1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Harte Arbeit und heißer Dampf

30 Jahre Lückenschluss an der Selketalbahn /Leser entdecken bei Jubiläumsfahrt Reize des Tals Harte Arbeit und heißer Dampf

Von Burkhard Falkner 24.05.2014, 03:23

Vor 30 Jahren ist eine lange klaffende Lücke im Harzer Schienennetz geschlossen worden. Zum Jubiläum fährt ein Sonderzug von Quedlinburg nach Stiege. Volksstimme-Leser und Bahnerbauer von damals sind dabei.

Gernrode/Stiege l Nur noch zehn Tage, dann dampft ein Sonderzug von Quedlinburg nach Stiege, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat: Er ist im Gegensatz zu manch anderen Selketalbahnzügen jetzt schon völlig ausgebucht.

Gäste der Harzer Schmalspurbahnen und alle Fahrkarten-Gewinner der Leseraktion der Volksstimme füllen diesen Zug bis zum letzten Platz. Sie gehen am 3. Juni auf die Reise und erhalten derzeit ihre Tickets und Informationen.

Der Anlass für die Sonderfahrt ist ein Jubiläum: Genau heute vor 30 Jahren gingen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Bahnstrecke Straßberg-Stiege zu Ende. Am 3. Juni 1984 fuhr erstmals seit 1946 wieder ein Personenzug nach Stiege.

"Bis dahin war es aber ein hartes Stück Arbeit", sagt Alfred Bode aus Magdeburg. Der heute 79-Jährige war damals als Vermessungsingenieur direkt an der Neuverlegung der Schmalspurgleise beteiligt. "Wir mussten praktisch neu anfangen", erinnert sich Bode, "der Unterbau war abzustecken, der Oberbau mit Schotter herzurichten." Dann kamen Schwellen und Gleise drauf.

Nötig war dieser Einsatz, weil die Bahnanlagen 1946 auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationsleistung abgebaut worden waren. Später wurde aus wirtschaftlichen Gründen der Großteil des Netzes wieder aufgebaut - nur nicht das knapp 14 Kilometer lange Teilstück zwischen Straßberg und Stiege.

Erst als die DDR-Behörden 1972 die Selketalbahn unter Denkmalschutz stellten und neue wirtschaftliche sowie touristische Aspekte wichtig wurden, begann die Arbeit zum Lückenschluss. Am Ende brauchten die Trupps von deutschen und polnischen Arbeitern sechs Monate dafür.

"Ich bin heute noch ein wenig stolz, dass ich dabei war und wir diese Lücke relativ problemlos geschlossen haben", sagt Vermessungsingenieur Alfred Bode. Eine Riesenparty aber, wie sie heute zu solchen Anlässen oft üblich sind, habe es nicht gegeben, berichtet Bode. Weder zur Wiedereröffnung der Strecke im November 1983 für Güterzüge noch zum Start für Personenzüge 1984.

Das wird nun mit dem Sonderzug quasi nachgeholt. Im langen Eisenbahnerleben von Alfred Bode, so verrät er, ist der Lückenschluss ein Meilenstein. Von 1954 bis 1999 war Alfred Bode bei der Bahn aktiv und wird zur Jubiläumsfahrt am 3. Juni wieder mit dabei sein.