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Spitze des Bauernverbandes Nordharz übergibt Erntekrone an Landrat und zieht Bilanz Landwirte leiden unter sinkenden Erlösen

Von Dieter Kunze 19.11.2014, 01:13

Auch in diesem Jahr hat die Spitze des Bauernverbandes Nordharz wieder eine Erntekrone an Landrat Martin Skiebe (CDU) überreicht. Traditionell wurde das Treffen für eine Rückschau auf die jüngsten Erträge genutzt. Die waren überwiegend zwar gut, drücken aber die Erlöse in den Keller.

Halberstadt l Gute Erträge würden für die Landwirte aber meist sinkende Einnahmen bedeuten. Die drückten in diesem Jahr besonders, sagte Wilfried Feuerstack am Montag bei der Übergabe der Erntekrone an Landrat Martin Skiebe (CDU). Ein Discounter gehe vorweg und senke den Zuckerpreis um fast die Hälfte. Beim Weizen habe die Nässe zur Erntezeit dafür gesorgt, dass statt Qualitäts-Brotweizen oft nur Futtergetreide verkauft werden konnte.

Auf rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Harzkreis werde Weizen angebaut, danach folgten Raps und Wintergerste. "Bei Wintergerste und Winterweizen liegen die Erträge den Schätzungen nach rund zehn Prozent über dem Durchschnitt", berichtete Verbandschef Feuerstack.

Die Witterung sei anfangs optimal gewesen, jedoch habe das feuchte Erntewetter im August die finanziellen Erwartungen zerstört. Für den Landwirt bedeute das, zusätzliche Kosten für die Ernte und das Trocknen des Getreides zu verkraften. Immer mehr bemerkbar würden die Folgen der Sanktionspolitik im Russland-Konflikt. Bei Fleisch und Obst resultierten daraus sinkende Preise. Bei Milch fehlten bald 25 Prozent an der Kostendeckung. Dagegen stiegen die Futter- und Energiepreise.

"Wenn man in anderen Ländern zu Besuch war und die dortigen kargen Böden sieht, können wir stolz sein, in einer Vorzeigeregion zu wohnen und zu arbeiten", erläuterte der Verbandschef. Hier würden sowohl Nahrungsmittel wie auch Energie effektiv produziert.

Beide Seiten waren sich einig, dass künftig dem Flächenmanagement mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Würden Brachflächen umgenutzt, solle dies als Ersatz- und Ausgleichsprojekt anerkannt werden. Landwirte seien eng an die Region gebunden, würden zur Wertschöpfung vor Ort beitragen. Mit diesem Bewusstsein solle für mehr Berufsnachwuchs geworben werden, riet der Landrat. Über eine zielgerichtete Information über den künftigen Beruf müsse auch erreicht werden, Irrwege in der Ausbildung zu vermeiden und damit die Zahl der Berufsabbrecher zu vermindern.

Beim Harzer Landwirtschaftsfest, der großen Leistungsschau der Region, wollen Bauernverband und Kreisverwaltung auch künftig eng zusammenarbeiten. Traditionell wird am letzten Sonntag im Juni zu der Gemeinschaftsveranstaltung in Reinstedt eingeladen. "Das ist eine Plattform für den Meinungsaustausch und jüngere Menschen können einen Blick in die Praxis werfen", sagte Martin Skiebe. Bei der größten Leistungsschau der Landwirtschaft im Norden Sachsen-Anhalts sei moderne Technik erlebbar und die Angebotsvielfalt biete der ganzen Familie einen ereignisreichen Tag. Vor allem die Informationsmöglichkeiten für die Jugend hob der Landrat hervor.

Verbandsgeschäftsführer Jürgen Zywitzki lobte die langjährig bewährte Arbeit des gemeinsamen Organisationsteams mit Karin Müller von der Kreisverwaltung und den Vereinsvertretern aus Reinstedt. Er bedauerte, dass das Landesprojekt "Bauernhof als grünes Klassenzimmer" Mitte 2015 auslaufen soll. Bisher hätten Schulen finanzielle Zuwendungen beispielsweise für eine Busfahrt auf einen Bauernhof beantragen und die Mädchen und Jungen dort einen erlebnisreichen Tag erleben können. Künftig sei vorgesehen, so Zywitzki, dass die Schule für diese Form der Berufsorientierung zwar Geld erhalte, doch selbst entscheiden könne, wie es eingesetzt wird.

Der Geschäftsführer wies zudem auf die erfolgreiche Teilnahme am Berufswettbewerb der Branche hin. Landessieger wurde 2014 eine Tierwirtin aus Deersheim mit der Note 1,0.