst, begutachten gegenseitig die Arbeiten. Das alles zusammen ist wichtig", weiß Kuhn.

Zu seinen talentiertesten Teilnehmern zählen Henning Tryller und Jan Grosche. Letzteren zeichnet aus, dass er sich über Bildinhalt und -aufbau sowie Farbkompositionen Gedanken macht, gern experimentiert und andere bei der Verwirklichung ihrer Ideen ratgebend unterstützt. "Ein tolles Angebot, bei dem wir viel lernen", wertet der Halberstädter, der in der Buchbinderei beschäftigt ist.

90 Minuten pro Woche stehen für die begleitenden Angebote während der Arbeitszeit zur Verfügung. Die Mitarbeiter, die in anderen Firmen beschäftigt sind, bekommen die Möglichkeit, daran teilzunehmen.

Zu diesen Zusammenkünften gesellen sich kulturelle Umrahmungen von Elternversammlungen und Aktivitäten an den Wochenenden, zum Beispiel bei öffentlichen Auftritten oder Spielen der Fußballmannschaft. "Die Gruppen bringen viele kreative Ideen ein", berichtet Sandra Giebel. Die Pädagogische Leiterin weiß: "Wer mitmacht, ist ganz anders drauf." Man spüre nicht nur Ausgeglichenheit und Zufriedenheit, sondern über die Zeit auch eine Entwicklung bei den Teilnehmern. "Die Erfolge machen alle Beteiligten stolz."

"Wir wollen uns an der Betreuung messen lassen, nicht am Geldverdienen. Für uns sind Förderung durch Arbeit und durch zusätzliche Angebote gleichwertig", unterstreicht Jürgen Viertel.