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Workshop für Pädagogen am Nordharzer Städtebundtheater angeboten / Besucher am Sonnabend willkommen Lehrer betreten Bretter, die die Welt bedeuten

In den Ferien ausruhen - falsch gedacht! Statt Ausspannen stand für
einige Lehrer Schauspielern auf dem Plan. Sie haben an einem Kurs am
Halberstädter Theater teilgenommen. Ihre Erfahrungen werden sie an ihre
Schüler weitergeben.

Von Sandra Reulecke 12.02.2014, 02:15

Halberstadt l Starr wie Statuen stehen sie im Raum: Einer hat die Arme vor der Brust verschränkt, ein anderer kauert am Boden, die Hände sind zum Flüstern an den Mund gelegt, bei einem anderen in die Hüfte gestemmt. Es ist mucksmäuschenstill in dem Raum. An den Wänden stehen dutzende verschiedenartige Stühle, einige Türen, ein Klavier. Anja Grasmeier geht von einem zum anderen. Mit einem Schnipsen erweckt sie die Figuren zum Leben. Sie flüstern, schreien oder stottern einen Satz, bevor sie wieder in Starre verfallen.

"Durch das Spielen lernen Kinder Dinge, die im normalen Schulalltag zu kurz kommen."

Reimund Märkisch (40), Schulleiter, Wernigerode

Im "wahren Leben" handelt es sich bei den Figuren um Lehrer. In diesen Winterferien sind jedoch sie es, die Wissen vermittelt bekommen. Sie sind Teilnehmer eines Kurses am Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt, den die Theaterpädagogin Anja Grasmeier leitet.

Für den diesjährigen Kurs hat sie die Geschichte der "Brüder Löwenherz" von Astrid Lindgren für die Übungen gewählt - umgesetzt als Theaterstück. "Es ist eine tolle Abenteuergeschichte mit Helden und Ungeheuern. Sie handelt von einer großartigen Freundschaft zweier Jungen, Trauer, dem Leben und dem Tod", berichtet Anja Grasmeier. Sie fügt hinzu: "Gleich in der ersten Szene stirbt Karl, ein zehnjähriges Kind. Das hat viele bewegt, einige sind selbst schon mit dem Tod eines Kindes konfrontiert worden."

In den verschiedenen Übungen setzen sich die Kursteilnehmer, Grundschul- bis Gymniasallehrer aus dem gesamten Harzkreis und Goslar, mit dem emotionalen Stoff auseinander. Verschiedene Betonungen sowie die Wirkung von Distanz und Nähe beim Agieren auf der Bühne werden getestet. Dass das durchaus alltägliche Übungen von Darstellern und Regisseuren sind, erläutert Anja Grasmeier: "Beim Spielen entstehen Ideen zur Umsetzung, auf die man am Schreibtisch nicht käme."

Ihre Erfahrungen nehmen die Lehrer mit in ihren eigenen Unterricht. "Durch dieses Angebot erfährt man ganz neue Tricks und Tipps, zum Beispiel, wie man Kinder für das Spielen `locker machen` kann", berichtet Grundschullehrerin Regina Kleemann. "Durch den Kurs kann man von Profis lernen", ergänzt Reimund Märkisch. Der Wernigeröder leitet die Evangelische Grundschule Hedersleben. "Wir haben an Proben teilgenommen, den Regisseur beobachtet." Als Lehrer für Mathe und Physik sieht er im Schauspiel eine gelungene Abwechslung und leitet einen Theater-Wahlpflichtkurs. Der 40-Jährige erläutert: "Durch das Spielen lernen Kinder Dinge, die im normalen Schulalltag zu kurz kommen: deutliche Aussprache, selbstbewusstes Auftreten, Agieren in einer Gruppe."

Das Gleiche möchte Regina Kleemann ihren Schülern an der "Anne Frank"-Grundschule in Halberstadt vermitteln. Seit einigen Jahren leitet sie deshalb eine Theater-Arbeitsgemeinschaft. "Theater ist eine ganz eigene Welt. Ich tauche gern ab und an in sie ein", schwärmt die Mutter von Zwillingen.

"Theater ist eine ganz eigene Welt. Ich tauche gern ab und an in sie ein."

Regina Kleemann (50), Grundschullehrerin, Halberstadt

Wer selbst solche Erfahrungen machen möchte, ist am Sonntag, dem 16. Februar, im Halberstädter Theater willkommen. Ab 10.30 Uhr sind Interessierte eingeladen, Bühnenluft zu schnuppern, Proben beizuwohnen, Sprechtechniken zu üben und im Kostümfundus zu stöbern.