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Einst verbotenes Panorama-Foto zeigt die Domstadt im Jahr 1988 Der "Globus von Halberstadt" ziert Peter Köpkes Atelier

Von Axel Haase 27.01.2011, 04:28

Einen reizvollen Blickfang bietet Fotomeister Peter Köpke seinen Kunden, die sein Fachgeschäft im Hohen Weg betreten: ein Panorama-Bild, das Halberstadt im Jahr 1988 zeigt. Das Foto hat eine kuriose Geschichte.

Halberstadt. Beim ersten Blick könnte man denken, ein Spaßvogel habe einen "Globus von Halberstadt" erfunden. Das Foto wirkt wie die Erdkugel, einzig von Halberstadt besiedelt.

"Es ist nicht ein Foto, sondern eine Montage aus rund 60 Einzelaufnahmen", erklärt Peter Köpke. Kein noch so leistungsfähiges "Fischauge", das ist ein Weitwinkelobjektiv mit extremer Brennweite, könne diese Silhouette so erfassen, weiß der Experte, der seit 1982 als selbständiger Fotograf in der Domstadt tätig ist.

Vor fast 23 Jahren, im Sommer 1988, kletterte Köpke gleich dreimal auf den Turm des ehemaligen Heizkraftwerkes Nord, um seine Heimatstadt auf ORWO-Film für die Nachwelt zu bannen – so, wie sie sich damals nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem planwirtschaftlichen Wiederaufbau in der DDR zeigte.

"An zwei Tagen war das Wetter zu schlecht. Bei einem dritten Versuch hat es dann geklappt", erinnert sich Köpke. "Ich habe wohl über 100 Fotos gemacht und hatte stets Angst, erwischt zu werden". Denn der Foto-Tripp auf den Turm, der Mitte der 1990er Jahre abgerissen worden ist, war streng verboten. "Die Leute von der Stasi durften nichts mitbekommen. "Wer von mehr als 100 Metern Höhe aus fotografieren wollte, brauchte in der DDR eine sogenannte Luftbildfreigabe. Der Turm war aber 120 Meter hoch. Außerdem sollte ja niemand das ganze Ausmaß der Baulücken und der Fehlplanungen bei der Neugestaltung eines einstmals mittelalterlichen Stadtbilds sehen", sagt Köpke und fügt hinzu: "Außerdem war auf den Fotos das Gebäude der Stasi-Kreisdienststelle genau zu erkennen."

Vor einem halben Jahr etwa hat Peter Köpke die zahlreichen Fotos mit moderner Technik fachgerecht bearbeitet, gescannt und das aufwendige Puzzle zu diesem beeindruckenden Panorama-Bild zusammengesetzt. "Es soll erinnern an eine Zeit, die nicht vergessen werden darf."

Seit drei Monaten ist der "Köpke-Globus" im Geschäft zu sehen. "Viele Kunden haben das Bild schon bewundert. Oberbürgermeister Andreas Henke hat mich gebeten, das historische Panorama so zu überarbeiten, damit es auch in einem größeren Rahmen, vielleicht im Rathaus, ausgestellt werden kann", freut sich Peter Köpke über die Resonanz.