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Schwarzstorch, Kranich und Bekassine finden Nahrung auf feuchten Wiesen Seltene Vögel finden Lebensraum im Großen Bruch

Von Bernd-Uwe Meyer 08.06.2013, 01:16

Veltheim/Rohrsheim l Das Große Bruch ist nur auf den ersten Blick ein platter Landstrich. Die Vogelwelt ist bemerkenswert. Derzeit sind dort mit etwas Glück sogar Kraniche und Störche zu sehen.

Einen Schwarzstorch in unserer Region zu entdecken, ist schon etwas Besonderes. Nach einem dramatischen Rückgang breitet sich dieser scheue Vogel langsam wieder aus. Dieser Langstreckenzieher lebt in naturnahen Laub- und Mischwäldern und benötigt in seiner Nähe langsam fließende Flüsse, Sümpfe, Überschwemmungsgebiete oder Waldteiche. Im Gegensatz zum Weißstorch überwintert er in Afrika nördlich des Äquators. Drei Schwarzstörche hielten sich vor wenigen Tagen im jetzt sehr nassen Großen Bruch zwischen Roklum und Veltheim auf.

Mirko Blume aus Veltheim konnte zumindest einen dieser scheuen Schwarzstörche entdecken, die mit viel Glück in Niederungen bei Hornburg zu sehen sind. "Ich habe vor wenigen Tagen zwei Schwarzstörche im Großen Bruch gesehen", berichtete auch Heinz Mühlenkamp aus Rohrsheim, der immer "mal wieder" diesen Großvogel entdeckt. Er verwies darauf, dass dieses Tier nicht gestört werden darf.

Ungewöhnlich ist, dass immer noch mehrere Kraniche im Großen Bruch zu sehen sind. Sie halten sich hauptsächlich zwischen Veltheim und Roklum, aber auch in Richtung Osterode oder im Bruch bei Rohrsheim/Gevensleben auf. Vanessa Pieper und Helmut Brecht, beide aus Winnigstedt, haben diesen "Glücksvogel" wiederholt dort gesehen. Der Winnigstedter Siegfried Richter hat erst vor wenigen Tagen drei Kraniche am Rande von Winnigstedt auf einer feuchten Wiese vor dem Tiefenbach beobachtet. Dieser aus der Assegegend kommende Bach mündet in den Großen Graben. Im Drömling an der Grenze zu Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und zum Beispiel in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, im Wendland und der Diepholzer Moorniederung gibt es Brutpaare.

Der Schöppenstedter Naturschutzbeauftragte Rolf Jürgens vertritt die Meinung, dass es sich bei den Kranichen im Bruch um Nichtbrüter handelt, die noch kein Nest bauen, hier nur "wohnen", Nahrung finden und mit dem nächsten Kranichzug Richtung Süden fliegen werden.

"Die Kraniche müssen genau beobachtet werden", betonte der Ornithologe Frank Weihe aus Aspenstedt, als er bei Veltheim Vögel beobachtete und zählte.

An die zuletzt überschwemmten Wiesen konnten sich viele andere Vögel indes nicht so schnell gewöhnen. Denn das Wasser zerstörte - zum Beispiel für Enten und Kiebitze - viele Gelege. "Ich habe vorher acht Kiebitz-Brutpaare in den Wiesen zwischen dem Schiffgraben und Veltheim gezählt", informierte Weihe, der sich seit frühester Kindheit für die Vogelwelt interessiert, Vögel zählt und seine Angaben den entsprechenden Stellen meldet.

Nach seinen Worten lebt im Großen Bruch zwischen Roklum und Veltheim auch die Bekassine, der Vogel des Jahres 2013. Dieser langschnäblige Schnepfenvogel überwintert in den Tropen und Subtropen sowie in Südeuropa.