1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Unfall mit Mephisto-Express sorgt für Rätselraten

Polizeisignale zu spät wahrgenommen Unfall mit Mephisto-Express sorgt für Rätselraten

Von Dennis Lotzmann 25.11.2014, 02:06

Halberstadt/Wernigerode l Wieso ist ein Zug der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mit einem Auto kollidiert, das bereits 50 Minuten zuvor nach einem Unfall im HSB-Gleisbett gelandet war? Wie konnte es zum Zusammenstoß kommen, obwohl längst Polizeibeamte an der Unfallstelle waren? Gab es eine Panne in der Kommunikation? Fragen, denen nach dem Zusammenstoß des Mephisto-Express sowohl die Polizei als auch Verantwortliche der HSB nachgehen. Ergebnisse gab es am Montag noch nicht. Die Befragungen der Beteiligten liefen, hieß es unisono.

Der Mephisto-Zug mit rund 260 Fahrgästen, die zur Faust-Aufführung auf den Brocken wollten, war am Sonnabend gegen 19.05 Uhr am Bahnübergang unweit des Bahnhofs Drei Annen Hohne in Richtung Schierke mit dem liegengebliebenen Peugeot kollidiert. Das Auto eines 19-Jährigen war laut Polizei bereits gegen 18.15 Uhr nach einem missglückten Überholmanöver von der Straße abgekommen und im HSB-Gleis gelandet.

Als sich gegen 19 Uhr der Mephisto-Express in Bewegung setzte, waren längst Polizeibeamte vor Ort und hatten die Unfallstelle gesichert. Offenbar rechneten auch sie nicht damit, dass nach dem Unfall im HSB-Bereich noch Züge auf der Strecke unterwegs sind. Doch warum war die HSB-Strecke hinauf nach Schierke und zum Brocken nicht gesperrt? Eine Frage, die eine HSB-Sprecherin am Montag noch nicht beantworten konnte: "Wir befragen gegenwärtig alle Beteiligten, um uns ein Gesamtbild zu verschaffen." Möglicherweise habe es eine Panne in der Informationskette gegeben, sodass das Lokpersonal nicht über den richtigen Bahnübergang informiert gewesen sei.

Fakt ist: Der Mephisto-Express verließ den Bahnhof, und fuhr auf den rund 300 Meter entfernten Bahnübergang mit der Unfallstelle zu. Obwohl die Polizeibeamten versuchten, direkt neben der Strecke mit eingeschaltetem Blaulicht , Taschenlampen und roter Anhaltekelle auf die Gefahrenstelle aufmerksam zu machen, leitete der 50 Jahre alte Lokführer die Notbremsung zu spät ein und kollidierte mit dem im Gleisbett stehenden Peugeot. Wusste er womöglich gar nichts vom Unfall auf seiner Strecke?

Umstände, über die bislang nur gerätselt werden kann. Der Bahnübergang an der Landesstraße 100 hinter dem Bahnhof ist vom Gleisbereich aus gut einsehbar. Das Blaulicht dürfte bei der Dunkelheit um 19 Uhr unübersehbar gewesen sein. Warum hat der Lokführer nicht von sich aus reagiert und das Tempo rechtzeitig gedrosselt? Reagierte das Lokpersonal womöglich zu spät, weil die Polizisten kein klares Nothalt-Signal gaben? Bei der Bahn gibt es ein solches Handzeichen, das Lokführer zum sofortigen Halten zwingt.

Am Auto entstand letztlich laut Polizei ein geschätzter Schaden von rund 5000 Euro, an der Brocken-Dampflok 99 236 wurde ein Tritt verbogen. Hier wird der Schaden von der HSB auf rund 1000 Euro geschätzt. Verletzt wurde niemand.

Der Mephisto-Express konnte die Fahrt zur Faust-Aufführung erst nach rund einer Stunde und einer optischen Kontrolle fortsetzen. Der Theaterabend auf dem Brocken, der für die etwa 250 Besucher mit einer Schrecksekunde begonnen hatte, begann später.