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Rasierklingen und Gift Hunde-Hasser legt tödliche Fallen

In Rhoden geht unter Hundehaltern die Angst um. Ein Unbekannter legt mit
Rasierklingen und Gift gespickte Wurst- und Fleischstücke auf
Grundstücken aus. Jetzt bereits zum zweiten Mal. Die Polizei ermittelt.

Von Mario Heinicke 03.12.2014, 02:06

Rhoden l "Luca" und "Dunja" haben das Attentat überlebt. Der Labrador-Dogge-Mischling und die Irish-Setter-Hündin sind am Montag in die ausgelegten Fallen getappt. Monique Schulze ließ ihre Hunde wie jeden Morgen aus der Haustür. Wenige Meter davor und im Garten stürzten sie sich auf die Fleischklößchen mit den tödlichen Klingen und das darunter aufgetürmte Schneckengift.

Monique Schulze sah das Dilemma, als der vierjährige "Luca" zu ihr zurück kam. "Das Blut lief aus der Schnauze." Aufgeschlitzt von acht halbierten Rasierklingen. In einer Notoperation in der Tierklinik Salzgitter wurden die Metallstücken und die blauen Giftkügelchen, die in höheren Mengen ebenfalls tödlich wirken können, aus dem Magen geholt. Während die kleinere, zweijährige "Dunja" den Mageninhalt samt zwei Klingen ohne Schaden wieder ausgebrochen hat. "Lucas" Leben stand auf der Kippe, berichtete die Hundehalterin.

Am Dienstag musste die Hündin nochmal in die Tierklinik, damit die aufgeschnittene Speiseröhre genäht werden konnte. Wovon Monique Schulze von sich aus überhaupt nicht spricht, sind die Kosten für die medizinische Behandlung. Sie dürften letztendlich mindestens an eine vierstellige Summe heranreichen. "Die Hunde sind mir ans Herz gewachsen."

Dieser Vorfall ereignete sich in der Rhodener Erdkuhle, so heißt die kleine Straße am Ortsrand, gleich hinter dem Kulturhaus gelegen. Nur wenige Häuser stehen hier, fünf Familien halten Hunde. Auf alle fünf ist bisher mindestens ein Anschlag verübt worden. Der erste geschah in der Nacht vom 21. zum 22. November, wie Polizeikommissar Gerd Lohse aus der Osterwiecker Polizeistation berichtete. Damals wurden von dem Unbekannten Bockwurststückchen mit Rasierklingen und spezielle Tablettenkapseln, die ihren Wirkstoff in Magen oder Darm verzögert über einen längeren Zeitraum abgeben, ausgelegt. Um welchen Wirkstoff es sich handelt, wird zurzeit im Landeskriminalamt untersucht. Drei Grundstücke waren damals betroffen. Auf einem Grundstück ist eine Hündin in die Fress-Falle getappt, wovon aber zunächst nichts bemerkt worden war. Der Zufall wollte es, dass der Vierbeiner gerade einen OP-Termin in der Klinik hatte. Als später Reste der Falle auf dem Grundstück entdeckt wurden, wurde der Hund von dem Tierarzt gleich noch ein zweites Mal operiert. Er holte vier Klingen aus dem Magen. Die Hündin hat überlebt.

Nun also das zweite Attentat. Diesmal waren zwei Grundstücke betroffen. Der Hunde-Hasser wirft dabei die Fallen nicht nur über den Zaun, sondern legt sie von Hand auf den Grundstücken aus, ist Monique Schulze aufgefallen. Zudem wurden ihre Türschlösser durch winzige Bleche blockiert.

Auch noch auf zwei anderen Grundstücken im Dorf sollen Fallen gelegen haben, dort wurde sogar eine Rasierklinge auf dem Gehweg entdeckt. Akut ist es aber vor allem in der Erdkuhle. Warum, vermag sich niemand zu erklären. Die Hunde würden nicht mehr als andere bellen. Raufereien habe es keine gegeben. "Hier halten jetzt alle die Augen offen", sagte Monique Schulze.

Das wird auch die Polizei tun. "Wir werden Rhoden stärker in die Streifentätigkeit einbeziehen", kündigte Gerd Lohse an.

Wer Hinweise auf den Täter geben kann, wird gebeten, diese an die Polizei in Osterwieck, Telefon (03 94 21) 6 16 90, oder jede andere Polizeidienststelle zu melden. Dem Täter droht nach dem Tierschutzgesetz eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren.