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Besorgter Bürger bittet um Hilfe / Verwaltungen quittieren Hinweise mit Ignoranz Für totes Wildschwein im Goldbach interessiert sich "keine Sau"

Von Jörg Endries 19.11.2014, 02:13

Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam oder gar nicht. Im Goldbach bei Langenstein liegt ein verendetes Wildschwein. Ein besorgter Bürger bittet die Behörden, das Tier entsorgen zu lassen. Der Landkreis Harz reagiert gar nicht, die Stadtverwaltung Halberstadt schiebt die Verantwortung auf den zuständigen Jäger, der sich nicht verantwortlich sieht.

Halberstadt/Langenstein l Ein Wildschweinkadaver liegt im Goldbach bei Langenstein und niemand kümmert sich um die Entsorgung des in Verwesung übergehenden Tieres. Mario Kirste aus Langenstein hat das Schwein vor etwa 14 Tagen auf Höhe der Kläranlage entdeckt, die Behörden informiert und darauf gehofft, dass der Kadaver unbürokratisch und schnell entsorgt wird. "Passiert ist bis heute nichts", kritisiert der Langensteiner.

"Die Landkreisverwaltung in Halberstadt hatte ich schon kurz nach der Entdeckung des Fundes um Kenntnisnahme und Beseitigung gebeten, von dort kam ja nicht mal eine Rückinformation", ist Mario Kirste verärgert. Er bleibt trotzdem am Ball, lässt sich nicht davon abbringen, weiter auf den Missstand aufmerksam zu machen und informiert die stellvertretende Ortsbürgermeisterin Langensteins sowie über die Beschwerde-Hotline die Stadtverwaltung Halberstadt.

"Mich stört die Ignoranz gegenüber Bürgern, die auf Missstände hinweisen."

Mario Kirste, Einwohner aus Langenstein

Ein kleiner Teilerfolg stellt sich ein. Mario Kirste wird mit seinem Anliegen im Rathaus Halberstadt zumindest erst einmal registriert. Ernst genommen jedoch weniger. Eine Woche später liegt die Wildsau immer noch im Goldbach.

Eine Mitarbeiterin des Fachbereiches Ordnung der Stadtverwaltung Halberstadt hat zwar den Eingang des Hinweises am 10. November bestätigt und schreibt: "Mein Kollege war an dem selben Tag vor Ort. Ich habe dann mit dem zuständigen Jäger gesprochen. Herr Kaufhold äußerte sich dahingehend, dass ihm der Sachverhalt bekannt ist und er das Wildschwein dort nicht wegholen wird." Damit erschöpft sich das Engagement des Fachbereiches. Die Lösung des Problems überlässt man letztlich Hinweisgeber Mario Kirste mit dem Tipp: "Ich bitte Sie, für eventuelle Rückfragen, sich direkt an Herrn Kaufhold zu wenden."

Kirste kocht vor Wut und fragt sich, ob er die Arbeit der Verwaltung erledigen und das tote Schwein selbst entsorgen soll? "Mich stört die Ignoranz gegenüber Bürgern, die auf Missstände hinweisen", schimpft Mario Kirste und macht seinem Ärger in einem Schreiben an die Volksstimme-Redaktion Luft: "Für das tote Schwein interessiert sich keinen Sau."

Auf Volksstimme-Nachfrage erklärt der für den Fundort zuständige Jäger Edgar Kaufhold, dass der Schwarze Peter nicht bei ihm liegt. "Ich bin als Jäger nicht für die Entsorgung verendeter Tiere zuständig. Dafür ist in diesem Fall die Grundstückseigentümerin, die Stadt Halberstadt, verantwortlich." Edgar Kaufhold vermutet, dass das Wildschwein nicht im Goldbach verendet, sondern dort entsorgt worden ist. "Verletzte Wildtiere verstecken sich und legen sich zum Sterben nicht so auf den Präsentierteller", berichtet der Jäger aus langjähriger Erfahrung.

Eine Volksstimme-Anfrage im Rathaus Halberstadt hat die Verwaltung nun zum Handeln bewegt. "Die Ordnungsabteilung der Stadt Halberstadt ist derzeit dabei, gemeinsam mit dem Veterinäramt des Landkreises eine Lösung zu finden", heißt es in einer Mitteilung. Das hat mittlerweile auch die Kreisverwaltung Harz bestätigt. Ob und wann das Schwein entsorgt wird, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.