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Experten tagen zu Neuerungen in Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge / Derzeitige Zäune stehen an den falschen Stellen Gedenkstätte: Sanierung ja, aber Authentizität ist oberstes Gebot

Von Sandra Reulecke 29.01.2014, 02:26

Langenstein l Es gibt Kritik am Zustand des Gedenkstättengeländes in Langenstein-Zwieberge. So ist das Dach eines Wachturm-Nachbaus eingestürzt. "Wir sind nicht Disneyland, wir müssen damit leben, dass Sachen zerfallen. Wenn man Authentizität erhalten will, kann man nicht alles erneuern", betont Ute Hoffmann, Leiterin der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge. Sie stellt weiter klar, dass in den nächsten drei bis vier Jahren auf dem Gelände etwas passieren müsse.

Mit einer Gruppe von Experten des Landesamtes für Denkmalpflege, der Universitäten Magdeburg und Halle, des Gedenkstätten-Fördervereins, des Stiftungsbeirates 1933 - 1945 sowie Mitarbeitern der Gedenkstätte bespricht sie mehrmals im Jahr, wie das ehemalige Konzentrationslager sich künftig präsentieren kann.

"Erstmal muss ein Konzept erstellt werden", erläutert Hoffmann. Ziel sei weder, alles neu zu gestalten oder zu rekonstruieren noch die Kunstwerke, die zu DDR-Zeiten erschaffen und errichtet wurden, zu entfernen. "Wir wollen Ausgewogenheit schaffen, zwischen dem, was baulich möglich ist und dem, was wir vermitteln wollen", so Ute Hoffmann. "Eine Möglichkeit wäre, die Veränderungen der Anlage im Verlaufe der vergangenen Epochen mit Bildern darzustellen."

Gleichzeitig werde versucht, sich dem originalen Zustand um 1945 zu nähern. Das beträfe beispielsweise die Zaunpfosten. "Sie wirken zwar mittlerweile alt und echt, sind es aber nicht. Auf Bildern der Amerikaner gleich nach der Lagerbefreiung ist zu sehen, dass die Form, in der sie zu DDR-Zeiten nachempfunden wurden, nicht stimmt", erklärt die Gedenkstättenleiterin weiter.

Neu vermessen werden die Lagergrenzen und Barackenstandorte. Die derzeitigen Zäune wären oftmals nicht an der korrekten Position gesetzt worden. "Heute gibt es technische Möglichkeiten, auch unter dem mittlerweile gewachsenen Wald, nach Spuren zu suchen", so Hoffmann. "Es geht uns jedoch nicht nur darum, was technisch möglich ist, sondern auch ein einheitliches Konzept zu erreichen." Überlegt werde, mit Originalfotos an den Schauplätzen aufzuzeigen, wie es um 1945 im Lager aussah.

Ebenfalls werde nach einer Lösung gesucht, die "Todeskiefer", an der Häftlinge erhängt wurden, zu erhalten. Ein Holzsachverständiger sei kontaktiert. Gleich daneben befindet sich das Grab des russischen Häftlings Andrej Iwanowitsch, der für seinen Mut, den Aufsehern Widerstand zu leisten, dort lebendig begraben worden sein soll. Dies ist von Forschern umstritten. "Es ist unrealistisch, dass sich das damals so zugetragen hat. Vielleicht lässt sich der Wahrheit auf die Spur kommen, wenn man das Grab röntgen lässt", sagt Ute Hoffmann.

Mit internen Geldern seien diese Vorhaben jedoch nicht umsetzbar, betont die 52-Jährige. Zeitnah realisierbar sei die Erneuerung der Leidensweg-Tafeln. Auch ein neues Faltblatt für Besucher wird entwickelt. Seit letztem Jahr dient ein neuer Leitpfad der Orientierung und Information der Besucher.