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  7. Landrat will gegen drohendes Aus für zwei Grundschulen kämpfen

Martin Skiebe hält Ausnahmeregelungen für Harsleben und Friedrichsbrunn für vernünftig und setzt auf Dialog mit Magdeburg Landrat will gegen drohendes Aus für zwei Grundschulen kämpfen

Von Dennis Lotzmann 26.03.2014, 02:18

Harsleben/Halberstadt l Die Kreisverwaltung hat es nun schriftlich: Das Landesschulamt ist dem Kreistagsbeschluss zur Schulentwicklungsplanung im Grundschulbereich in zwei Punkten nicht gefolgt: Konkret geht es um den Fortbestand der Grundschulen in Harsleben (Verbandsgemeinde Vorharz) und im Thalenser Ortsteil Friedrichsbrunn über das jetzige Schuljahr hinaus. Während Kreistag und Kreisverwaltung ebenso wie die beiden Kommunen bis zum Sommer 2017 an beiden Schulen festhalten wollen, drängt das Kultusministerium bereits in diesem Jahr auf einen Schnitt.

Landrat Martin Skiebe (parteilos) will sich dieser Forderung nicht beugen, sondern mit allem Nachdruck für das Umsetzen des bestehenden Kreistagsbeschlusses kämpfen. Dieser geht bei beiden Schulen von einer Ausnahmegenehmigung für das kommende Schuljahr aus. Erst 2017 sollen beide Schulen fusionieren - Friedrichsbrunn mit einer Thalenser Schule und Harsleben mit Wegeleben.

Skiebe, der das Thema zur Chefsache gemacht hat, kündigte am Dienstag gegenüber der Volksstimme an, nun mit allen Beteiligten das Gespräch zu suchen, um in beiden Fällen möglichst rasch eine Lösung zu finden.

Rasch ist das Stichwort, das gerade im Vorharz aktuell ist. Sollte sich die drohende Schließung der Grundschule Harsleben nicht abwenden lassen, müssten die 52 Grundschüler ab Herbst anderweitig untergebracht werden. Das sei, gibt Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt (WG Buko) zu bedenken, praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. "Die Ausweichschule wäre in Wegeleben, dort aber fehlt uns der nötige Platz, weil das gesamte Obergeschoss wegen des fehlenden zweiten Rettungsweges seit Jahren gesperrt ist." Diese Schule für die Aufnahme der Kinder aus Harsleben vorzubereiten, würde mindestens 400 000 Euro kosten.

Das sei ein Aspekt. Der zweite sei die mittelfristige Perspektive bei den Schülerzahlen. Sowohl in Friedrichsbrunn als auch in Harsleben sinkt die Gesamtschülerzahl nur im kommenden Schuljahr unter die vom Land geforderte Mindestzahl 60. Danach steigt die Schülerzahl in beiden Einrichtungen wieder über jene magische Zahl 60. Deshalb setzen beide Kommunen ebenso wie der Landkreis auf eine einmalige Ausnahmegenehmigung für das kommende Schuljahr.

Eine Rechnung, die die drei Partner freilich ohne das Land gemacht haben. Im von Stephan Dorgerloh (SPD) geführten Kultusministerium ist man augenscheinlich nicht gewillt, von den Mindestschülerzahlen abzuweichen.

Vor Ort sorgt insbesondere das Vorgehen der Magdeburger für einigen Unmut. "Nachdem wir im November unseren Ausnahmeantrag beim Land vorgelegt und später weitere Unterlagen nachgereicht haben, gibt es erst jetzt, Ende März, eine Entscheidung", so die sichtlich verärgerte Bürgermeisterin Pesselt. Und noch ein Punkt ärgert die Verantwortlichen vor Ort: Das Land schiebe nun ihnen das Heft des Handelns zu. Tatsächlich werden die Verantwortlichen vor Ort aufgefordert, "verordnungskonforme Lösungen darzustellen". Und das sei nichts anderes, als die unpopuläre Entscheidung von Schulschließungen an die Basis zu delegieren, heißt es vor Ort.

Landrat Martin Skiebe setzt nun insbesondere auf den Dialog mit Magdeburg und sieht dabei die Argumente auf seiner Seite: "Wenn ein Schulstandort mittelfristig gesichert ist und die Mindestschülerzahl nur einmal unterschritten wird, ist es aus meiner Sicht vernünftig, ernsthaft über eine Ausnahmegenehmigung nachzudenken", so Skiebe. Sowohl in Friedrichsbrunn als auch Harsleben sei genau das der Fall.

Der Landrat hofft nicht nur auf das Gespräch, sondern auch auf den landesweiten Vergleich mit anderen Fällen. Die Schulverordnung lasse schließlich Ausnahmen ausdrücklich zu. Zudem dürfe bei allen Betrachtungen die Bevölkerungsdichte nicht außer Acht gelassen werden. Die Schulverordnung erlaube in dünn besiedelten Regionen Ausnahmen von der Mindestschülerzahl 60. "Man kann hier nicht pauschal den Harz-Kreis zugrunde legen, sondern muss regional schauen", so Skiebe.

Gut möglich, dass Skiebe mit seinen Argumenten beim Land punktet. Am Dienstagabend signalisierte Magdeburg Verhandlungsbereitschaft: Obwohl die Grundschule Harsleben im nächsten Schuljahr die erforderliche Mindestschülerzahl deutlich unterschreite, werde es ein Gespräch zwischen Schulträger und Schulbehörde geben, kündigte Ministeriumssprecher Martin Hanusch an. Das Ziel: Es gehe darum, eine einvernehmliche Lösung bis zur Fusion zu finden.