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Ist Zebrastreifen Lösung für Kühlinger Straße? / Beamte: Örtlichkeiten bergen Konfliktpotenzial Polizei sieht Gesprächsbedarf

Von Dennis Lotzmann 09.08.2014, 03:18

Wie weiter mit dem Fußweg, der in der Kühlinger Straße in Halberstadt Fahrbahn und Straßenbahntrasse quert? Die kritischen Stimmen, die die demontierte Ampel zurückfordern, verstimmen nicht. Es gibt aber auch den Kompromissvorschlag eines Fußgängerüberwegs mit Zebrastreifen. Wäre das aus polizeilicher Sicht denkbar?

Halberstadt l Eines scheint sicher: Am kommenden Donnerstag, dem 14. August, wird der Fußgängerübergang in der Kühlinger Straße wohl auf Antrag der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) den Stadtrat beschäftigen. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage, ob der Querungspunkt für die Passanten sicherer gemacht werden muss und wie das geschehen könnte.

Die Stadtverwaltung sieht trotz eines tödlichen Unfalls im Mai keinerlei Handlungsbedarf. Die ÖDP-Lokalpolitiker fordern derweil eine fachlich unterlegte Diskussion und plädieren für die Rückkehr zur früheren Ampelregelung.

Sie sehen sich durch eine Umfrage unter Passanten, die sie im Juni organisiert hatten, bestätigt. Die Mehrheit der Befragten, so der ÖDP-Fraktionschef im Stadtrat, Jens Rehmann, fühle sich an der Schnittstelle von Autos, Lkws und Straßenbahnen einerseits und Fußgängern andererseits unsicher. Rehmann leitet daraus Handlungsbedarf ab.

Ein Resultat, das sich mit dem Ergebnis einer Umfrage der Volksstimme deckt: Im Juni hatten knapp 60 Prozent von 438 Anrufern bei einer TED-Umfrage für den Wiederaufbau der Ampel plädiert.

Jene seit den 1990er Jahren vorhandene Ampel war 2013 endgültig abgebaut worden. Mit einem Ziel: Die überschuldete Stadtkasse finanziell zu entlasten. Das Einsparvolumen beziffert die Stadtverwaltung auf rund 2700 Euro pro Jahr.

Nach einem tragischen Unfall, bei dem Anfang Mai eine 89 Jahre alte Frau an dieser Stelle tödlich verletzt worden war, kochte die schon 2012 und 2013 im Stadtrat geführte Debatte um die Ampel erneut hoch.

Im Zuge der aktuellen Diskussionen haben sich zahlreiche Halberstädter für eine Kompromisslösung ausgesprochen: Wenn die Rückkehr zur sicheren Ampellösung nicht möglich sei, sollte an dieser Stelle zumindest ein klassischer Fußgängerüberweg mit Zebrastreifen angelegt werden.

Ein Vorschlag, mit dem Uwe Raugust, Verkehrsexperte im hiesigen Polizeirevier, jedoch grundsätzliche Probleme hat: "Sobald neben dem allgemeinen Fahrzeugverkehr auch eine Straßenbahn mit im Spiel ist, scheidet ein Fußgängerüberweg grundsätzlich aus", so Raugust im Frühsommer gegenüber der Volksstimme.

Ein Argument, das Karl Bauer nicht überzeugt. Auch er sieht Handlungsbedarf und bringt einen Kompromissvorschlag ins Spiel: "Man könnte die Straßenbahntrasse doch ganz einfach aus dem Überweg ausklammern, indem man zwei getrennte Fußgängerüberwege für die beiden baulich voneinander getrennten Richtungsfahrbahnen anlegt", schlägt der 80-jährige Halberstädter vor. Auch für die Gefahr des ungewollten Durchlaufens von Fußgängern über die mittig verlegten Gleise der Straßenbahn hat Karl Bauer eine Lösung parat: "Man baut einfach ein Geländer, um die Fußgängerströme zu verschwenken. Damit würden die Passanten zum Innehalten gezwungen. Außerdem könnte man Hinweisschilder aufstellen", skizziert Bauer seinen Vorschlag.

Polizeisprecher Peter Pogunke will diesen Vorschlag im Detail nicht bewerten. Zum einen, weil Uwe Raugust als ausgewiesener Verkehrstechniker im Polizeirevier Harz aktuell nicht im Dienst sei. Raugust hat bislang stets betont, dass die Polizei niemals auf die Idee gekommen wäre, diese Ampel in Frage zu stellen. Zum anderen hält sich Pogunke aber auch zurück, um der aus seiner Sicht nötigen Diskussion um die Zukunft von diesem Querungspunkt nicht vorzugreifen.

"Diese Stelle ist trotz dieses tragischen Unfalls für uns zwar kein klassischer Schwerpunkt. Gleichwohl sehen wir natürlich Gesprächsbedarf", so der Polizeirat. Aufgrund der Parkplatzausfahrt, einer Engstelle in Höhe der Haltestelle und der obendrein vorhandenen leichten Kurvenlage mit Sichteinschränkungen gebe es auf jeden Fall Konfliktpotenzial und Stress-Situationen. "Wir müssen da nicht lange diskutieren - für uns bleibt die Stelle weiterhin relevant", sagt Peter Pogunke.