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Ilse-Flut schwemmt in Osterwieck Unmengen Treibgut an / Baufirma kann noch rechtzeitig eingreifen Brückendamm führt zu Überflutungsgefahr

Von Mario Heinicke 28.07.2014, 03:36

Das aus Ilsenburg kommende Hochwasser hätte unter normalen Umständen Osterwieck am Sonnabendabend problemlos passiert. Doch wegen des Brückenbaus quert zurzeit ein Damm die Ilse als Behelfsbrücke. Davor stauten sich Wasser und Gehölz.

Osterwieck l Eigentlich wollte die Osterwiecker Feuerwehr am Sonnabend um 19 Uhr im "Kinderhaus an der Ilse" eine Abschiedsfeier der Kinder bereichern. Doch genau zu der Zeit wurde sie zusammen mit der Schauener und später der Rohrsheimer Wehr alarmiert, den Kampf der Ilsenburger gegen die plötzliche Ilse-Flut zu unterstützen. Die Hilfe - vorwiegend beim Füllen von Sandsäcken - konnte jedoch nur eine Stunde währen, wie Ortswehrleiter Jens Mönnekemayer berichte. Dann deutete sich an, dass auch Osterwieck in Not kommen könnte. Denn vor der Behelfsbrücke in der Ilse sammelte sich immer mehr Treibgut und verstopfte darüber hinaus die zwölf riesigen Stahlrohre, durch die das Wasser fließen sollte. Die Osterwiecker wurden zurückbeordert. Aus Ilsenburg verbreitete sich die Meldung, dass ein Wehr gezogen worden sei. "Dann ist das Wasser vier Stunden später bei uns", sagte Stadtwehrleiter Frank Kenzig.

In Osterwieck verfolgten zu beiden Uferseiten viele Schaulustige das Geschehen. Die verbindende Fußgängerbrücke war zur Sicherheit gesperrt worden. Das Wasser stieg entlang der Straße An der Ilse immer höher, überflutete einige Meter Straße und drang auch auf Grundstücke vor. Ein am Ilseufer geparktes Auto drohte bei weiter steigendem Pegel von der Flut mitgerissen zu werden. Der Halter war zunächst nicht erreichbar. Der Pkw konnte aber schließlich doch mit Hilfe von Feuerwehrleuten an einen sicheren Ort geschoben werden.

Wasser drückte derweil durch den Regenwasserkanal in der Straße Teichdamm hoch. Dort befürchteten Anwohner wieder eine Überschwemmung wie zuletzt 2002, als das Wasser teils in den Wohnungen stand.

Versuche, den Damm mit einem kleinen Bagger des Bauhofs vom Treibholz zu befreien, scheiterten. Die Flut begann derweil, den Damm zu unterspülen. Richtige Entlastung konnte erst die an der Brücke tätige Baufirma Umwelttechnik und Wasserbau aus Blankenburg mit ihrem Bagger bringen. Allerdings dauerte es längere Zeit, einen Ansprechpartner zu recherchieren. Später stellte sich heraus, dass am Baucontainer Notrufnummern für Havarien gestanden hatten.

Zu dritt kamen die Bauleute vor Ort, und um 22.45 Uhr konnte damit begonnen werden, zunächst das Treibgut zur Seite zu ziehen. Schließlich trug der Baggerführer noch einen Teil der Asphaltdecke ab, ließ aber die Rohre in Flussbett. Es bestand die Gefahr, dass diese mitgerissen werden und nachfolgende Brücken beschädigen könnten. Auch vom Stromnetzbetreiber Avacon kam ein Mitarbeiter vor Ort. Entlang der Behelfsbrücke befand sich ein Kabel, das drohte vom Treibgut herausgerissen zu werden.

Um 23.45 Uhr beendeten die 16 Osterwiecker Feuerwehrleute und die Bauleute schließlich ihren Abendeinsatz. Die Fußgängerbrücke wurde wieder freigegeben. Der Baggerführer war am Sonntagvormittag nochmals vor Ort und weitete den Durchfluss weiter auf.

Am Sonntag war nicht bekannt, ob auch ein Gebäude durch das Hochwasser geschädigt worden war. Die Feuerwehr wurde jedenfalls nicht zu einem Pumpeinsatz gerufen.

Am Montagmittag soll beraten werden, ob der Damm wieder aufgebaut wird oder eine andere Lösung nötig ist.

Die Landesstraße zwischen Osterwieck und Schauen ist somit nun seit Sonnabendabend gesperrt. Lüttgenröder Feuerwehrleute verhinderten in Schauen bis 23.15 Uhr die Weiterfahrt, bis eine Firma die offiziellen Schilder für eine Umleitung über Berßel aufgestellt hatte. Glück im Unglück: Am heutigen Montag wäre diese Umleitung für Straßenbauarbeiten zwischen beiden Orten sowieso eingerichtet worden. Am Sonntag nach 1 Uhr hatte der Hochwasserscheitel Osterwieck erreicht. Der Pegel Hoppenstedt erreichte kurzzeitig die Zwei-Meter-Marke und damit Alarmstufe drei. Feuerwehren wurden aber in Hoppenstedt und auch dem sonst gefährdeten Berßel nach Informationen des Stadtwehrleiters nicht alarmiert. Die in den letzten Jahren entstandenen Hochwasserschutzanlagen an der Ilse haben bei dieser Flut ihre Aufgabe erfüllt.

Bildstrecken unter: www. volksstimme.de/ilseosterw/ilsehochw