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Investitionen erfolgen mit Bedacht / Die Hälfte der Mieter ist schon im Rentenalter Kleine Wohnungsgenossenschaft geht ihren Weg

Von Mario Heinicke 16.01.2014, 02:21

Die Wohnungsgenossenschaft Osterwieck reagiert auf den Leerstand und will sich von einem ihrer zwölf Wohnblöcke trennen.

Osterwieck l Leergezogen ist die Florian-Geyer-Straße 5 schon seit einigen Jahren. Seit einem Vierteljahr kümmere sich ein Makler um den Verkauf des Hauses mit 24 Wohnungen, berichtet Vorstandsvorsitzender Joachim Turk. Offenbar kein aussichtsloses Unterfangen, denn es hätten sich schon Interessenten gemeldet.

185Mietwohnungen besitzt damit jetzt noch die 1958 gegründete Genossenschaft "Florian Geyer". 31Wohnungen stehen momentan leer, das macht statistisch 16,7Prozent. Ein Wert, mit dem die Genossenschaft erst mal leben kann. "Wir stehen noch ganz gut da", schätzt Turk ein. Das vergangene Jahr zeigte sich dabei stabil. Elf Mitgliedszugängen standen neun Abgänge gegenüber. Die Genossenschaft hatte damit zum Jahresende 164Mitglieder. Allerdings ist rund die Hälfte der Mieter 68Jahre und älter. Viele der Senioren wohnen schon ein Leben lang in ihrer Genossenschaftswohnung.

Wer in der "Florian Geyer" eine Wohnung mieten möchte, muss auch Mitglied der Genossenschaft sein und damit Geschäftsanteile à150Euro erwerben, besagt ein Grundsatz. Was in früheren Jahren vielleicht ein Klotz am Bein war, wurde wesentlich gelockert. Seit 2013 gibt es die Wohnungen ab zwei Geschäftsanteilen, also 300Euro. Je größer die Wohnung, je höher die Anteilssumme. "Wenn jemand das Geld nicht gleich zur Verfügung hat, bieten wir Ratenzahlung an", sagt Aufsichtsratsvorsitzende Monika Lange. "Wir finden immer einen Weg, wenn jemand interessiert ist, eine unserer Wohnungen zu mieten." Im Gegenzug muss bei der Genossenschaft keine Mietkaution hinterlegt werden, erklärt Turk. Was sonst bei kommunalen oder privaten Vermietern üblich ist.

Investiert wird bei "Florian Geyer" mit Bedacht. Nur knapp ein Drittel der 31freien Wohnungen könnte sofort bezogen werden. 15Wohnungen hätten dagegen einen Sanierungsaufwand von 16 000 bis 19 000Euro, berichtet Turk. Nur bei konkretem Mietinteresse würde die Genossenschaft dort tätig werden.

"2012 waren wir mit unseren Investitionen sehr vorsichtig", sagt der Vorstandschef. Im Prinzip habe man sich auf Wohnungsreparaturen beschränkt. Gefragt bei Mietern ist der Einbau von Duschen als Ersatz für die vorhandenen Badewannen. 2013 kam mehr zusammen. So erhielt das Haus Am Warberg51 ein neues Dach. In der Florian-Geyer Straße1 und Am Warberg48 wurden insgesamt drei Heizkessel erneuert. Darüber hinaus läpperte sich die Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben zusammen: Trinkwasserfilter wurden ausgetauscht und die Trennung von Zählern für Heizung und Warmwasser vorgenommen.

Heizungsanlagen in ein bis zwei Wohnblöcken sollen auch dieses Jahr erneuert werden. Diese sind zwar noch keine 20Jahre alt, haben aber einen höheren Verschleiß, weil sie auch im Sommer laufen. "Das war ein Beschluss der Mitgliederversammlung", erklärt Monika Lange.

Rauchmelder werden in Wohnungen installiert

Vielleicht noch in diesem Jahr beginnend, auf jeden Fall aber 2015, sollten sich die Mieter auf den Einbau von Rauchmeldern in ihren Wohnungen einstellen. Auch wer bereits solche Geräte privat besitzt. Die Genossenschaft ist dabei, Angebote einzuholen. Wichtig ist es dem Wohnungsunternehmen, dass das beauftragte Unternehmen die jährlich vorgeschriebenen Kontrollen und deren Nachweise übernimmt. Dieser Aufwand, der vom Gesetzgeber verlangt wird, dürfte nach den bisher eingeholten Angeboten die Betriebskostender Mieter um jährlich etwa 20Euro erhöhen, hat Joachim Turk bereits überschlagen. Weitere Betriebskosten entstehen durch die Beprobung auf Legionellen, die bis Ende 2013 vorgenommen wurde und laut Trinkwasserverordnung alle drei Jahr wiederholt werden muss.

Noch mehr Kosten belasten nur die Genossenschaft, ohne dass diese auf die Miete umgelegt werden können. So will die Stadt nun auch für Osterwieck Regenwassergebühren erheben. Das jedoch, so Turk, erfordere vorab Verhandlungen mit der Kommune, weil die Entwässerung der Thomas-Müntzer-Straße durch eine Leitung der Genossenschaft erfolge. Auch die Umlage von Gebühren für die Gewässerunterhaltung durch die Stadt trifft das Unternehmen. Darüber hinaus rechnet Turk mit Kosten für Abwasserkanäle auf eigenem Grund, die sehr alt sind und im vergangenen Jahr mehrfach für Verstopfungen gesorgt haben.

Dass die Mieter der kleinen Genossenschaft sich auch gegenseitig kennenlernen, dafür dient übrigens die alljährliche Mitgliederversammlung im Juni, die immer auch einen gemütlichen Teil hat. Und da kleine Geschenke bekanntlich die Freundschaft erhalten, gibt es für alle Mieter zum 6.Dezember kleine Nikolausüberraschungen.