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Harzer Schmalspurbahnen wollen Lok-Reparaturen nicht mehr nach Meiningen vergeben HSB-Aufsichtsrat für Werkstatt-Neubau: "Müssen an Kostenschraube drehen"

Der Neubau einer Lok-Werkstatt für die Harzer Schmalspurbahnen GmbH
(HSB) rückt näher. Der Aufsichtsrat hat zugestimmt, das Projekt zu
starten. Aufsichtsratschef Peter Gaffert und Bahnchef Matthias Wagener
haben im Volksstimme-Gespräch über erste Details informiert.

Von Tom Koch 17.01.2014, 01:17

Der Neubau einer Lok-Werkstatt für die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) rückt näher. Der Aufsichtsrat hat zugestimmt, das Projekt zu starten. Aufsichtsratschef Peter Gaffert und Bahnchef Matthias Wagener haben im Volksstimme-Gespräch über erste Details informiert.

Wernigerode l Die neue Lok-Werkstatt der Harzer Schmalspurbahnen hat nahezu die Ausmaße eines Fußballplatzes. Werden die Investitionspläne der kommunalen Bahngesellschaft Wirklichkeit, benötigt die HSB rund die Hälfte des seit Jahrzehnten brachliegenden Ochsenteichgeländes in Wernigerodes Stadtzentrum.

Noch sind solche Gedanken und Ideen nur ein Projekt. Doch Peter Gaffert (parteilos) drückt aufs Tempo. Im Volksstimme-Gespräch sagt der Bahn-Aufsichtsratschef, es dürfe "höchsten drei Jahre" dauern, bis die Werkstatt errichtet sei. Selbst fünf Jahre erscheinen ihm als "viel zu lang". Weshalb?

Es sind die ewig klammen Finanzen der kommunalen Touristenbahn, die Gaffert zur Eile mahnen. Obwohl die HSB stetig ihre Umsätze steigern könne, wachsende Gewinne kann die Gesellschaft nicht verbuchen. Geschäftsführer Matthias Wagener nennt dafür die ständig steigenden Kosten für Steinkohle und Diesel, für Personalausgaben oder auch für Reparaturen im Dampflokwerk in Meiningen (siehe Info-Kasten oben) als Gründe. An Einnahmen könne die HSB die Erlöse aus ihren Bahnangeboten, die Jahreszuschüsse der kommunalen Eigentümer und die Zahlungen der Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt verbuchen.

Allerdings, so betont Wagener, seit 1994 und unabhängig von allen Kostensteigerungen in unveränderter Höhe. "Wir müssen an der Kostenschraube drehen, wollen wir unsere einmalige Bahn mit ihrem 140-Kilometer-Gleisnetz auf Dauer erhalten", gibt Gaffert die Richtung vor. Im Aufsichtsrat sei man sich einig, die Fahrkarten für die lukrative Brockenbahnstrecke nicht noch teurer zu machen.

"Also", sagt Gaffert, "müssen die Ausgaben verringert werden". Die Reparaturen und gesetzlich geforderten Hauptuntersuchungen der historischen Loks in Meiningen haben die Verantwortlichen als großen Kostenblock ausgemacht.

Bereits vor zwei Jahren war deshalb die Idee einer "Gläsernen Werkstatt" laut geworden (Volksstimme berichtete). Gläsern deshalb, weil die damaligen Pläne vorsahen, die neue Lokwerkstatt in Wernigerode baulich so aufzuhübschen, dass sie auch Touristen anlockt. Wie ist der Stand heute?

Der HSB-Aufsichtsrat hat im Dezember den Verhandlungen für den Flächenkauf am Wernigeröder Ochsenteich zugestimmt. Für das konkrete Angebot sei ein weiterer Beschluss des Bahn-Kontrollgremiums notwendig, ebenso wie der Vergabe der Bauleistungen, kündigt Peter Gaffert an.

Als Wernigeröder Oberbürgermeister hofft er auf breite Unterstützung in seinem Stadtrat. Möglichst eine solch\' große, dass noch vor der Kommunalwahl im Mai der Flächenverkauf an die HSB über die Bühne gehen könne.

Gaffert ist der Hinweis wichtig, die Entscheidung für das Werkstattprojekt in Wernigerode sei keine gegen Thüringen. Auch wenn das Meininger Werk davon betroffen sei, und obwohl die Nordhäuser HSB-Miteigentümer diese Investition lieber in ihrer Stadt sähen. Wer jedoch die Zukunft der Harzer Schmalspurbahn mit ihren Strecken nach Gernrode/Quedlinburg, über den Harz bis Nordhausen und zum Brocken im Blick habe, für denjenigen habe es in der Standortfrage keine Alternative zu Wernigerode gegeben. Dort befinden sich die meisten Dampfloks, dort gibt es bereits das Bahnbetriebswerk als HSB-Werkstatt. Deshalb, so plaudert der HSB-Aufsichtsratschef aus dem Nähkästchen, habe es für diesen Beschluss eine große Mehrheit gegeben - mit Thüringer Stimmen; gleichwohl nach einer sehr intensiven und längeren Debatte, so Gaffert.

Bereits vor zwei Jahren hatte sich mit Thomas Felke (SPD) der Chef des Landtags-Verkehrsausschusses für die Gläserne Werkstatt ausgesprochen, jedoch von der HSB eine belastbare Kosten-Nutzen-Rechnung verlangt. Mit der Landespolitik und ebenso mit den Regierungen in Magdeburg und Erfurt stehe die HSB ständig "in einem engen und vertrauensvollen Kontakt", schätzt der Geschäftsführer ein.

Zehn Millionen Euro soll die Lok-Werkstatt kosten - vorsichtig geschätzt, blickt Matthias Wagener voraus. Gibt es dafür Fördergelder? Wenn ja, von wem? Vom Verkehrs- oder vom Wirtschaftsministerium? Wagener wird noch einige Verhandlungen führen müssen.

Was gibt es für diese Summe? Eine Halle mit vier Werkstattgleisen, davor ein Prüf- und Messgleis von 100Metern Länge, einen Hallenkran mit 30Tonnen Tragkraft sowie eine sogenannte Hebebockanlage für Lasten bis zu 80Tonnen. Und so gebaut, dass auch Touristen die neue Lok-Werkstatt erkunden können.