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14. Oldtimer-Festival trotz des schlechten Wetters wieder ein beliebter Treff für Technikfans Internationales Flair in der Harzer Bike Schmiede

Von Horst Müller 27.05.2013, 01:24

Zilly. Lautes Knattern oder Blubbern alter Motoren und ein Hauch von verbrannten Kraftstoffen in der Luft vor der Mainstreet - so wird die Straße vor der Bike Schmiede genannt - hat viele Technikfans am Wochenende zurück in die Zeiten unserer Altvorderen versetzt.

Damals wurden mit einfachen und simplen Motoren die ersten Maschinen und später Autos und Motorräder angetrieben. Unter Bastlern, Schraubern und Liebhabern alter Technik ist die Bike Schmiede in Zilly längst bundesweit bekannt. In diesem Jahr waren auch Nummernschilder von Bikern aus den Niederlanden und aus Italien zu sehen. Sicher führte sie das Interesse am großen Panzerbike und das Flair der Bikerschmiede nach Zilly. Auch die Internetseite trug wieder zum Gelingen des gut besuchten 14. Oldtimer-Festivals bei. Die alte Technik begeisterte, nein, verzauberte alle.

Egal woher und wie alt, schnell fanden die Technikfans in Gesprächen vor ihren selbstgebauten oder liebevoll instandgesetzten Schmuckstücken zusammen. Viele nahmen wertvolle Tipps mit auf die Heimreise. Bei manch einer alten Maschine wurden auch schnell nochmal mit dem nötigen Werkzeug Kleinreparaturen oder Einstellungen vorgenommen. Ohne viele Worte halfen sich hier die Besucher des Festivals untereinander.

Anke Scharze aus Stendal war mit einer Zündapp "Norma Deluxe" aus dem Baujahr 1953 angereist. Eigentlich ein "Bauernmotorrad", wie sie sagte. "Zu solchen Veranstaltungen fahre ich immer unter Polizeischutz", meinte sie schmunzelnd, ihr Ehemann begleitet sie mit einem ehemaligen Polizei-Motorrad.

Nicht ganz so weit war der Weg von Heiko Fröbrich aus Groß-Dahlum. Er war mit einer Ural-Beiwagenmaschine, Baujahr 1994, angereist. Diese ist für 200 kg Zuglast ausgelegt, so dass er mühelos alle seine selbstgebauten Gefährte auf einem Anhänger mitführen konnte. Er fährt erst seit 1998 Motorrad und ist begeisterter Bastler und Tüftler. "Heute kann man alles selber bauen und schweißen, es gibt doch alle Maschinen und Material zu kaufen", so Fröbrich. Als er Vater wurde, ist er zum Gespannfahren gekommen. Später baute er ihr ein erstes kleines Bike. In letzter Zeit baut er Fahrzeuge, "mit denen man Spaß hat". Dazu gehört sein Dixibike. Bei seiner letzten Fahrt über die Mainstreet brachen die Speichen seines als Milchkannenanhänger mitfahrenden Auspuffes. Kein Problem, schnell waren hilfreiche Hände und Tipps zu neuen Rädern zur Hand.

Für Bernhard Kwiatkowski ist seine EMW 35/3 Baujahr 1954 "seine Jugend". Erst hat er dieses Motorrad als Shopper umgebaut. Jetzt ist er wieder dabei, sie zum Oldtimer zurückzubauen. Eigentlich hat er dieses Motorrad vor vielen Jahren als Tauschobjekt erstanden. Mit seinen 62 Jahren ist er einer der "ältesten Kunden der Bikeschmiede". Sein Satz: "Ich liebe Vier-Takter", sagt wahrscheinlich alles zum Verhältnis Mensch und Maschine. Er ist Mitglied der Interessengemeinschaft historischer Fahrzeuge in Osterwieck, die am 8. und 9. Juni zu ihrem Treffen einlädt.

Vom schlechten Wetter ließen sich die Biker nicht beeindrucken, allerdings beschränkten sich die Aktivitäten am Sonntag fast ausschließlich auf die Innenräume der Bikescheune. "Ab und zu haben wir mal eine Kiste angeschmissen", so Tilo Niebel, der mit den Besucherzahlen und der Stimmung dennoch zufrieden war.