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Halberstädterin stirbt bei Wohnungsbrand Brand facht Rauchmelder-Debatte an

Nach dem tragischen Wohnungsbrand, bei dem am Donnerstagabend eine 94-jährige Seniorin gestorben ist, herrscht in Halberstadt große
Betroffenheit. Zugleich wird darüber diskutiert, ob ein Rauchmelder die
Tragödie verhindert hätte. Bis Ende 2015 müssen alle Wohnungen im Land
damit ausgestattet sein.

Von Dennis Lotzmann 06.12.2014, 02:04

Halberstadt l Der Schock sitzt tief bei Doris Oldenburg. Immer wieder schüttelt die 67-jährige Halberstädterin den Kopf und stammelt Sätze, die mit "hätte" beginnen. Hätten wir das doch früher bemerkt. Hätte sie doch nicht ihre Tür von innen abgeschlossen. Und: Hätte ein Rauchmelder vielleicht das Drama verhindert?

Selbstvorwürfe, die trotz aller Tragik nicht angebracht sind. Schließlich hat Doris Oldenburg, nachdem sie den Brand direkt in ihrer Nachbarwohnung bemerkt hatte, zusammen mit weiteren Hausbewohnern alles getan, um ihrer hochbetagten Nachbarin zu helfen. Allein: Die massive Wohnungstür zu öffnen, gelingt erst den Feuerwehrleuten. Und die finden die schwer gehbehinderte 94-Jährige bereits leblos vor. Jede Hilfe kommt zu spät, der Wohnungsbrand endet tödlich.

Am Tag danach befinden sich die Bewohner im Mietshaus in der Gerberstraße 1 in Schockstarre. Auch wenn längst nicht jeder die Seniorin persönlich kannte - die 94-Jährige verließ ihre Wohnung kaum noch - ist die Betroffenheit groß. Auch darüber, dass man so nahe war und doch nichts bemerkte.

Es ist schließlich ein Passant, der am Donnerstag gegen 16.10 Uhr vom Weihnachtsmarkt kommt und auf der Rückseite des Hauses die aus dem Fenster steigenden Rauchschwaden sieht. Der Mann alarmiert die Feuerwehr, stürzt zum Hauseingang, wo er Sturm klingelt, und eilt die Treppe hinauf in die erste Etage zu den beiden Nachbarn des Opfers. "Wir haben dann alles versucht, um die Tür auf zu bekommen. Es hat aber einfach nicht geklappt", berichtet Doris Oldenburg. "Wir haben ja keinen Schlüssel, den hat nur der Pflegedienst, der vier Mal am Tag vorbeischaut."

"Wahrscheinlich hat es vorher schon längere Zeit gebrannt", vermutet Einsatzleiter Ingo Wetzel von der hauptberuflichen Wachbereitschaft der Halberstädter Feuerwehr. Da alle Fenster geschlossen waren, sei es wohl nicht zum Vollbrand gekommen. Sauerstoffmangel und Rauchgase waren jedoch tödlich. Die Seniorin, die auf Krücken angewiesen ist, schafft es nicht mehr bis zur Tür.

Am Tag danach wird auch darüber diskutiert, ob Rauchmelder in der Wohnung womöglich den tödlichen Ausgang verhindert hätten. "Ich will darüber nicht spekulieren. Aber mit einem Rauchmelder wäre der Brand sicher viel früher bemerkt worden", sagt Brandoberinspektor Wetzel. Schließlich sei der schrille Signalton dieser Geräte kaum zu überhören. Allein: In Sachsen-Anhalt müssen erst ab 1. Januar 2015 ausnahmslos alle Wohnungen damit ausgestattet sein. Nach der 2009 beschlossenen Ergänzung der Landes-Bauordnung gilt für Bestandsbauten noch eine Übergangsfrist.

Davon weiß auch die Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt (WGH), der Vermieter der Wohnungen in der Gerberstraße 1. "Wir sind dabei, unsere Wohnungen mit den geforderten Rauchmeldern nachzurüsten", sagt WGH-Sprecher Thomas Schatz. Das Feuer sei tragisch, der technische WGH-Vorstand Uwe Kalabuch habe noch am Donnerstag vor Ort den Angehörigen des Opfer die Anteilnahme ausgedrückt.

Die WGH, berichtet Schatz, müsse in ihren rund 4000 Wohnungen etwa 15 000 Melder nachrüsten. Wie viele Wohnungen fünf Jahre nach der Gesetzesänderung und ein Jahr vor Ablauf der Übergangsfrist bereits ausgerüstet seien, konnte der WGH-Sprecher nicht sagen.

Die Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.