1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Für Rosemarie Wesarg aus Dingelstedt liegt das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde

Zu Ferienbeginn lernen und trainieren 20 Reiterinnen und Reiter auf dem Reiterhof in Eilenstedt Für Rosemarie Wesarg aus Dingelstedt liegt das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde

Von Ramona Adelsberger 03.02.2014, 02:34

Heute beginnt auf dem Reiterhof des Reit- und Fahrvereins Eilenstedt und Umgebung das Wintertrainingslager im Reiten, Fahren, Voltigieren und Longieren. 20 Teilnehmer, Kinder und Erwachsene aus der Eilenstedter Umgebung lernen eine Woche lang in einem Vorbereitungslehrgang. Reiten ist kein Schönwettersport, die Tiere müssen immer versorgt sein. Das bedeutet täglich viel Arbeit.

Eilenstedt l Stolz blättert Hans-Georg Bothe in der aktuellen Pferdezeitschrift von Sachsen Anhalt. In der Turnierauswertung des vergangenen Jahres haben es vier Mitglieder des gemeinnützigen Reit- und Fahrvereins Eilenstedt und Umgebung mit ihren Leistungen bei verschiedenen Turnieren in die Ranglisten der Besten geschafft.

Darunter ist auch die 16-jährige Rosemarie Wesarg. Rosi, wie sie hier genannt wird, gehört fast schon zum Inventar des Pferdehofes. Täglich kommt sie nach der Schule von Dingelstedt nach Eilenstedt auf den Hof, kümmert sich um die Pferde und reitet. Rosi gehört zum Kader des Vielseitigkeits-teams von Sachsen-Anhalt, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Am liebsten reitet Rosi im Gelände. Das sei am schönsten, verrät sie. Reiten im Gelände sei Entspannung pur für Pferd und Reiter, ergänzt Hans-Georg Bothe. Doch im Gelände lauern Gefahren durch Wild, Hunde und unorganisierte Reiter. Daher müsse vor dem Ritt ins Gelände eine Prüfung abgelegt werden. An den Lehrgängen in dieser Woche wird Rosi übrigens nicht teilnehmen. Längst hat sie alle Prüfungen und Qualifikationen in der Tasche. Auf dem Reiterhof werde sie aber dennoch sein, während des Trainingslagers will Rosi als Betreuerin helfen.

Basispass bildet Voraussetzung für jede weitere Qualifikation

Nachdem die Teilnehmer am Winterlager eine Woche in Theorie und Praxis gelernt haben, werden die Prüfungen abgelegt. Voraussetzung für jede weitere Qualifikation im Reiten, Voltigieren und Fahren ist erst einmal ein Basispass. Dieser beinhaltet theoretisches Wissen über Pferdekunde mit Fütterung, Haltung und Krankheiten. Auch Pferdeputzen gehört dazu. Die angehenden Reiter und Reiterinnen lernen, wie sie sich im Gelände, im Wald oder auf der Straße zu verhalten haben. Die drei Vereinstrainer werden in dieser Woche alle Hände voll zu tun haben. Hans-Georg Bothe kümmert sich ehrenamtlich um den Pferdehof. Hier stehen Pferde des Vereins, private Einsteller und Familienpferde. Bothe erklärt: "Grundsätzlich hat jedes Kind die Möglichkeit, bei uns zu reiten." Aus versicherungstechnischen Gründen sei es wichtig, dass jeder, der ein Pferd besteigt, in einem Reitverein angemeldet ist.

Der Verein, der zur Zeit etwa 50 Mitglieder hat, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Für 2014 stehen einige Höhepunkte an: Im April gibt es einen Tag der offenen Tür mit Osterfeuer, die Jubiläumsveranstaltung wird im Juli stattfinden. Hier erlebt auch die Sparte "Fahren" mit dem "Traditionsfahren mit alten Kutschen" ihren Höhepunkt. Eine Herbsttreibjagd sowie Weihachten auf dem Reiterhof runden das Programm ab.

Reiten forme den Charakter des Menschen, Kinder würden Verantwortung gegenüber dem Tier lernen und eine respektvolle Beziehung zum Tier aufbauen, sagt Hans-Georg Bothe. Etwas traurig sei er darüber, dass nur Mädchen im Verein reiten. Rosi erklärt das so: "In der Schule werde ich belächelt, die Lehrer nehmen Reiten als Sport nicht ernst. Kein Wunder, dass sich Jungs hier nicht wohl fühlen."

Dabei sei Reiten eine der Sportarten, die für die Muskulatur in ihrer Gesamtheit am gesündesten sind, erklärt Bothe. "Wir bieten auch therapeutisches Reiten an, eine Gruppe Behinderter kommt vierzehntägig und fühlt sich hier sehr wohl."

Und da sei auch noch der kleine Lasse, erzählt Hans Georg Bothe. "Lasse (5) leidet an einer halbseitigen spastischen Lähmung. Seit zwei Jahren kommt er regelmäßig zum Reiten." Bisher habe er Botox-Spritzen gegen die Schmerzen bekommen. Seit er reite, komme er ohne Spritzen aus.Die Wärme des Pferdes (Therapiereiten erfolgt in der Regel ohne Sattel) überträgt sich auf den Körper des Reiters, das tue der kranken Seele gut. Mit der Hand, die er noch nie benutzen konnte, habe Lasse plötzlich zugefasst.