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Betreiber investiert in Umbau eines FDGB-Urlauberdomizils zur modernen Ferienanlage rund 19 Millionen Euro Aus Betonkoloss wird 4-Sterne-Hotel

Von Regina Urbat 30.12.2014, 02:16

Ein ehemaliges FDGB-Urlauberdomizil in Wernigerode wird in ein modernes 4-Sterne-Familienhotel umgebaut. Rund 19 Millionen Euro investiert der Betreiber, der 2016 die ersten Gäste im "Hasseröder Burghotel" empfangen will.

Wernigerode l Der Wintereinbruch stört nicht, auf der Baustelle können die Firmen ungehindert arbeiten. Die Rede ist von der ehemaligen FDGB-Ferienanlage im Langer Stieg in Wernigerode, die in ein modernes Familien-Themenhotel umgewandelt wird. Es trägt den Namen "Hasseröder Burghotel" und gehört Frank Kasselmann.

Der Inhaber und Geschäftsführer der gleichnamigen GmbH Co. KG will rund 19 Millionen Euro in den Umbau des seit 2010 leerstehenden Hotels "Stadt Wernigerode" in ein 4-Sterne-Haus investieren. Es ist im Harzkreis die derzeit größte Investition im Tourismusbereich und soll mit Jahresbeginn 2016 abgeschlossen sein.

Das Burghotel wird dann mit 416 Betten in 162 Zimmern und Appartements, verschiedenen Freizeitmöglichkeiten, Restaurant, Café und Nachtbar ausgestattet sein. Nutzer sind vorwiegend die Urlauber, "aber auch Einwohnern im Harz stehen unsere Angebote zur Verfügung", sagt Frank Kasselmann der Volksstimme bei einer Baustellenbesichtigung. Ausführlich will der 49-jährige Geschäftsmann seine Pläne im Januar den Anwohnern in einer öffentlichen Veranstaltung präsentieren.

Bis auf den Rohbau wird im ersten Schritt das gesamte alte Hotel, das der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) 1985 eröffnete, zurückgebaut. Zwischendecken und Wände sind mittlerweile abgerissen, Fußböden entfernt. Der Keller und die erste Etage gleichen riesigen Hallen. "Es ist enorm, wie groß die Küche und das Lebensmittellager waren", sagt Frank Kasselmann. Aus alten Unterlagen weiß er, dass in dem 700 Quadratmeter großen Küchentrakt zu DDR-Zeiten nicht nur für die FDGB-Urlauber gekocht wurde, sondern täglich 4000 Schulessen zubereitet wurden. "150 Azubis sollen hier beschäftigt gewesen sein."

Bunker mit Fluchtschacht

Außerdem sei der Hotelturm, von denen noch zwei weitere gebaut werden sollten, als Bunker für den Kriegsfall konzipiert worden. "Man hatte sogar einen Kriechgang gebaut, der 1,60 Meter hoch wie breit war und in einem Häuschen vor dem Hotel endete." Dieser Tunnel wurde bei den am 3. November begonnenen Umbauarbeiten zugeschüttet. Bis auf einige Dachschrägen, die wegen Feuchtschäden noch abgerissen werden, kann nach der Entkernung im nächsten Schritt der Innenausbau auf alter Substanz erfolgen. "Das Gebäude ist einst auf Fels gebaut worden, die Betonelemente sind von guter Qualität, nichts hat sich verzogen", sagt Frank Kasselmann. Die Baufirma von einst - Industriebau Wernigerode - ist übrigens auch der jetzige Generalauftragnehmer.

Von Außen wird das Gebäude aus energetischen Gründen und für den Immissionsschutz komplett isoliert. Alle Fenster werden erneuert, die Balkone mit Glas verkleidet. Noch nicht entschieden hat sich der Bauherr zur Farbgestaltung der Fassaden. Auf jeden Fall werden sie hell sein und müssen zum Thema Mittelalter passen. "Ich habe selbst Kinder und weiß, wie sehr sie auf Ritter und Co. abfahren", begründet der vierfache Familienvater die Wahl des Themas. Es soll am Äußeren des Hotels mit modernen Elemente angedeutet werden und sich im Haus selbst bei der Einrichtung der Zimmer und Gaststätten wiederfinden. "Ich baue keine Burg", sagt Kasselmann und schmunzelt.

Gerüchte zerstreut

Gleichzeitig zerstreut er die Gerüchte, dass gesprengt werden muss und ein Veranstaltungszentrum für mehrere tausend Gäste angebaut wird. "Die alte Struktur des Hotelgebäudes mit neun Etagen plus Keller wird erhalten. Ein zweites KiK für Großveranstaltungen in Wernigerode wird es im Burghotel nicht geben", betont Kasselmann.

Der gelernte Kaufmann, der das insolvente "Stadt Wernigerode" 2012 erwarb, hat sein Hotelprojekt akribisch geplant. "Jedes Detail habe ich zwei, dreimal durchgerechnet", sagt der 49-Jährige. Er leitete früher in seinem Wohnort Bad Sachsa die Geschicke der Stadtwerke, Bädergesellschaft und des Kurbetriebs, bevor er Ende 2005 in die Geschäftsführung des "Hasseröder Ferienparks" nach Wernigerode wechselte.

Aus finanziellen Gründen habe er den Veranstaltungssaal gestrichen, "er hätte lediglich repräsentative Zwecke". Auch habe er sich "vorerst" vom Bau einer Tiefgarage und Dachterrasse verabschiedet. In den obersten Etagen des Burghotels soll der Wellnessbereich eingerichtet werden. Ein Angebot, das eine Ergänzung für den benachbarten Hasseröder Ferienpark sein soll. "Unsere Gäste können im Umkehrschluss Saunalandschaft und Brockenbad nutzen", sagt Frank Kasselmann.

Barrierefreies Bettenhaus

Nicht seinem Rotstift zum Opfer gefallen sind zwei kleinere Neubauten. So soll der Eingangsbereich erweitert werden. "Er wird quasi auf dem ursprünglichen Fundament aufgebaut." An den Bettenhausturm angebaut wird ein vierstöckiges Gebäude mit Büroräumen und 24 behindertengerechten Hotelzimmern. "Der Bedarf an barrierefreien Urlaubsquartieren ist in den letzten Jahren sehr gestiegen", sagt Kasselmann.

Zum letzten Umbauabschritt gehört die Parkgestaltung um den kleinen Teich auf dem Gelände, der Bau von Parkplätzen und die Begrünung des Areals. Während dafür noch einige Zeit verstreichen wird, steckt der Burghotel-Betreiber mitten in der Personalplanung.

Mindestens 70 Arbeitsplätze möchte und muss er schaffen. "Zum einen brauche ich so viele Mitarbeiter, zum anderen ist die Anzahl Bedingung für die Landesförderung von 40 Prozent", sagt Kasselmann, während sein Blick vom Balkon eines der Hotelzimmer in die Ferne schweift.