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Ehrenamtliche ermöglichen Betrieb der einzigen öffentlichen Schachausstellung Deutschlands Ströbecker retten ihr Museum

Von Dieter Kunze 09.12.2014, 01:17

Seit zwei Jahren unterstützt ein Freundeskreis die Arbeit des Schachmuseums in Ströbeck. Die Ehrenamtlichen haben viel geleistet und wollen sich auch weiter für dieses besondere Museum engagieren.

Schachdorf Ströbeck l Die ehrenamtlichen Helfer des Schachmuseums Ströbeck haben bei einem kleinen Adventstreffen auf das Jahr zurückgeblickt und ihre Aktivitäten für das nächste Jahr abgesprochen.

"Der Freundeskreis unterstützt das Schachmuseum nun schon seit 2012", erinnerte die hauptamtliche Museumsmitarbeiterin Kathrin Baltzer. Wegen der leeren Kassen der Stadt Halberstadt musste damals das Personal auf eine wissenschaftliche Teilzeitkraft reduziert werden. "In dieser Situation haben sich die Freunde des Museums zusammengefunden, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Öffnungszeiten aufrechterhalten werden können". Rund ein Dutzend Ströbecker zeigen mit diesem Engagement ihre Verwurzelung in der Schachtradition.

In diesem Jahr gab es im Rahmen einer dreiteiligen Sonderausstellung einen Wechsel der "Schachlegenden" von Max Euwe (Niederlande) zu Paul Keres (Estland). Im Rahmen des Harzer Kultur-Winters gab es drei Vorträge zu den drei Schachlegenden Lasker, Euwe und Keres mit dem besonderen Höhepunkt durch den Besuch eines Vertreters der Emanuel-Lasker-Gesellschaft Berlin.

Zum Internationalen Museumstag wurde die Sonderausstellung "Schach und Humor" eröffnet. Auch die im August organisierten Ferienspiele und der Weihnachtsmarkt im Museumshof gehören zur Jahresbilanz. Skulpturen, die beim Jugendcamp der Kulturdörfer Europas geschaffen wurden, sind jetzt im Museum zu sehen.

Über 1000 Besucher zählt das Museum jährlich. "Wir hoffen, durch den Kontakt zu einem Wernigeröder Hotel neue Gäste anlocken zu können", erläuterte Kathrin Baltzer.

Neuer Versuch für Welterbe

2015 ist eine Teilnahme am Harzer Kultur-Winter geplant. Für den 7. Februar soll es einen Vortrag über die aktuelle Ausstellung "Schach und Humor" geben und am 14. Februar einen Vortrag über die künftige Ausstellung "Kaffeehaus-Schach". Die wird am 17. Mai am Internationalen Museumstag eröffnet. "Ferienspiele im August und Weihnachtsmarkt zum Advent wird es im neuen Jahr ebenfalls wieder geben", kündigte Kathrin Baltzer an. Der Ausstellungsteil "Schachmeister" im oberen Stockwerk wird mit neuen Medien aktualisiert werden.

Mit den Museumshelfern wurde die Besetzung des Hauses für die Wochenenden des neuen Jahres und die Zeit des Urlaubs der Mitarbeiterin abgestimmt. "Unsere Ehrenamtler haben uns toll unterstützt", betonte sie. "Dieses Jahr war ich zwei Wochen krank und sie haben es spontan geschafft, die ganze Zeit abzudecken, so dass das Museum nicht geschlossen werden musste".

Bei dem Treffen gab es auch eine Diskussion um den Stand der Bewerbung mit der überlieferten 1000 Jahre alten Schachtradition für das immaterielle Unesco-Welterbe. Im Frühjahr soll es einen erneuten Versuch geben, auf die Bewerberliste des Landes zu kommen. Der Schwerpunkt liegt auf der richtigen Auswahl der Gutachter.

Wie Renate Krosch berichtete, gibt es für den Nachweis der Schachtradition einen neuen schriftlichen Beleg. So sei im Wernigeröder Ratsjahrbuch, dessen Original jedoch verschollen ist, bereits im Jahr 1515 die Übergabe eines Schachbrettes an Ströbeck erwähnt. Bisher gab es solch schriftliche Nachweise nur aus den Jahren 1601 und 1616. Eine Kopie des ersten deutschen Schachbuches des Herzogs von Braunschweig ist im Ströbecker Museum zu sehen.

Nachdem die langjährigen Unterstützer Josef Cacek und Eberhard Asmus ausgeschieden sind, hat sich mit Herta Gnade eine neue Ehrenamtlerin gemeldet. "Ich bin mit Schach aufgewachsen und habe auch schon im Lebendschach-Ensemble mitgemacht", sagte sie.

Vom 15. Dezember bis zum 6. Januar schließt das Schachmuseum in Ströbeck seine Pforten. Danach ist es wieder dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr, im Winterhalbjahr nur bis 16 Uhr, geöffnet. Sollten sich außerhalb der Öffnungszeiten Besucher von außerhalb melden (Telefon: 03 94 27-9 98 50), versprechen die Ehrenamtler, dass ein Museumsbesuch ermöglicht wird.