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Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH stellt vorläufigen Insolvenzantrag Hiobsbotschaft statt Aufschwung

Von Jörg Endries 19.01.2011, 05:23

Ein weiteres Halberstädter Traditionsunternehmen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Die Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH hat beim Amtsgericht Magdeburg einen Insolvenzantrag gestellt.

Halberstadt. Krise war gestern, Aufschwung ist heute und morgen. Schön wäre es! Die Kreisstadt ist davon noch ein ganzes Stück entfernt, etwas vom Kuchen des Wirtschaftsaufschwungs abzubekommen. Der Boom macht um Halberstadt scheinbar einen Bogen. Stattdessen jagt eine Hiobsbotschaft die nächste. Erst verkündet die Geschäftsführung der Verkehrs Industrie Systeme GmbH (VIS) die Schließung des Unternehmens mit einem Arbeitsplatzverlust von etwa 140. Jetzt hat ein weiteres Traditionsunternehmen, die Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH, einen vorläufigen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Magdeburg gestellt.

Es ist noch keine vier Jahre her, dass das Halberstädter Traditionsunternehmen erfolgreich aus der ersten Insolvenz geführt wurde. Am 11. Mai 2007 verkündete Insolvenzverwalter Udo Müller nach sieben Jahren stolz den millionenschweren Verkauf des Betriebes.

Vier Jahre später kehrt Ernüchterung ein. Wirtschaftskrise und eine ausbleibende Anschlussfinanzierung haben auch bei der Neuen Maschinenbau Halberstadt GmbH Blessuren hinterlassen. Außerdem sei ein wichtiges Standbein der Firma, der Bau von Kraftwerken, die mit Palmöl betrieben werden, eingebrochen. Bereits seit fast eineinhalb Jahren ist im Unternehmen Kurzarbeit angesagt. Einem Finanzkonzept von Geschäftsführer Kurt Schroth wurde vom Hauptgesellschafter, ein im Libanon ansässiges Unternehmen, der nötige Rückhalt versagt. Im Dezember konnten bereits die Löhne und Gehälter nicht gezahlt werden. "Ich musste dann die Notbremse ziehen", sagte gestern Kurt Schroth. Mit der Agentur für Arbeit fand man schnell eine Lösung, so erhalten die Mitarbeiter im Rahmen einer Insolvenzgeldvorfinanzierung die Löhne für drei Monate.

"Kapitalmäßig steht das Unternehmen gut da. Es ist nur nicht genug Geld für die Verbindlichkeiten da", betont Udo Müller. Für die 67 Mitarbeiter bestünde Grund zur Hoffnung. Mit Unterstützung des Insolvenzverwalters soll es gelingen, das Unternehmen zu sanieren und gegebenenfalls einen Investor zu finden. "Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt. Unsere Kunden müssen nicht befürchten, dass Qualität und Quantität unserer Produkte beeinträchtigt werden", sagt Schroth.

Udo Müller schafft derzeit die dafür notwendigen Rahmenbedingungen und hat sich bereits mit den wichtigsten Lieferanten und Dienstleistern abgestimmt. Positiv sei, so Müller, dass die Insolvenz rechtzeitig beantragt worden sei. Mit den Vertretern der Gesellschaft habe er bereits Sondierungsgespräche geführt. Es gebe gute Gründe, die auf einen Erhalt des Standortes hoffen ließen.

Die Auftragslage sei derzeit gut, so Kurt Schroth. Die Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH ist eingebunden in die SAKR Holding S.A.L. und fertigt Motoren und Generatoren sowie sonstige gas- und dieselbetriebene Stromaggregate und sorgt für deren Vertrieb insbesondere im asiatischen und arabischen Raum.